Gesetze der Lust
überraschte sie. Es war ihr nie in den Sinn gekommen, dass Zach und Wesley in Kontakt bleiben würden.
„Nur alle paar Wochen mal eine E-Mail“, sagte Zach. „Er macht sich Sorgen um dich.“
„Warum?“ Ihr Herz schlug heftig gegen ihre Rippen.
„Warum? Oh, ich weiß nicht. Weil du mit einem Sadisten schläfst?“
„Søren ist der beste Mann auf der Welt“, erwiderte Nora scharf.
„Das sagst du, und ich würde dir gerne glauben“, sagte Zach. „Und wenn es überhaupt eine Frau gibt, die mit so jemandem umgehen kann, dann du. Aber Wesley ist ein Teenager und eher romantisch veranlagt. In seinen Augen ist Søren einfach nur gefährlich und brutal.“
Mit geschlossenen Augen stellte Nora sich Wesleys Gesicht vor, wie es beim letzten Mal ausgesehen hatte. Seine wunderschönen goldbraunen Augen waren rot von ungeweinten Tränen gewesen. Seine Lippen, die sie zu selten geküsst hatte, vollkommen blutleer. Ihr hübscher, süßer Junge war verschwunden und von einem gebrochenen Mann ersetzt worden.
„Er ist kein Teenager mehr“, sagte Nora leise. Ihre Stimme klang hohl. „Er ist am 9. September zwanzig geworden. Wusstest du, dass ich bereits ein Geburtstagsgeschenk für ihn hatte?“
„Nein, das wusste ich nicht.“ Zachs Stimme klang mitfühlend.
„Ich wollte ihn mit einer Reise auf die Virgin Islands überraschen. Nur er und ich. Ich hatte geplant, ihn damit aufzuziehen, dass wir während unseres Aufenthalts dort den Namen der Insel ändern könnten.“
Zach lachte. „Wieso überrascht mich das nicht?“
„Du hast gesagt, er hat sich weiterentwickelt?“, sagte Nora, als ihr Zachs Worte plötzlich wieder einfielen.
„Nora, lass uns nicht darüber reden.“
„Was meintest du mit ‚Freut mich zu hören, dass ihr beide, du und Wesley, euch weiterentwickelt habt‘?“, wollte Nora wissen.
„Du schläfst heute Nacht mit einem Teenager. Ja? Oder war das nur ein Scherz? Das weiß ich bei dir nie“, versuchte Zach sie unbeholfen aufzuziehen.
„Nein, das war kein Scherz. Ich bilde einen neuen Sub aus. Das Training wird sehr gründlich werden.“ Sie erwiderte falsche Ungezwungenheit mit falscher Ungezwungenheit.
„Nun“, setzte Zach an und machte dann eine Pause. Und in dieser Pause zog sich Noras Magen zu einem so festen Knoten zusammen, dass sich ein kleiner qualvoller Klumpen bildete. „Wesley hat eine Freundin. Sie ist ein wenig älter als er.“Nora schluckte.
„Wer ist sie?“ Nora versuchte, sich die unangemessene Trauer und Wut nicht anhören zu lassen.
„Ich glaube, er sagte, ihr Name ist Bridget. Sie ist offensichtlich die Sekretärin seines Vaters.“
„Bridget?“ Nora schnaubte angewidert. „Klingt wie eine Dumpfbacke. Ich habe noch nie eine Frau namens Bridget getroffen, die auch nur lesen konnte.“
„Das ist keine latente Eifersucht, die da aus dir spricht, oder?“, fragte Zach. Nora hörte etwas im Hintergrund, dann eine Frauenstimme. Das leise Quietschen der Matratze verriet ihr, dass Zachs Frau Grace wieder zu ihm ins Bett gekommen war.
„Nein“, sagte Nora. „Natürlich nicht. Schlafen sie miteinander?“
„Ich fürchte, das musst du ihn selber fragen. Hast du mal darüber nachgedacht, beim nächsten Mal seinen Anruf entgegenzunehmen?“
Nora nickte, bevor ihr einfiel, dass sie ja am Telefon war und Zach sie nicht sehen konnte.
„Ich werde drüber nachdenken. Søren will das auch. Er findet, ich sollte mit meiner Vergangenheit Frieden schließen.“
„Dann sage ich jetzt etwas, von dem ich nie gedacht hätte, dass ich es jemals im Leben sagen würde: Ich stimme Søren da voll und ganz zu.“
Nora lachte reumütig auf.
„Warte, Grace will mit dir sprechen.“ Sie hörte, dass Zach etwas flüsterte und dann das Telefon weitergab.
„Nora? Geht es dir gut?“, erklang Grace’ melodische Stimme mit dem walisischen Akzent.
„Mir geht es fabelhaft. Ich habe gerade mit deinem Ehemann geflirtet, während du nicht im Zimmer warst.“
„Das kann ich dir nicht verübeln. Er sieht heute Nacht besonders gut aus. Ich kann dir nicht sagen, was er trägt … weil er gar nichts anhat“, neckte Grace, und endlich lächelte Nora – ein echtes Lächeln.
„Du folterst mich, Grace“, sagte sie beeindruckt. Sie konnte immer noch nicht fassen, wie entspannt Grace mit der Freundschaft zwischen ihr und Zach umging. Vermutlich half es, dass ein ganzer Ozean sie trennte. „Ich denke, du könntest eine Sadistin sein. Das gefällt mir.“
„Ich würde deinen
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