Gesetz des Todes
Premierminister John Major gab damals im Unterhaus einen Empfang für Präsident Clinton. Und dabei tauchten gewisse Sicherheitsfragen auf. Dillon meinte, das Ganze sei Larifari und dass er es als Kellner verkleidet ohne weiteres auf die Terrasse schaffen würde.«
»Was?« Roper schnitt eine ungläubige Grimasse.
»Ja, Sie haben richtig gehört. Aber die Aktion war nur vom Fluss aus möglich, verstehen Sie? Dillon beauftragte Hannah Bernstein, jemanden aufzutreiben, der die Themse wie seine Westentasche kannte, nur war das keiner vom Zoll und auch keiner von der Flusspolizei.«
»Sie hat mich gebracht«, sagte Harry und grinste breit. »Gott segne sie, sie hat Dillon nie verziehen.«
»Und warum das?«
»Wir hatten da ein kleines Ding laufen. Diamanten auf einem Boot aus Amsterdam, das zufällig stromaufwärts kam. Leider war da auch ein Informant am Werk. Bernstein wusste, dass man uns an jenem Abend am Kai hochnehmen würde, was für jeden von uns locker zehn Jahre Knast bedeutet hätte. Zum Glück hatte Dillon beschlossen, mal wieder den bösen Buben zu spielen, und deshalb sind wir der Polizei durch die Lappen gegangen.«
Roper drehte sich zu Dillon um. »Du verdammtes Schlitzohr.«
Dillon griff gerade nach dem dritten Bushmills, den Dora ihm eingeschenkt hatte. »Das habe ich schon mal gehört.«
»Das Fräulein Superintendent war verständlicherweise nicht sehr erfreut. Und da sie für Ferguson arbeitete, unterlag sie der Geheimhaltung und konnte demnach den Mund nicht aufmachen.« Salter schüttelte den Kopf. »Nun, wie gesagt, das hat sie Dillon bis heute nicht verziehen, denke ich, zumal er es, mit unserer freundlichen Unterstützung, tatsächlich als Kellner verkleidet bis auf die Terrasse geschafft hat, wo er Präsident Clinton, dem Premierminister und General Ferguson Kanapees servierte, und natürlich auch …«
»Lass mich raten«, grinste Roper, »Superintendent Bernstein.«
»Damals noch Chief Inspector Bernstein, um korrekt zu sein«, setzte Billy hinzu.
Sein Onkel nickte. »Und damals schon ein hübsches Mädchen.« Er schüttelte den Kopf. »Wie auch immer, wenn wir in der Lage waren, Dillon auf die Terrasse des Parlaments zu schmuggeln, um dem Präsidenten der Vereinigten Staaten belegte Brötchen zu reichen, sollten wir auch fähig sein, eine Antwort auf dieses Rätsel zu finden.«
»Richtig«, sagte Roper. »Wir alle wissen, was in Drumore passiert ist. Was soll also dieses Theater mit Belov International?«
»Die Sache ist die«, sagte Dillon, »wir wissen, was dahinter steckt, aber aus nahe liegenden Gründen können wir das nicht publik machen. Und darauf könnte Belov International sich verlassen.«
»Aber aus welchem Grund?«, fragte Roper. »Das Leben geht weiter, auch wenn es ums große Geld geht.«
»Gerade wenn es ums große Geld geht«, betonte Dillon. »Besonders wenn internationale Konzerne beteiligt sind, die sechs oder sieben Milliarden Dollar schwer sind und einflussreiche Regierungen hinter sich wissen.«
»Und dieser verdammte Kalte Krieg wieder von vorne anfängt«, warf Harry ein. »So etwas in der Art habe ich letzte Woche in der Times gelesen.« Seine Bemerkung wurde mit einem leicht erstaunten Schweigen quittiert. Alle Blicke waren auf Harry gerichtet. »Ja, stellt euch vor, ich lese ab und zu die Times. Da erfährt man mitunter ganz interessante Dinge.«
»Du willst also damit sagen, dass der neue Chef von Belov International womöglich Putin persönlich sein könnte?«
»Ja, das wäre eine nette Vorstellung, zumal man seinen Namen wenigstens aussprechen kann«, gab Harry zurück. »Nicht wie die meisten anderen russischen Zungenbrecher. Wie auch immer, Tatsache ist, dass sie diese Sache unter Verschluss halten werden. Und fest steht außerdem, dass unser General sich nicht hinstellen und öffentlich verkünden kann, dass er ein paar wilde Kerle an der Hand hat, die auf Geheiß des Premierministers herumlaufen und die Opposition ausschalten.«
»Dann haben wir es also mit einem Patt zu tun«, stellte Roper fest. »Eine Art von Ihr-wisst-dass-wir-wissen-und-wir-wissen-dass-ihr-wisst-Situation. Aber ich würde immer noch gerne erfahren, warum das Ganze?«
»Zur Hölle damit«, sagte Billy. »Ich weiß, was ich weiß. Dillon und ich haben sie uns in Drumore Place vorgeknöpft. Ich habe Ashimov persönlich in die Schulter geschossen, den Kerl anschließend umgedreht und ihm eine Kugel in den Rücken gejagt. Murphy, die Novikova und Belov konnten sich noch
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