Gesetze der Lust
Mrs Scalera – eine unglaublich beeindruckende Frau, der es sogar ab und zu gelang, Søren zu zwingen, sich hinzusetzen und etwas zu essen. Doch Nora wusste auch, dass es nur einer vergessenen Notiz von Søren an sie bedurfte, eines einzelnen langen schwarzen Haares, einer Haarnadel oder eines anderen unverkennbaren Zeichens dafür, dass eine Frau die Nacht hier verbracht hatte, um Sørens Karriere ernsthaft zu gefährden.
Schon als sie die schmale Treppe in den ersten Stock hinaufstieg, fing Nora an, sich auszuziehen. Sie liebte dieses Gebäude. Seit siebzehn Jahren war es ihr heimliches Zuhause. Das kleine, zweigeschossige Häuschen im gotischen Stil hatte keinerlei Ähnlichkeit mit dem weitläufigen Gutshaus, in dem Søren geboren und bis zu seinem elften Lebensjahr aufgewachsen war. Aber dort hatte er sich nie wohlgefühlt. Trotz seiner äußeren Schönheit war es ein Haus des Grauens. Dieser Ort hier jedoch hattesein Herz genauso im Sturm erobert wie sie damals vor vielen Jahren.
Als sie in der Badewanne lag, atmete sie den Wasserdampf tief ein und ließ die Hitze auf sich wirken. Søren badete sie oft vor ihren Sessions. Es war ein Akt der Dominanz, etwas, das ein Elternteil mit seinem Kind tat, aber wichtiger noch: Es entspannte ihre Muskeln, damit er ihr mit seinen Schlägen Schmerzen zufügen konnte, ohne sie dabei ernsthaft zu verletzen.
Nora blieb nicht lange in der Wanne liegen. Sie wusch sich auch nicht die Haare. Sie wollte ihn, brauchte ihn. Heute war ihre letzte Nacht für zwei oder drei Monate. Fünf Jahre , erinnerte sie sich, während Tränen in ihren Augen aufstiegen. Fünf Jahre hatten sie getrennt gelebt. Dagegen sollten zwei Monate doch wie im Flug vergehen.
Aber was, wenn sie dieses Mal nicht wieder zurückkommen könnte?
Sie stieg aus dem Wasser und trocknete sich ab. Mit nichts als einem weißen Handtuch bekleidet ging sie den Flur hinunter zu seinem Schlafzimmer. Auf den ersten Blick schien dieser Raum ein perfektes Spiegelbild seiner äußeren Erscheinung zu sein. Das dunkle Holz des zweihundert Jahre alten Himmelbetts passte perfekt zum Fußboden. Die Decke wölbte sich wie ein Kirchenschiff, und das Erkerfenster brach das Mondlicht, das ins Zimmer fiel. Alles war ordentlich, spartanisch, demütig, elegant und gottesfürchtig. Unbefleckt von moderner Technologie, ungestört von oberflächlicher Dekoration war es das Schlafzimmer eines Mannes, der nichts beweisen musste.
Trotzdem … dem geübten Auge, das wusste, wonach es Ausschau halten musste, würden die Macken an den Bettpfosten auffallen, die nicht mit dem normalen Alterungsprozess zu erklären waren. Das Schloss an der alten Truhe unter dem Fenster schien unnötig schwer zu sein, um nur Tisch- und Bettwäsche zu sichern. Und das Rosenholzkästchen auf dem Nachttisch enthielt nicht nur sein weißes Kollar – sondern auch ihr Halsband.
Auf der Suche nach Søren ließ Nora den Blick durch denvon Kerzenlicht erhellten Raum schweifen, doch sie konnte ihn nirgendwo entdecken. Stattdessen sah sie das Bett … Er hatte die Laken gewechselt. Die weißen Laken waren durch schwere schwarze Seidenbettwäsche ersetzt worden. Schwarze Bettwäsche konnte nur eines bedeuten …
Nora atmete scharf ein und vergaß, wieder auszuatmen.
„Atme, Kleines“, befahl Søren, während er hinter sie trat und seine Arme um sie schlang.
„Ja, Meister.“ Sie atmete ein und aus, sog die Luft bis in ihren Bauch und stieß sie durch die Nase wieder aus. Nora schloss die Augen, während er ihr das Halsband anlegte. Ein Schauer überlief sie, als er ihre Haare im Nacken anhob, um das Schloss zu schließen.
„Leg dich hin!“, befahl er.
Nora trat einen Schritt von ihm weg. Ihre Beine zitterten. Auf dem Weg zum Bett nahm Søren ihr das Handtuch ab. Nackt legte sie sich auf die schwarzen Laken, und zwang sich, ruhig weiterzuatmen.
Søren stand neben dem Bett und schaute auf sie herab. Er griff nach seinem Hals und entfernte sein weißes Kollar. Dann knöpfte er das Hemd auf und zog es langsam aus. Nora hatte noch nie einen Mann mit einem schöneren Körper gesehen. Seine morgendlichen Laufrunden und die fünfhundert Liegestütze jeden Tag sorgten dafür, dass er in Bestform blieb. Meistens konnte sie einfach nicht die Hände von ihm lassen, aber heute Nacht fürchtete sie sich vor seiner Berührung genauso sehr, wie sie sich danach sehnte.
Søren ließ sein Hemd zu Boden fallen. Barfuß und mit nichts als seiner schwarzen Hose bekleidet, legte er
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