Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gesetz des Todes

Gesetz des Todes

Titel: Gesetz des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Higgins Jack
Vom Netzwerk:
»Ja, alles in Ordnung. Was machen Sie hier?«
    »Ich wollte der Patientin ihre Medikamente verabreichen.«
    »Sie schläft wieder, glaube ich.«
    »Ah, dann kann das noch ein wenig warten.«
    Sie ging mit ihrem Wagen weiter. Dillon sah ihr eine Weile nach, machte sich dann auf den Weg zur Rezeption, ignorierte Maggie Duncan, die ihm etwas zurief, lief die Stufen zum Parkplatz hinunter und stieg in seinen Mini Cooper.
    Roper, der erfolglos das Internet nach Hinweisen durchforstet hatte, lehnte sich frustriert zurück. Das eigentliche Problem bestand freilich darin, dass er keinen blassen Schimmer hatte, wonach er konkret suchte, aber eines stand fest: Da war etwas faul. Was hatte Blake noch mal gesagt? Es ist, als wäre das Ganze nie passiert. Aber es ist passiert.
    »Höchste Zeit, sich wieder der Basis zuzuwenden«, sagte er zu sich und rief Dillon auf seinem Codex Four an. »Wo bist du?«
    »Ich war im Rosedene bei Hannah. Und jetzt parke ich gerade vor der St. Paul’s.«
    »Na, besuchen wir wieder die Heilige Jungfrau Maria? Wie geht es Hannah?«
    »Hängt an hundert Strippen.«
    »Gut. Ferguson hat vorhin angerufen. Cazalet will Antworten, was diese Belov-Geschichte betrifft. Deshalb hat er Blake Johnson mit rübergeschickt, gewissermaßen zur Verstärkung, aber wir entscheiden über die Vorgehensweise, und Ferguson erwartet eine Erklärung. Ich werde mich jetzt mal in den Dark Man aufmachen und ein paar Takte mit den Salters reden. Wir treffen uns dort.«
    »So bald ich kann.«
    Dillon hatte vor St. Paul’s geparkt, aber in einer Seitenstraße der Harley Street, und das aus einem bestimmten Grund. Die Pastorin dieser Kirche war gleichzeitig Professorin für Psychiatrie an der London University und wurde überwiegend von Leuten aufgesucht, die für Ferguson arbeiteten und unter psychischen Problemen litten. Auch Dillon war gelegentlich davon betroffen gewesen.
    Er stieg die alten Steinstufen hinauf und schlüpfte durch die kleine Judaspforte. Im Inneren der Kirche roch es angenehm nach Weihrauch, vor einer Marienstatue flackerten Kerzen, und beinahe augenblicklich stellte sich bei ihm das Gefühl ein, weit weg zu sein, losgelöst vom täglichen Leben; nur ganz gedämpft drang der Verkehrslärm durch die dicken Mauern. Der Ort erinnerte Dillon an die Kirche seiner Kindheit, in County Down, was wenig überraschte, denn die Gemeinde von St. Paul’s bekannte sich zum anglo-katholischen Glauben, dem ältesten Zweig der Church of England. Diese Glaubensrichtung hatte sich jedoch inzwischen so weit dem Zeitgeist angepasst, dass sie ihren Klerikern die Ehe gestattete und einer Frau das Priesteramt übertragen hatte. Und da stand sie auch schon, eine liebenswürdige, ruhige Frau in schwarzer Soutane und Priesterkragen, die gerade die Tür zur Sakristei geöffnet hatte und eine junge Frau zu sich hereinbat.
    Sie drehte sich zu Dillon um, und augenblicklich nahm ihre Miene einen besorgten Ausdruck an. »Sean?«, sagte sie und wandte sich rasch an die junge Frau. »Gehen Sie doch schon rein, Mary und setzen Sie den Teekessel auf.« Sie schloss die Tür und fragte ängstlich: »Ist es Hannah? Sie ist doch nicht …«
    »Nein.« Dillon hob abwehrend die Hand. »Es geht ihr sehr schlecht, aber sie lebt. Die Untersuchungen des Gehirns sind abgeschlossen, und man hat sie ins Rosedene zurückverlegt, aber sie ist noch längst nicht über den Berg. Bellamy macht sich Sorgen wegen all ihrer Verletzungen, die sie sich in den vergangenen Jahren zugezogen hat. Wie es scheint, ist ihr Herz nicht so stark, wie es sein sollte, aber das war leider zu erwarten.«
    Sie umarmte ihn und hielt ihn einen Moment lang. »Mein lieber Sean. Sie wollen mich sprechen?«
    »Ja, aber ob als Psychiaterin oder Seelsorgerin, das weiß der Himmel. Ist es nicht das, was die wirklich Gottlosen tun? Immer versuchen, sich abzusichern?« Sein Lächeln war kalt und freudlos. »Egal, Sie sind ohnehin beschäftigt. Vielleicht ein andermal.«
    Er ging zu der großen Eichentür und öffnete die schmale Judaspforte. »Dieser Ausgang ist angemessen, finden Sie nicht, besonders für jemanden wie mich? Judas war ein politischer Terrorist, ein Zelot, und meine Sparte in dem großen Spiel war die IRA.«
    Mit ernster Miene schüttelte sie den Kopf. »Solche Sprüche führen zu nichts, Sean.«
    »Ashimov hat sie vor ihrem Haus überfahren wie einen Hund, mit voller Absicht«, sagte er tonlos. »Als ich zu ihr rannte, versuchte sie sich am Treppengeländer hochzuziehen.

Weitere Kostenlose Bücher