Gesetze der Lust
ich es schließlich getan habe, zu ihm zurückkehren. Es war ein Mittwoch im September. Die ganze Woche über … ich weiß nicht, aber die ganze Woche lang konnte ich kaum atmen, weil ich Søren so sehr vermisst habe. Ich hatte ohne ihn gute und schlechte Tage. Der Tag damals hatte sehr schlecht angefangen. So schlimm, dass ich mich entschloss aufzugeben, mich zu erniedrigen und so lange zu Sørens Füßen zu hocken, bis er mich wieder zurücknahm. Aber ich tat es nicht. Und weißt du, warum?“
Kingsley schwieg einen Moment. Nach einer Zeitspanne von zehn Herzschlägen fragte er schließlich: „ Pourquoi ?“
„Weil ich an diesem Tag meine erste Stunde von diesem dummen Schreibkurs an der Yorke gegeben habe. Und ich betrat das Klassenzimmer und sah diese wunderschönen braunen Augen, die mich anschauten, als wenn sie so etwas wie mich noch nie zuvor gesehen hätten. Ich habe Wesley getroffen. Und ich vergaß es einfach. Ich vergaß, dass ich zu Søren hatte zurückgehen wollen.“ Nora schluckte die Tränen herunter. „Hups.“
„Ich werde so tun, als hätte ich das nie gehört.“
Nora lachte gequält.
„Ich bin an diesem Abend zu dir gekommen. Erinnerst du dich, King?“ Nora schaute ihm in die Augen und ließ ihren Körper und ihre Seele unter der Erinnerung brennen – wie sie nach Manhattan gerast war, die Treppe hinaufgelaufen … beinahe wie heute Nacht. „Du hast tief und fest in deinem Bett geschlafen und ich bin zu dir gekrabbelt und habe deine Handgelenke gepackt, während du noch schliefst …“
Kingsley atmete scharf ein und wandte den Blick ab. Sie hatten die Regel, niemals über diese Seite von Kingsley zu sprechen.
„ Oui , ich erinnere mich.“
„Ich habe gebrannt“, gestand sie. „Für diesen Jungen aus meiner Klasse an der Yorke. Für Wesley. Aus offensichtlichen Gründen konnte ich meine Frustration nicht an ihm auslassen. Also habe ich sie an dir ausgelassen.“ Nora schaute in Kingsleys dunkle Augen. „Das war vermutlich die erste Nacht, die wir zusammen verbracht haben und nicht von der gleichen Person träumten.“
Kingsley sagte nichts. Und Nora schwieg auch.
„Ich habe mich ein oder zwei Mal gefragt, ob ich le prêtre mehr liebe als dich, Chérie . Jetzt weiß ich, dass es so ist.“
„Kingsley …“ Nora kniff die Augen zusammen, doch eine kleine Träne entschlüpfte trotzdem. „Ich weiß, wie es ist, jemanden so sehr zu lieben und nicht haben zu können. Bitte … heute Nacht bin ich diejenige, die bettelt.“
„Wenn du diese Informationen in irgendeiner Weise dazu benutzt, le prêtre zu verletzen …“ Kingsleys Stimme verebbte, und die Drohung blieb unausgesprochen.
Sie und Kingsley waren keine Freunde, waren nie welche gewesen. Sie standen wie Jakob und Esau zu Søren. Zumindest in Kingsleys Vorstellung. Und wenn sie Søren irgendwie verletzen würde … dann würde die bestehende Rivalität zwischen ihnen zu einem offenen Krieg ausbrechen.
So sollte es sein.
Kingsley warf ihr einen letzten Blick zu. Dann nahm er eine elegante Brille mit Metallgestell vom Schreibtisch, setzte sie auf und öffnete die Mappe.
Er las. Nora hörte zu.
Bei Anbruch der Dämmerung wusste sie eines: Wesley hatte sie belogen.
15. KAPITEL
Nachdem Nora abgehauen war, ohne zu sagen, was sie vorhatte, blieben Michael und Griffin auch nicht mehr lange im Sin Tax. Sie schauten sich noch zusammen die Pferdchenshow an. Als sie vorbei war, beugte Michael sich in freudiger Erwartung auf das, was nun als Nächstes kommen würde, vor, erstarrte aber, als er eine Hand in seinem Nacken spürte.
Jeder Muskel in seinem Körper spannte sich an, jeder Nerv kribbelte, als Michael sich langsam umdrehte, um Griffin anzuschauen, der ihn unter schweren Lidern heraus beobachtete.
„Gehen wir.“ Er presste seine Hand fester um Michaels Nacken, und er musste sich extrem konzentrieren, um diese Geste nicht zu sehr zu genießen. „Unser Vogel ist da.“
Michael nickte langsam, da er nicht wollte, dass Griffin seine Hand wegnahm. Doch leider löste Griffin sich von ihm und verließ das Separee. Michael blieb ihm dicht auf den Fersen, während sie sich ihren Weg durch den vollen Club zur Hintertür bahnten. Michael war so darauf konzentriert, Griffin anzuschauen, dass er den Mann, der sich ihm in den Weg stellte, erst bemerkte, als er ihm versehentlich auf den Fuß trat.
Michael wirbelte herum, um sich zu entschuldigen, und fand sich einem gut aussehenden Mann Mitte zwanzig mit lockigen blonden
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