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Gesetze der Lust

Gesetze der Lust

Titel: Gesetze der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Reisz
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schwarzen Laken erreichte.
    Den zweiten Schnitt setzte Søren auf ihren Bauch, direkt unterhalb ihres Rippenbogens.
    „Sprich mit mir, Eleanor“, sagte Søren, während er den dritten, kaum einen Zentimeter langen Schnitt auf ihrer Brust platzierte.
    „Au.“ Nora lachte leise. Søren schaute sie an. In seinen Augen brannten Liebe und Verlangen.
    „Es tut weniger weh, wenn du mit mir sprichst. Was denkst du gerade?“
    „Ich denke, dass wir das lange nicht mehr gemacht haben, Meister.“
    Ihr letztes Blood Play war vor einem Jahr gewesen – zwei Wochen nach ihrer Rückkehr zu ihm. In der Nacht hatten sie sich einander erneut versprochen. Nora hatte sich verpflichtet, ihm zu gehören, und er hatte versprochen, dass er alles in seinerMacht Stehende tun würde, um sie glücklich zu machen und zu beschützen. Wie vor vierzehn Jahren, in ihrer ersten Liebesnacht, war Blut vergossen worden – ihr Blut. In ihrer allerersten gemeinsamen Nacht hatte ihr gerissenes Jungfernhäutchen seine Laken befleckt. In der Nacht vor einem Jahr war das Blut von den achtzehn Schnitten gekommen, die er ihr zugefügt hatte. Achtzehn … ein Schnitt für jedes Jahr, das er sie kannte, ein Schnitt für jedes Jahr, das er sie liebte.
    „Es ist besser, wenn wir es nur selten tun“, sagte er und streichelte ihre Wange zärtlich mit dem Handrücken. Søren schien in diesem Moment vollkommen ruhig zu sein, sein Gesicht war eine Maske äußerster Ernsthaftigkeit. Aber sie kannte ihn so gut wie niemand sonst. Unter der Oberfläche aus friedlicher Gelassenheit brodelte dunkles, gefährliches, unzähmbares Verlangen.
    Nora senkte den Blick, als Søren die Klinge direkt unterhalb ihrer rechten Brust ansetzte und entschlossen über ihre Haut zog.
    „Das gefällt dir“, sagte sie, und Søren nickte feierlich. „Wir können das öfter tun, wenn du willst, Meister.“
    „Natürlich könnten wir das“, sagte er nur, und Nora lächelte, obwohl die Schmerzen ihr die Tränen in die Augen trieben. Sie könnten und würden sich jeden Tag dem Blood Play hingeben, wenn er es so bestimmte. „Aber wir müssen beide arbeiten.“
    Søren lächelte sie an, und sie erwiderte das Lächeln durch ihre Tränen hindurch.
    „Arbeit? Was ist das noch mal?“ Seitdem sie ihren Job als Domina aufgegeben hatte, arbeitete Nora nur noch als Autorin. Ein Job, der kaum mehr verlangte als Kaffee und Tee zu trinken und bis vier Uhr nachmittags im Pyjama herumzusitzen, war in ihren Augen keine Arbeit. Søren hingegen widmete sein Leben der Kirche. Beinahe jeden Morgen stand er um fünf Uhr auf, um joggen zu gehen, und spätestens um sieben Uhr saß er in seinem Büro in der Sacred Heart. Er nahm die Beichte ab, besuchte die Kranken und Sterbenden, beriet verheiratete Paare,führte Hochzeiten durch, Taufen, Beerdigungen und hielt vier bis acht Mal pro Woche die Messe ab.
    Nora wusste, wenn herauskäme, dass sie und Søren ein Liebespaar waren, wäre nicht der Sex der große Skandal. In der Sacred Heart und in der Diözese wurde Søren zutiefst verehrt. Wenn die Kirche aber herausfand, dass er ein Sadist war, der Frauen schlug – wenn auch mit deren Einverständnis –, würde er sofort aus dem Priesteramt verbannt. Søren würde sie nicht aufgeben, würde nicht Buße tun und niemals zugeben, dass ihre Beziehung eine Sünde war. Und deshalb würde die Kirche ihn exkommunizieren. Nur wenige außerhalb der katholischen Kirche verstanden, was eine Exkommunikation bedeutete. Es war nicht einfach nur, dass man gefeuert oder aus der Gemeinde ausgeschlossen wurde. Søren würden die Sakramente verweigert, er würde ausgestoßen und verdammt werden.
    „Ich habe Angst, Meister“, gab sie schließlich zu.
    „Müssen wir aufhören?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Ich fürchte mich nur davor, was passieren kann. Was ist mit Michael? Was, wenn bekannt wird, was er ist? Was, wenn sie von dem 8. Zirkel erfahren?“
    Nora wollte gar nicht darüber nachdenken, wie schlimm es werden würde, wenn die Presse ihnen auf die Schliche käme. Kingsley Edge überwachte die Mitglieder ihrer Untergrundgemeinde. Aber nicht einmal er konnte die Haie aufhalten, nachdem das Blut ins Wasser gelangt war. Ein katholischer Priester und eine Erotikautorin, die seit ihrem fünfzehnten Lebensjahr auf die eine oder andere Weise zu ihm gehörte … ein Teenager, der aufgrund seiner sexuellen Orientierung Selbstmord begehen wollte und der während einer SM-Session seine Jungfräulichkeit an Nora verloren

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