Gesetze der Lust
blieb Michael stehen, als wenn er gegen eine unsichtbare Wand gelaufen wäre. Langsam drehte er sich um.
Griffin saß immer noch mit dem Ledergürtel in der Hand auf seinem Bett und beobachtete ihn.
„Äh … Griffin?“
Suzanne erwachte und setzte sich auf. Was zum Teufel …? Sie rieb sich mit der flachen Hand übers Gesicht und schaute sich um. Verdammt, sie war in Father Stearns’ Pfarrhaus eingeschlafen. In Sørens Pfarrhaus, korrigierte sie sich. Wenn ihr Vater ein Vergewaltiger gewesen wäre, hätte sie auch nichts mit seinem Namen zu tun haben wollen.
Sie hielt ihr Handgelenk in den schmalen Streifen Mondlicht, der ins Zimmer fiel, um auf ihre Uhr zu schauen – 3.35 Uhr. Søren hatte nicht übertrieben, als er sagte, dass er von Nora Sutherlin die ganze Nacht lang erzählen könnte. Er hatte sie mit Geschichten aus ihrer Jugend in der Sacred-Heart-Gemeinde unterhalten … Wie sie einmal eine Nonne gefragt hatte, ob sie heilige Unterwäsche trug … wie sie einmal auf einer Wanderung einen Jungen, der seine kleine Schwester getreten hatte, als Schwanzlutscher bezeichnet und sich mit ihm geprügelt hatte … und wie die Sozialstunden, die der Richter ihr wegen Autodiebstahls aufgebrummt hatte, aus dem kleinen wütenden Teenager-Monster eine mitfühlende junge Frau machten, die in seinen Armen weinte, als ihr Lieblingsbewohner des örtlichen Obdachlosenheims an einer Überdosis starb.
„Ich denke, ich würde sie mögen“, hatte Suzanne mit einem Lächeln gesagt. „Ich frage mich nur, ob sie mich auch mögen würde.“
„Soweit ich Eleanor kenne und in Anbetracht der Tatsache, dass du Nachforschungen über mich anstellst, würde sie dich innerhalb der ersten fünf Minuten nach eurer Bekanntschaft anmachen und dir danach mit Mord drohen.“
Nach ihrem Gespräch war Suzanne zu folgendem Schluss bezüglich Father Stearns gekommen: Er war nicht der Feind. Sie wusste immer noch nicht, worin der mögliche Interessenkonflikt bestand. Doch auf gar keinen Fall war er ein Sexualstraftäter. Das spürte sie ganz tief in ihrem Herzen.
Selbst die dumme Situation, in der sie sich jetzt wiederfand, bewies seinen angeborenen Anstand. Sie war nach dem stundenlangen Gespräch und einem sehr kräftigen Glas Rotwein eingeschlafen. Nun erwachte sie auf dem Sofa, vollständig angezogen und mit einer Decke zugedeckt. Nur die Schuhe hatte er ihr ausgezogen.
Über sich hörte sie das Knarren des Dielenfußbodens. Sie musste nach Hause und würde auch gleich gehen. Aber sie konnte nicht einfach abhauen, ohne ihm auf Wiedersehen zusagen und ihm für die Decke zu danken. Er hatte zugegeben, dass er ab und zu Schlafprobleme hatte und dann bis zum Morgengrauen in seinem Büro im oberen Stock arbeitete. Suzanne faltete die Decke zusammen, schlüpfte in ihre Schuhe und stieg nervös die schmale Treppe in den ersten Stock hinauf. Dort angekommen sah sie am Ende des Flurs eine offen stehende Tür, aus der ein wenig Licht fiel. Mit festen Schritten, um ihr Kommen anzukündigen, ging sie den Flur hinunter und atmete tief ein.
Das war nicht sein Büro … das war sein Schlafzimmer. Neben seinem Himmelbett mit den makellosen weißen Laken stand Søren mit dem Rücken zu ihr. Sie sah sein Kollar auf dem Nachttischchen liegen. Suzanne erstarrte, sie konnte sich nicht bewegen, konnte nicht wegschauen, als er langsam seine Manschettenknöpfe löste und das Hemd vom Körper gleiten ließ.
Jeder Zentimeter seines Rückens war muskulös. Sein Bizeps war von sehnigen Adern überzogen. Seine Wirbelsäule wirkte wie eine Schlucht, die sie am liebsten sofort mit ihren Lippen erkunden wollte. In der breiten Kuhle zwischen seinen Schulterblättern könnte sie glücklich leben und sterben. Sie sehnte sich danach, mit ihren Händen die Kurve seines Rippenbogens nachzufahren, ihre Zunge wollte sie über die Stelle am unteren Ende seines Nackens gleiten lassen. Ihre Finger kribbelten, ihre Nippel richteten sich auf, und in ihrem Unterleib sammelte sich flüssige Hitze.
„Suzanne, hast du vor, die ganze Nacht im Flur zu stehen und mich anzuschauen, oder kommst du rein?“
2. TEIL
Sechs Wochen später
16. KAPITEL
Wenn er seine Augen geschlossen hielte und sie nicht sprach, könnte er es vermutlich durchziehen. Er ließ seine Hände unter ihre Seidenbluse gleiten und streichelte die weiche Haut an ihrem Bauch. Mit seinen Lippen strich er sanft über ihren Hals, während ihre Hände seine Brust erkundeten. Da er die Augen geschlossen hatte und
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