Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains

Titel: Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Fox
Vom Netzwerk:
ging, um ihre Kleinkinder zu wecken, und sah, dass ihre älteste Tochter, Jin, das schon für sie getan hatte. Zwei kleine Mädchen und ein großes – Jin war im heiratsfähigen Alter, wenn das noch irgendetwas bedeutete – waren fertig angezogen und bereit, ihr zu folgen, wohin sie auch ging.
    Auch Tojo würde das tun. Sie waren sich immer einig darüber gewesen, dass er zwar der Mann war, sie aber
das Familienoberhaupt. Wenn sie einen Sohn gehabt hätten, hätte sein Vater vielleicht für ihn verantwortlich sein wollen, aber die Reihe von Töchtern gab ihr recht. Was konnte er so vielen Mädchen gegenüber schon zu sagen haben?
    Er machte seine Sache eigentlich gut, das hatte er immer getan: ein guter Ernährer, der ein gutes Verhältnis zu seinen Frauenzimmern hatte und allen vieren gestattete, ihn herumzukommandieren, außer, wenn es wichtig war. Dann war er so klug, nur auf eine zu hören.
    Er hörte auch jetzt auf sie, das taten sie alle, ernst und angstvoll. Dann – sie ließen den Reis zurück, keine Zeit, ihn jetzt zu holen, keine Zeit, irgendetwas einzupacken, keine Zeit – liefen sie im Gänsemarsch auf den Hof und drängten sich zum Tor durch, Ma Lin voran, Tojo als Letzter. Alle hielten sich jeweils an der Hose des Vorangehenden fest, während sie gingen.
    Das Tor selbst war von zwei Brüdern, die sich ein Zimmer auf der gegenüberliegenden Seite des Hofs teilten, ein Stück weit geöffnet worden. Sie starrten beide ängstlich durch den Spalt und rührten sich nicht.
    »Was könnt ihr sehen?«, fragte Ma Lin flüsternd.
    »Nichts …«
    »Und? Habt ihr vor zu warten, bis ihr Soldaten sehen könnt?«
    »Es ist dunkel, Ma Lin!«
    Natürlich war es dunkel; das schwache Licht vor der Morgendämmerung konnte nicht zwischen die hohen Mauern und in die engen Gassen dringen. »Wenn ihr sie nicht sehen könnt, können sie euch auch nicht sehen.
Jetzt bewegt euch, ihr Trottel, solange ihr noch euer Nichts habt!«
    Als sie sich immer noch nicht rührten, stieß sie sie beiseite, öffnete das Tor selbst und drängte sich auf die Gasse hinaus, ohne überhaupt hinzusehen.
    Sie spürte ihre Familie hinter sich, Tojo würde am Ende aufpassen; er war ein vorsichtiger Mann.
    Der schnelle, leichte Weg aus der Stadt führte bergauf; aber sobald sie außerhalb der Mauern ihres Hauses waren, in diesem Labyrinth aus Gassen und Durchgängen, das Geräusche einfing und widerhallen ließ, war noch deutlicher als zuvor, was ihnen auf dem Weg begegnen würde – was bergab kam. Das Feuchte unter ihren Füßen war sicher Tau, aber die Schreie von Männern, die so rasch abbrachen, verliehen ihm eine Klebrigkeit, die es nicht besaß, und gaben Ma Lin Visionen von Blutströmen ein, die wie blinde Schlangen den Weg hinab zum Kopfsteinpflaster und zu den Gossen der Unterstadt fanden.
    Die Schreie der Frauen und Kinder brachen nicht so rasch ab. Sie waren ein Chor, das Hintergrundgeräusch dieses Tages.
    Ma Lin führte ihre Familie weiter bergab. In eine Falle natürlich – das wusste sie. Es konnte kein Entkommen aus der Innenstadt geben, wenn Soldaten sie von allen Seiten außer vom Meer her einkesselten. Bergauf und hinaus, das war der einzige Weg in die Freiheit, aber das war unmöglich; und stillzuhalten hätte geheißen, den Tod herauszufordern, auf ihn zu warten.
    Worauf sie hoffte – und worum sie beten würde, wenn
sie nur Zeit fanden, an einem Schrein an einer Straßenecke haltzumachen, ein Räucherstäbchen zu entzünden, ein paar Worte mit dem Priester und weitere mit dem Gott zu wechseln -, war, dass sogar Männer im Blutrausch müde werden würden, bevor sie die gesamte Stadt niedergemetzelt hatten. Wie alle Männer würden sie ernsthaft anfangen: gründlich, entschlossen. Aber vielleicht würden sie des Gestanks und der Arbeit müde werden. Zu dem Zeitpunkt, zu dem sie in die Nähe des Flusses gelangten und auf ihre Mitmörder trafen, die seinem Lauf gefolgt waren, würden sie vielleicht – wenn sie sich selbst in diesen todessatten Männern gespiegelt sahen – einfach an Hauseingängen vorbeigehen und abgedunkelte Lagerhäuser nicht durchsuchen, weil sie gleichgültig geworden waren.
    Vielleicht. Es war eine schwache Hoffnung, um davon eine Zukunft abhängig zu machen; es war alles, was sie hatten. Sie führte ihre Familie weiter bergab.
     
    Sie war nicht gerade die Erste, die daran gedacht hatte zu fliehen. Wo die Straßen breiter wurden, hatten anscheinend einige daran gedacht, ihren Hausrat mitzunehmen.

Weitere Kostenlose Bücher