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Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains

Titel: Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Fox
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Straße ins Tal heruntergekommen waren. Die Stadt hatte sich seitdem mit ihnen gefüllt, einem endlosen Heereszug: Männer mit Waffen, Männer mit Eseln und Ochsenkarren und auch Frauen und Kinder. Sie drängten sich in
den Straßen, schliefen in Hauseingängen, lagerten in Parks und Gärten und nahmen allen Raum ein, den es gab. Es war, als hätte sich eine zweite Stadt über Santung gelegt. Es war auch mehr oder minder eine zweite Stadt: Die Verborgene Stadt, so hieß es, war aus dem Norden hierhergejagt worden. Man sagte, der Kaiser selbst sei unter den Männern gewesen, mit all seinen großen Fürsten und auch seinen Schätzen. Er war zum Hafen hinuntergeeilt und in See gestochen. Und jetzt setzte jedes Schiff, jedes Boot Männer über die Meerenge, die ihm folgten. Frauen und Kinder mussten warten; der Kaiser wollte seine Armee.
    Nun rückte eine weitere Armee an. Dieselben Rebellen, die den Kaiser aus der Verborgenen Stadt vertrieben hatten, hatten ihn die ganze Strecke bis hierher verfolgt; für sie gab es keinen Grund, vor Santung haltzumachen. Wenn sich ihnen eine entschlossene Armee entgegengestellt hätte, hätte das ein Grund sein können: Aber die Armee des Kaisers segelte ab, eine Bootsladung nach der nächsten, ganz gleich, wie sehr die Bürger flehten oder was der Gouverneur verlangte.
    Gestern hatte Ma Lin gehört, dass der Gouverneur selbst mit seinem gesamten Haushalt abgereist war; er war nicht der Erste, der aus Santung geflohen war, aber vielleicht der Letzte. Soldaten – neue Soldaten, die Vorhut der Rebellenarmee – waren auf den Landzungen beiderseits der Stadt gesichtet worden. Jetzt waren Boote mehr denn je den Männern des Kaisers vorbehalten; das Volk hatte keine Möglichkeit zu fliehen.
    Auch keine Möglichkeit, die Rebellen fernzuhalten,
keine Mauern und Tore, die erst belagert werden mussten. Die Soldaten konnten aus den Hügeln oder am Fluss entlang in die Stadt kommen, sobald sie wollten.
    Das war anscheinend jetzt. Ma Lin stand im kühlen Halblicht auf dem Dach und hörte aus der Ferne den Klang der Katastrophe: Rufe, Schreie, das Aufeinanderprallen von Metall. Der Flusswind trug die Geräusche herbei, blies das Tal hinab, schwer von dem gleichen Rauch, der Tojo umwabert hatte.
    »Wo sind sie?«
    Tojo zuckte die Schultern. Das hieß, dass sie überall waren, östlich und westlich und nördlich. Südlich lag das Meer. Die Anleger, die Strände und das Meer, das eine Fluchtmöglichkeit hätte bieten sollen – aber nicht heute. Sie hätte den Kaiser verfluchen mögen, doch mit jedem Atemzug sog sie die Warnung des Rauchgestanks ein; sie hatte keine Zeit zu verlieren.
    Er fragte: »Was sollen wir tun?«
    Sie sagte: »Ich werde die Kinder aufwecken und anziehen. Du packst Essen ein.« Was noch an Essen da war, wenig genug, nachdem sie eine Woche lang die Plünderungen einer Armee über sich hatten ergehen lassen müssen. Jeden Tag hatte sie die Stadt abgesucht, nur eine unter Tausenden auf der gleichen hoffnungslosen Mission: Die Märkte waren leer, verlassen. Jeden Tag hatte sie Reis aus dem Familienkrug gekocht und ihn aufgehoben, hatte aus den Resten vom Vortag Reisbrei für die Kinder gemacht. Auf diese Weise war immer genug Essen für einen Tag zum Mitnehmen da – für den Zeitpunkt des Aufbruchs. Wenn sie denn irgendwohin gehen konnten.

    Der Zeitpunkt war jetzt. In den Gassen ringsum hörte man hastige Schritte und den Klang von Metall, das auf Holz oder weicheres Material einhieb. Gebrüll, Schreie.
    Im Osten, Westen und Norden waren Rebellen gesichtet worden; jetzt kamen sie von Osten, Westen und Norden. Eine Brigade marschierte den Fluss entlang. Der Rest ergoss sich über die Ränder des Tals, durch die Terrassengrundstücke in die Gassen zwischen den Wohnhäusern.
    Sie waren ringsum, aber noch nicht in dieser Gasse. Auf dem Hof herrschte plötzlich Trubel; ein Dutzend Familien stürzte aus ihren Räumen hervor. Greinende Säuglinge und stolpernde Kinder; mit der Hälfte der Erwachsenen stand es nicht besser. Sie waren betäubt von Schlaf und Entsetzen zugleich. Ma Lin beobachtete sie einen Augenblick lang, um zu sehen, ob irgendeiner von ihnen die Zügel in die Hand nehmen würde. Sie wollte sich fast ins Getümmel stürzen und selbst diejenige sein.
    Doch sie hatte ihre eigenen Kinder, ihren eigenen Mann zu beschützen. Je kleiner die Gruppe, desto besser. Sie nahm nicht an, dass irgendjemand fünfzig Leute retten konnte, aber sie konnte vielleicht fünf retten.
    Sie

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