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Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains

Titel: Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Fox
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dieser Straßen unter ihrer narbigen Haut. Die Männer, die schon die ganze Woche lang die Stadt besetzt hielten: keine freundlichen Männer, nicht gütig, sondern konzentriert, den Blick übers Wasser gerichtet. Sie wollten von Santung nichts als Boote und Nahrung, wollten weg. Die Männer, für die sie gehungert hatte, beinahe schon freiwillig, als wäre das der Preis dafür, sie wieder gehen zu sehen.

    Ihre Speere wiesen auf sie herab; sie stand hier im Schatten, während sie sich im Licht befanden. Dennoch konnten sie sicher sehen, dass zwei Mitglieder ihrer Gruppe winzig waren und nur eines ein Mann.
    Sie rief aus der Dunkelheit hinauf: »Soldaten des Kaisers! Lasst uns ein, nehmt uns unter Euren Schutz!« Sie machte keine Frage daraus, gab ihnen nicht die Chance abzulehnen.
    Ihre älteste Tochter stimmte unerwartet mit ein: »Wir haben reifes Obst hier, falls Eure Münder trocken sind.«
    Es ertönte Stimmengemurmel, und dann wurde an einem Seil ein Korb heruntergelassen, in den sie ihr Obst fallen ließen, nicht genug, um ihn auch nur halb zu füllen, aber genug. Denn dann erschien eine Art Leiter, ein Bambusstab mit darangebundenen Sprossen. Die Kleinen konnten nicht hinaufklettern, aber sich wenigstens wie Affen an ihren und Tojos Rücken klammern.
    Ihre älteste Tochter brachte anscheinend viel mehr fertig, als nur im Halbdunkel eine gefährliche, wackelige Leiter hinaufzuklettern. Da waren Speerschäfte, an denen sie sich festklammern konnten; dann packten grobe Hände sie einen nach dem anderen, um ihnen über die Barrikade zu helfen. Ma Lin ertrug die Hände, aber das Mädchen tat mehr, spielte mit, indem es sich wand und leise lachte. Ma Lin hätte ihre Tochter in der Öffentlichkeit dafür getadelt, ihr unter vier Augen eine Ohrfeige dafür gegeben, aber die alten Regeln waren tot. Die alte Stadt, so dachte sie, lag im Sterben. Vielleicht würde eine neue aufsteigen, eine, in der Soldaten lebten. Soldaten wollten immer Frauen. Ihre Tochter würde keine
von denen sein, das hatte sie beschlossen; aber in diesem Zögern zwischen der alten und der neuen Stadt … Nun, wenn ihre Tochter mit Soldaten beider Seiten umgehen konnte, war das eine Fähigkeit, die etwas wert war, ja, ganz gleich, wo sie sie erlernt hatte.
    Hier und jetzt gewann es ihr ein Hemd voll Früchte zurück, und das Mädchen hatte recht: Natürlich waren sie etwas, wofür man dankbar sein musste.
    Und der Soldat, der Früchte in dieses Hemd häufte, während sie es hinhielt, starrte vielleicht lüstern auf das, was er sehen oder sich ausmalen konnte, wühlte aber auch in seinem eigenen Beutel herum, um eine Handvoll getrockneten Fisch, einen Topf mit eingelegtem Gemüse, ein Stück Zuckerrohr zum Herumkauen hinzuzufügen. Es war so viel Essen, wie Ma Lin kaum jemals an einem Tag für sie alle zusammen gesehen hatte.
    Ihre kleinste Tochter fragte tapfer, atemlos: »Mama? Sind wir jetzt in Sicherheit?«
    Und wo Tojo gesagt hätte: Ja, Schatz, jetzt sind wir in Sicherheit, schau doch, die starken Männer beschützen uns!, konnte Ma Lin dem kleinen Mädchen nichts als ein hysterisches Lachen schenken. Wenn es Barrikaden gab, dann, weil die Armee des Kaisers nicht weiter fliehen konnte; Soldaten kämpfen, wenn sie müssen, wenn sie nichts anderes tun können. Niemand war auf dieser Seite der Barrikade sicher. Und jetzt kam ein Hauptmann die Straße heraufgestürmt, um seine Leute dafür zu tadeln, dass sie sie herübergeholt hatten, vielleicht auch, um sie zurückzuschicken.
    Ihre Tochter – ihre große Tochter, in der sie plötzlich
in diesem verwirrenden Licht eine Frau erkannte – sah zu ihm auf und fragte: »Bitte, wohin können wir gehen, um Euch nicht im Wege zu sein?«
    Und er sagte, vielleicht, weil sie nicht ihr erschöpfter, gebrochener Vater war, nicht ihre wild entschlossene Mutter, sondern nur jung und frisch und hoffnungsvoll: »Kommt mit mir.«
    Und zu einem seiner Männer: »Bring die Leiter her.« Und zu Ma Lin, obwohl er es so laut sagte, dass all seine Männer es hören konnten: »Ich werde nicht gestatten, dass noch mehr weiche Leiber dank der weichen Herzen dieser Dummköpfe herüberkommen.«
    Er führte sie ein kleines Stück die Rotbachstraße hinunter und durch ein zerbrochenes Tor in den Hof eines Hauses. Alle Türen in diesem unteren Stockwerk waren verschwunden, und mitten auf dem Hof lag ein Durcheinander aus zerrissenem Stoff und zersplitterten Möbeln, aber es war dennoch ein Haus wie das, in dem sie lebten, und

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