Gesetze der Lust
saß. Erst sah er Reitstiefel, schwarze Reitstiefel, indenen dunkelgraue Hosenbeine steckten. Die Hose gehörte zu einem eher altmodischen, aber umwerfend aussehenden Anzug, der von einem noch besser aussehenden dunkelhaarigen Mann getragen wurde, der Michael mit einem leichten Lächeln musterte. Auch wenn er keine Ahnung hatte, wer der Mann war, handelte es sich ohne Zweifel um einen dominanten Freund von Nora – und vermutlich um einen sehr wichtigen noch dazu.
Michael wagte ein zögerliches „Hallo, Sir.“
„Bonjour, Michael“, sagte der Mann mit einem leichten französischen Akzent, sodass der Name wie Michelle klang. Französisch? Dann musste das Kingsley sein. Der Mann betrachtete ihn noch einmal von Kopf bis Fuß, bevor er sich zurücklehnte und seine Füße lässig auf die ihm gegenüberliegende Sitzbank legte. „ Mon dieu , Nora hat einen wirklich guten Geschmack, was ihre Schoßhündchen angeht, n’est-ce pas ?“
„Schoßhündchen?“, wiederholte Michael etwas verwirrt.
Der Mann beugte sich vor, und Michael betrachtete nervös sein gut aussehendes Gesicht – die dunklen, haselnussbraunen Augen, die starke europäische Nase, den sinnlichen Zug um seinen Mund.
„Sag mir, Michael, hattest du schon mal Sex in einem RollsRoyce?“
Nora bog den Rücken durch und schob Griffin ihre Hüften entgegen. Endlich fand sie den richtigen Winkel für seinen Schwanz. Zugegeben, es war ihre Idee gewesen, dass Griffin sie auf ihrem Aston Martin ficken sollte, aber sobald er in sie eingedrungen war, hatte sie erkannt, dass Motorhauben und Sex nicht gut zueinander passten. Was Griffin aber nicht zu stören schien. Während sie bäuchlings über der Motorhaube lag, die Hände hinter dem Kopf gefesselt, stieß Griffin hemmungslos in sie hinein. Suchend ließ er seine Hände unter ihren Körper gleiten und begann ihre Klitoris mit kreisenden Bewegungen zu massieren. Erregt stöhnte Nora auf und drehte ihren Kopf zur Seite.
„Wann hast du dir eine Ducati zugelegt?“, fragte sie, als ihr Blick zum ersten Mal auf das Motorrad fiel, das in der Ecke von Griffins mit Ferraris, Porsches und einem coolen Shelby Mustang vollgestopften Garage stand.
„Ich fick dich hier und du stellst mir Fragen über mein Motorrad?“, keuchte Griffin durch zusammengebissene Zähne.
„Sorry, Sir“, sagte sie ohne wirkliche Reue. „Eine Ducati ist aber zufällig der Grund, warum Søren und ich überhaupt zusammen sind.“
„Verdammt, ich hasse es, dass er auch eine hat.“
„Ich habe nicht …“
Nora schloss die Augen, als eine Erinnerung aus den Nebeln der Vergangenheit aufstieg.
„Eleanor Louise Schreiber! Steh sofort auf“, hatte ihre Mutter gerufen. Nora erinnerte sich daran, wie sie sich die Bettdecke über den Kopf gezogen hatte, fest entschlossen, dass dies der Tag wäre, an dem sie den Willen ihrer Mutter brechen würde. Es wäre der Tag, an dem sie sich endgültig gegen die organisierte Religion auflehnen würde. Heute würde sie die Messe ausfallen lassen und überhaupt nie, nie wieder hingehen.
„Ich bin Buddhistin“, rief sie zurück.
„Eleanor, steig sofort aus dem Bett und mach dich für den Gottesdienst fertig.“
Nora erinnerte sich, echte Wut in der Stimme ihrer Mutter gehört zu haben. Gut. Ärger machte sie fahrig. Sie würde sie entweder umbringen oder einfach aus der Tür stürmen. Egal wie, das Ergebnis war das Gleiche: heute kein Kirchgang. Wenn Eleanor sich nur in diesem Fall durchsetzen könnte, wäre sie frei … für immer ungebunden, ungehindert, losgelöst von der katholischen Kirche.
„Ich bin Atheistin.“ Sie drehte sich auf den Bauch. „Ich gehe in der Sekunde, in der ich eine Kirche betrete, in Flammen auf. Es ist zum Wohle aller, wenn ich mich von ihr fernhalte.“
Ihre Mutter hatte nur unwillig geknurrt.
„Eleanor.“ Ihre Mutter seufzte. Verdammt. Seufzen war nichtgut. Seufzen bedeutete, sie würde entweder versuchen, vernünftig mit ihr zu reden oder sie zu bestechen.
„Was?“
„Father Greg geht bald in Rente. Heute ist der Tag, an dem der neue Priester in der Sacred Heart anfängt. Wenn er jemand anderen anheuert, um sich um die Kirchenbücher zu kümmern, wird dir das Schulgeld für die St. Xavier nicht mehr erlassen.“
„Mir egal. Schick mich einfach auf eine öffentliche Schule. Die haben wenigstens keine Uniformen.“
Nora hörte in der Erinnerung förmlich, wie ihre Mutter scharf einatmete. Sie wunderte sich immer noch, dass ihr niemals die Hand ausgerutscht
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