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Gesetze der Lust

Gesetze der Lust

Titel: Gesetze der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Reisz
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heiraten? Sich verabreden? Kinder haben? Oder …“ Ihre Stimme verebbte.
    „Oder Sex haben?“, beendete er den Satz für Sie. „Ich verrate Ihnen etwas Schockierendes, wenn Sie mir versprechen, es mit niemandem zu teilen.“
    „Okay“, sagte sie nervös. „Solange Sie mir kein Verbrechen gestehen, kann ich mit Vertraulichkeiten umgehen.“
    Er schenkte ihr ein Lächeln, das sie auf jedem anderen Gesicht als dem eines Priesters als verführerisch bezeichnet hätte.
    „Ich bin keine Jungfrau mehr.“
    Seine Worte und das Funkeln in seinen Augen ließen Suzannes Hände zittern.
    „Sind Sie nicht?“ Nun kamen sie doch langsam voran. Vielleicht würde sie jetzt etwas aus ihm herausbekommen.
    „Ich bin nicht als Priester geboren worden, Ms Kanter. So wenig wie Sie als atheistische Kriegsreporterin mit brennendem Hass auf die katholische Kirche geboren wurden.“
    Suzanne verspannte sich.
    „Sie haben Erkundigungen über mich eingezogen, wie ich sehe“, sagte sie.
    „Ihre Meinung über die Kirche und den Glauben sind öffentlich zugänglich“, sagte er und kam auf sie zu. „Und ich habe das Gefühl, Sie faszinieren mich genauso sehr wie ich Sie. Da ich Ihre Frage beantwortet habe, darf ich Ihnen nun auch eine stellen?“
    „Fragen Sie.“ Sie versprach nicht, auch zu antworten.
    „Sie sind eine Atheistin. Gott ist die Wahrheit. Ohne Gott ist alles Chaos, alles relativ und jede Wahrheit bedeutungslos. Und doch sind Sie eine Journalistin geworden, die ihr Leben der Suche nach der Wahrheit inmitten des Chaos’ verschrieben hat, einer Wahrheit, an deren Existenz Sie nicht glauben. Wieso?“
    „Diogenes hat die Welt mit einer Laterne bereist, immer auf der Suche nach einem ehrlichen Menschen. Ich bin genau wie Diogenes und versuche, mit meiner Laterne ein wenig Licht in die Schatten zu bringen.“
    „Diogenes hat auch in einem Fass gelebt und in der Öffentlichkeit masturbiert. Wie weit treiben Sie es mit Ihrer Metapher?“ Er schaute sie leicht spöttisch an.
    Sie öffnete den Mund und schloss ihn wieder.
    „Sie sind kein gewöhnlicher Priester, oder?“
    Bei dieser Bemerkung lachte Father Stearns. Ein warmes, offenes Lachen, ansteckend und männlich. Sie wollte mehr davon hören. Es schien so gar nicht zu ihm zu passen.
    „Was?“, fragte sie.
    „Eleanor hat mir an dem Tag, an dem wir uns das erste Mal getroffen haben, genau die gleiche Frage gestellt. Das ist jetzt beinahe zwanzig Jahre her.“
    „Und was haben Sie ihr darauf geantwortet?“
    „Genau das, was ich Ihnen jetzt auch antworte – mein Gott, ich hoffe nicht.“
    Jetzt lachte Suzanne. Mit einem katholischen Priester zusammen lachen … das war das Letzte, von dem sie je geträumt hatte. Suzanne wurde auf der Stelle ernst, als sie an ihren Job dachte, als sie an Adam dachte. Father Stearns schien klug genug zu sein, um jeden zu manipulieren, den er wollte. Sie durfte sich nicht nur wegen seines Aussehens und seines Humors in seinen Bann ziehen lassen.
    „Es klingt, als wären Sie ihr sehr zugeneigt. Stehen Sie beide einander nah?“
    Sein Lächeln verschwand, und er bedachte sie erneut mit einem stählernen Blick.
    „Ich könnte ein Dieb sein. Oder der uneheliche Sohn des Papstes. Beides würde einen Interessenkonflikt bedeuten. Warum sind Sie so sicher, dass der Grund für das Sternchen eine sexuelle Beziehung ist?“
    Suzanne überlegte kurz zu lügen, hatte dann aber das Gefühl, er würde sie durchschauen.
    „Ich schätze, das liegt daran, dass Sie so unglaublich attraktiv sind.“
    Er lachte wieder, dieses Mal jedoch gedämpfter.
    „Mich attraktiv zu finden kann man kaum als Beweis bezeichnen, Ms Kanter. Als Tagträumerei, ja, aber nicht als Beweis.“
    Suzanne errötete. Sie erinnerte sich mit einem Mal an ihren letzten Sex und wie einen kurzen Augenblick dieser Priester, dieser Mann, über ihr und in ihr gewesen war und nicht Patrick.
    „Ich finde Sie auch sehr anziehend“, fuhr Father Stearns fort. „Aber ich werde Sie deshalb nicht der Pädophilie und Ephebophilie bezichtigen.“
    Suzanne schluckte.
    „Sie finden mich anziehend?“
    „Sehr sogar.“
    „Aber Sie sind ein Priester.“
    „Priester sollen keusch sein, nicht blind. Ich hatte geplant, heute Abend den Kreuzweg zu beten. Vielleicht nehme ich stattdessen lieber das Vaterunser.“
    „Wieso?“
    „Und führe uns nicht in Versuchung.“
    Suzanne stockte der Atem. Sie konnte nicht leugnen, dass sie sich auch versucht fühlte. Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt, um

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