Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains
hundert? Gieß ihn in die Tasse, bring sie zu ihm, und dann trink daraus, sodass er dich sehen kann, sodass der ganze Hofstaat dich sehen kann. Nur einen Schluck, vom gegenüberliegenden Rand der Tasse, die du ihm anbietest.
Sie tat all das und verbrannte sich beinahe die Lippen an dem heißen Tee; und er lächelte ein klein wenig, als er die Tasse nahm.
Er trank Tee; sie hatte getan, was sie tun durfte, hatte die Dienerin ihres Herrn gespielt. Oder hatte sich aufgeblasen, seiner Mutter geradezu einen Schlag ins Gesicht versetzt, äußerste Respektlosigkeit zur Schau getragen. Sie hätte jetzt aufstehen sollen, so anmutig, wie ein einfaches Fischermädchen es vermochte, und hätte sich in die Ecke mit den Teegerätschaften zurückziehen sollen, um abzuwarten, bis er wieder etwas wünschte. Aber eine Berührung durch seinen Finger und ein Blick aus seinen Augen hielten sie zurück, und sie blieb auf einem Kissen an seiner Seite knien.
Die Kaiserin schnaubte; Seide raschelte, als sie die Schultern zuckte. Ausdruck eines Abwinkens; das Heer hatte sich zurückgezogen, aber nicht kapituliert, war nur für dieses eine Mal zurückgewichen. Dann richtete sich glücklicherweise die Aufmerksamkeit der Kaiserin, ja, die Aufmerksamkeit des ganzen Raums auf etwas anderes. Mei Feng konnte etwas aufatmen, in ihren ungewohnten Seidenkleidern erschauern und für eine kleine Weile versuchen, keine Angst zu haben, nicht zornig zu sein.
Sie musste mit den kleinen Dingen beginnen, den naheliegenden. Dem, was vor ihren Augen, ihren Händen, ihrem Körper lag. Diese Kleider, die sie trug, die nicht ihre waren, ihren auch nicht glichen, genau wie diese Rolle, die sie spielte – Dienerin, Konkubine oder Geliebte -, nicht sie war und ihr auch nicht glich. Sie waren getragen und im Laufe der Zeit weich geworden, diese schweren Seidengewänder, ermüdet, obwohl sie jahrelang gepflegt worden waren. Es war leicht zu sehen, wo gerissene Fäden ersetzt und verblasste Farben aufgefrischt worden waren.
Das Polster, auf dem sie kniete, war ebenfalls alt, luxuriös und abgenutzt; es war geflickt worden, und die Kordelfransen daran waren dünn.
Auch der Fußboden: Sie hatte ihn aus der Nähe im Blick, und er war älter als alles andere, Hunderte von Jahren alt. Schwere Dielen, dunkel vor Alter, eisenhart, passgenau aneinandergesetzt. Dieser Boden hätte ihren Vater, den Bootsbauer, und auch seine Brüder zufriedengestellt – besser gesagt, sie so beeindruckt, dass ihnen die Worte gefehlt hätten.
Sie wusste nicht, wem die Kleider und das Kissen gehört hatten; nur, dass sie zu dem Haushalt hier gehörten und dass das Haus einem Jademeister gehört hatte, bevor der Kaiser es beschlagnahmt und zu seinem Palast gemacht hatte.
Es war bei weitem das großartigste Haus, das sie je gesehen hatte. Drei Höfe! Einer für den Hausherrn, einer für die Herrin, einer für den Empfang der Öffentlichkeit. Es erstaunte sie, dass es einem einfachen Kaufmann gestattet
war, so anmaßend zu bauen; aber ein Jademeister war ja auch kein richtiger Kaufmann. Eher ein Statthalter. Jade gehörte dem Kaiser, dem Thron. Sie konnte nicht verkauft oder eingetauscht werden. Die Jademeister überwachten den Bergbau und die Schnitzereien – die besten Jadeschneider kamen alle nach Taishu, um der Quelle des Steins, der ihrer Arbeit zugrunde lag, so nah wie möglich zu sein – und dann den Transport in die Verborgene Stadt. Sie bezahlten die Bergleute und Steinschneider, die Fuhrleute und Wachen. Sie wurden ihrerseits vom Palast gut bezahlt, aber sie waren keine richtigen Kaufleute; sie trieben keinen Handel mit der Jade.
Den Kaiser nannte man den Jade-Mann, er saß auf dem Jadethron. Das tat er wortwörtlich oder hätte es zumindest hier, im Saal des Jademeisters, tun können; der Thron war das erste Gepäckstück gewesen, das eingetroffen war. Große Stücke fein geschnittenen Steins, tiefes Meergrün, dem der Zauber des Meeres selbst innewohnte: Sie hätte ihn einfach nur immer weiter anstarren können, wie er auf dem dunklen, alten Holz des Fußbodens stand, ein Altar in einem Tempel, ein Sitz für die Götter. Das war er natürlich auch, ein Sitz für den Sohn des Himmels …
Der Thron war Ehrfurcht gebietend, aber der Kaiser schien die Majestät des Throns – und auch seine eigene – gar nicht wahrzunehmen. Er saß jetzt selbst auf dem Boden, um sich besser über eine Landkarte beugen zu können, die zwischen seinen Generälen ausgebreitet war. Seine Mutter hatte
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