Gesicht im Schatten: Idylle - Stalking - Mord
Bekannte erfahren, dass
Susanne nach Erftstadt gezogen war und jetzt einen Hund hatte. Er erinnerte
sich, was sie ihm einmal gesagt hatte: „Meine Arbeitszeit lässt schon wenig
Freizeit zu, aber deine grenzt an Sklaverei“.
Jetzt, wo
der Einzugsbereich der Kriminalpolizei mit dem Rhein-Erftkreis noch größer
geworden war, hatte sie vermutlich Recht. Das letzte Mal, dass er ein freies
Wochenende hatte, war genau vor 2 Monaten. Er war nicht böse darum, obwohl es
Susannes Sicht Wasser auf die Mühlen gewesen wäre, aber er konnte nicht gut
alleine sein und war deshalb froh um jede Schicht, die man ihm aufbrummte.
Sobald er einen freien Abend hatte und er seine Wohnung betrat, waren die
Gedanken an Susanne da, und es gab kein Entrinnen, außer wenn er Dienst hatte.
Die
Einsatzstelle hatte ihm mitgeteilt, dass eine weibliche Leiche neben der B265
Abschnitt 46 KM 2,2 zwischen Erftstadt und Abfahrt Brühl aufgefunden wurde.
Sein Kollege Markus Groß, auch Kriminalhauptkommissar, war ebenfalls informiert
worden.
Stefans
BMW 316i stand vor seinem Haus, Berrenrather Straße 32. Als er am Nachmittag
nach Hause gekommen war, fand er diesen Platz, was bei der Parkplatzsituation
in Köln, speziell in der Südstadt, einem 6er im Lotto gleichkam. Er drückte auf
seinen Autoschlüssel und zur gleichen Zeit leuchteten alle vier Blinker kurz
zweimal hintereinander auf und ein einsames, leises Summen der elektrischen
Türöffner war zu hören. Bevor er losfuhr, programmierte er sein Navigationsgerät.
Zweimal musste er das Auto hin und her rangieren, um aus der engen Parklücke
herauszukommen. Nachher wäre dieser Platz sicher besetzt. Es graute ihm schon
jetzt ein wenig davor, dann wieder ewig um den Block fahren zu müssen, um einen
freien Parkplatz zu finden.
Er
verscheuchte die Parkplatzsorgen und beschloss, sich erst einmal auf die neue
Aufgabe zu konzentrieren. Bei einem Leichenfund wurde auch immer ein Notarzt
hinzu gerufen. Kurz schoss es ihm kurz durch den Kopf, dass er Susanne als
diensthabende Ärztin dort treffen könnte. Er spürte, wie sehr er hin- und
hergerissen war bei diesem Gedanken. Aber vielleicht wäre es besser, wenn er
sie heute Nacht nicht sehen würde. Sie hatte versprochen sich zu melden, und
das war Anfang Februar gewesen, jetzt hatten wir bereits November und er hatte
bis jetzt noch kein Lebenszeichen von ihr erhalten. Er versuchte nicht an
Susanne zu denken, denn er brauchte einen freien Kopf für diesen neuen Fall.
Er fuhr
die Berrenrather Straße stadtauswärts Richtung Militärringstraße, dann links
bis zur Kreuzung Militärringstraße/Luxemburgerstraße und bog dort nach rechts
stadtauswärts in die Bundesstraße 265 ein. Die B265 hieß im Kölner Stadtgebiet
Luxemburgerstraße verlor aber im späteren Verlauf diesen Namen und wurde, wenn
man Hürth passiert hatte, schließlich nur noch B265 genannt. Um diese Zeit war
nichts los auf der Straße, so dass er gut vorankam.
Hinter
der Abzweigung nach Brühl sah er schon von weitem die gespenstischen blauen
Blitze eines auf der linken Fahrbahn stehenden Streifenwagens der örtlichen
Polizei. Der Fundort war schon mit großen Scheinwerfern hell ausgeleuchtet und
von der Polizei weiträumig abgesperrt. Die Absperrung erstreckte sich bis zur
Fahrbahnmitte, so dass die Fahrspur nach Brühl nicht befahrbar war. Er stellte
seinen Wagen außerhalb der Absperrung ab. Markus Groß hatte den Transit, der
mit der neuesten Hightech für die Spurensicherung ausgestattet war, selber
gefahren. Offenbar war er vor Stefan über den Fundort unterrichtet worden. Die
Tote war von einem Taxifahrer gefunden worden.
Außer dem
Taxifahrer, der seine Personalien angeben musste und von der anwesenden
Polizeikommissarin vernommen wurde, war auch ein Notarzt anwesend. Stefan ging
auf den Notarzt zu, es war Dr. Rainer Kinkelmann, den Stefan von anderen
Einsätzen her gut kannte. „Morgen Rainer“, sagte er und ging zielstrebig auf
den Notarzt zu. „Scheußlich, dass man um diese ungemütliche Uhrzeit gerufen
wird. Eigentlich sollte jetzt jeder in seinem warmen Bett liegen und schlafen.“
„So ist
nun mal unser Job. Diebe, Scharlatane und selbst Mörder kennen keine Uhrzeit.
Und wo wir schon beim Thema sind, ich konnte der Frau nicht mehr helfen. Ich
will der Obduktion nicht vorgreifen, aber es sieht so aus, als ob ihr nicht nur
der Schädel zertrümmert wurde, sondern sie muss von ihrem Peiniger auch gewürgt
worden sein. Nach der Obduktion werden wir wissen, was die
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