Gesetze der Lust
hatten ihn nicht so sehr erregt wie diese beiden Worte von Griffin. Mein Eigentum .
Wenn es doch nur so wäre …
Nachdem sie gelandet waren, gingen sie schweigend ins Haus. Michael wollte etwas sagen, aber wieder einmal fand er nicht die richtigen Worte. Oder vielleicht wusste er die Worte, doch ihm fehlte der Mut, sie auch auszusprechen.
Oben an der Treppe angelangt wollten sie ihrer Wege gehen. Doch Griffin hielt ihn auf.
„Nur eine Sekunde, Mick. Ich habe etwas für dich. Es ist in meinem Zimmer.“
„Wirklich? Was denn?“ Nervös folgte Michael ihm zur Tür des riesigen Schlafzimmers. Bisher hatte er nur ein oder zwei Mal einen Blick hineingeworfen, aber niemals die Schwelle übertreten. Das Zimmer war für ihn wie heiliger Boden. Er fühlte sich nicht würdig, sich in der Nähe des Bettes aufzuhalten, in dem Griffin schlief, in der Nähe der Laken, auf denen er mit anderen fickte.
„Was es ist?“, wiederholte Griffin. „Nichts. Das war nur ein Spruch, um dich in mein Zimmer zu kriegen.“
Michael erstarrte. Griffin lachte und packte ihn an der Schulter.
„Jetzt guck nicht so panisch. Jeder, der in mein Zimmer kommt, verlässt es mit einem Lächeln. Abgesehen von Alfred, aber das liegt nur daran, dass er es hasst, Bottom zu sein.“
Michael lachte schallend auf, und gemeinsam betraten sie den imposanten Raum.
„Nora sagt, das liegt nicht jedem“, sagte Michael, während Griffin anfing, in verschiedenen Schubladen zu wühlen.
„Den nächsten Butler, den ich einstelle, frage ich vorher nach seinen Präferenzen. Weißt du, es ist gut, dass ich mich nie um einen echten Job kümmern muss. Ich bin die wandelnde Anklage wegen sexueller Belästigung.“
„Nora meint, sie hätte ‚Voraussetzung: Ausgeprägte Vorliebe für sexuelle Belästigung‘ in die Stellenanzeige für ihre Praktikanten geschrieben.“
„Sie ist eine kluge Lady. Sie hätte Anwältin werden können, aber dazu ist sie nicht sadistisch genug veranlagt.“
Griffin zog eine Tasche unter seinem Bett hervor und reichte sie Michael.
Der schaute sie einen Moment lang an, bevor er sie öffnete. Darin befand sich etwas Rechteckiges, das in Stoff eingewickelt war. Er zog den Stoff ab und fand ein großes schwarzes Buch mit dem feinsten Ledereinband, den er jemals gefühlt hatte.
„Es ist nur ein neues Skizzenbuch“, sagte Griffin und fing an, sein Hemd aufzuknöpfen. „Ich habe gesehen, dass dein anderes beinahe voll ist.“
Griffin warf das Hemd über die Lehne eines in der Nähe stehenden Stuhls.
Michael war von dem Geschenk so gerührt, dass er kaum sprechen konnte. Er brauchte ein paar Sekunden, um die Worte zu finden.
„Danke, Griffin“, flüsterte er. „Das ist wunderschön.“
Er hatte noch nie ein so teures und qualitativ hochwertiges Skizzenbuch besessen.
Mit einem Schulterzucken öffnete Griffin seinen Gürtel und zog ihn aus den Laschen. Der Anblick des schwarzen Lederriemens in Griffins Händen … Griffin ohne Hemd, sein normalerweise perfekt sitzendes Haar von dem Helikopterflug leicht zerzaust … Michael fiel es auf einmal unsagbar schwer, überhaupt noch zu atmen.
Griffin stand direkt vor ihm. Selbst wenn im Flur eine Bombe hochgegangen wäre, hätte Michael es nicht geschafft, seinen Blick von Griffins muskulösem Bauch abzuwenden.
„Mir gefällt ‚Sir‘ besser.“ Griffin neigte den Kopf und schaute Michael unter hochgezogenen Augenbrauen an.
Michael errötete.
„Gern geschehen, Mick.“ Griffin setzte sich auf die Bettkante, in der Hand immer noch den Gürtel.
„Es ist wirklich schön. Ich werde jetzt gehen und … äh, zeichnen.“ Michael machte sich auf in Richtung Tür.
„Hab viel Spaß beim … Zeichnen.“ Griffin schaute ihn an, ohne zu lächeln, ohne Ironie, ohne auch nur den Hauch von Belustigung in seiner Miene oder auf den wohlgeformten Lippen. Mit einer Geste, die gleichzeitig gedankenlos und kalkuliert wirkte, zog Griffin den Gürtel zwischen seinen Händen stramm.
„Okay … Gute Nacht, Griff. Danke noch mal. Du weißt schon, für alles.“
Jetzt lächelte Griffin, aber das Lächeln reichte nicht ganz bis zu seinen Augen.
„Gute Nacht, Mick.“
Michael drehte sich um und ging zur Tür. Er würde es schaffen. Er würde das Zimmer verlassen und direkt ins Bett gehen. Er würde den Mund halten und nichts sagen, weil er das immer so machte. Nie hatte er um das gebeten, was er wollte, nie zugegeben, was er brauchte. So war es, und so würde es immer sein.
Auf der Türschwelle
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