Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains

Titel: Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Fox
Vom Netzwerk:
sich auf einen Stuhl gesetzt und ragte über ihnen auf.

    Obwohl sie stur war, konnte Mei Feng ihren Blick nicht die ganze Zeit auf ihre eigenen verschränkten Finger gerichtet halten, auf den Stoff, um den sie sich legten, oder auf den Boden, auf dem sie kniete. Da es so viel anderes in der Nähe gab – aufgeregte Stimmen, zustoßende Finger, jegliches Anzeichen dafür, dass die Männer sich in Fahrt redeten, weil sie unsicher waren, weil sie Angst hatten -, musste sie einfach verstohlene Blicke zur Seite werfen und lauschen.
    Sie hatte natürlich schon von Landkarten gehört, aber noch nie eine gesehen. Zuerst verstand sie diese Karten nicht. Das Meer, die Meerenge, war in ihr, wie Salz in ihrem Blut; was konnte das Papier angesichts des starken Sogs der Gezeiten, der rauen, stumpfen Zähne der Felsen, des willkommenen, sicheren Hafens schon bedeuten?
    Aber sie hörte, wie die Männer Orte und Punkte nannten, die sie kannte; ihr Verstand stellte langsam Verbindungen her, zwischen den Formen auf dem Papier und der lebendigen Wirklichkeit in ihrem Kopf.
    Bald kam sie zu dem Schluss, dass es keine besonders gute Landkarte war – oder dass keine Landkarte gut war. Die Karte sagte nichts darüber aus, wo die Strömungen einen seltsamen Sog entwickelten oder ein natürlicher Hafen Zuflucht vor einem Sturm verhieß; sie konnte die Winde, die Jahreszeiten oder die Fischschwärme nicht verzeichnen. Selbst der Küstenverlauf war falsch dargestellt: nur in Einzelheiten, was eine Krümmung hier, einen Winkel da betraf, aber das immer wieder, bis all die kleinen Fehler sich summierten, bis eine Landzunge
als nach Osten weisend eingezeichnet war, obwohl Mei Feng wusste, dass sie nach Norden wies.
    Großvater hätte über die Karte gespottet und sich nicht darum gekümmert. Mei Feng hätte vielleicht selbst etwas gesagt, aber sie hatte den Kaiser genug in Verlegenheit gebracht, und die Generäle versuchten nicht, eine Schiffsroute auszuarbeiten, sondern legten nur fest, wo sie Männer postieren wollten. Männer und Flotten; Szechao war auf dem Landweg schwer zu erreichen. Hier jedoch – ein Finger stach nach unten – befand sich ein Bach näher an der Stadt, breit genug, eine Fischereiflotte aufzunehmen, und die Männer konnten eine Straße bahnen und …
    »Nein!«
    Zu ihrem Erstaunen, ihrer Verwunderung, war es ihre eigene Stimme, schrill, aber fest, entschlossen, eindeutig. Das sollten sie nicht, das durften sie nicht …
    Sie starrten sie an, böse; und sie konnte nicht einfach sagen: Das dürft Ihr nicht, das ist heiliger Boden. Sie hatten nie von der Göttin gehört, es würde sie nicht kümmern, und die Göttin hatte keine mächtigen Priester, die sie verteidigen konnten, niemanden, auf den sie gehört hätten …
    Sie sagte: »Eure ausgeklügelte Karte zeigt das nicht, Herr«, als sei er der Einzige, der hier eine Rolle spielte, »aber hier ist ein Strudel, genau an der Mündung des Bachs.« Das stimmte glücklicherweise auch. »Deshalb gibt es dort kein Dorf, keine Flotte, keinen Ankerplatz. Die alten Leute sagen, dass dort ein Dämon im Wasser haust.« Zumindest sagten das einige von ihnen.
Ihr Großvater war auch alt, aber er sagte, der Strudel sei dort von der Göttin hingesetzt worden, um ihren Schrein zu beschützen. Mei Feng war davon nicht überzeugt. Manchmal dachte sie, dass dort, wo die Strömung eines Flusses zugleich auf Felsen und das Meer traf, ein Strudel vielleicht nur ein Strudel sein mochte, ein Ausdruck der Wechselhaftigkeit des Wassers.
    Es hatte keinen Sinn, so etwas zu Großvater zu sagen. Hier würde es keinen Sinn haben, überhaupt viel mehr zu sagen. Sie ließ ihre Hand aber auf der Karte liegen, hinweisend, bedingungslos. Die eines Generals lag schon dort, und sie staunte über die Unterschiede zwischen den beiden Händen. Ihre war klein, schlank und doch sehr schwielig von der Arbeit auf dem Boot; seine war im Vergleich zu ihrer massig, ohne Zweifel stark und hatte doch weiche Haut von Jahren voller Bäder und Öle, ohne körperliche Arbeit. Selbst der anstrengende Marsch hierher hatte seine Haut nicht rau gemacht, ganz gleich, was er seiner Seele angetan hatte.
    Und jetzt lag eine weitere Hand hier, die des Kaisers selbst; sie war glatt, langfingrig und hatte nie Gelegenheit gehabt, kräftig zu werden. Und doch war seine Stimme recht kräftig, als er sagte: »Nun, dann hast du uns Zeit erspart – und vielleicht auch ein paar Leben gerettet, wenn der Strudel so gefährlich ist.« Er sagte

Weitere Kostenlose Bücher