Gesicht im Schatten: Idylle - Stalking - Mord
völlig
verdreckt, so dass ich Dir dazu erst morgen etwas Genaueres sagen kann.“
„Bringst
Du den Transit heute Nacht noch nach Kalk zurück?“, fragte Stefan.
„Nein,
das ich heute Nacht sowieso Bereitschaft habe, kann ihn mit nach Hause nehmen.
Morgen werde ich dann damit zur Arbeit kommen. Sehen wir uns morgen?“
„Ja klar,
du weißt doch, ich bin der Workaholic vom Dienst. Seit Susanne weg ist, kann
man mir gar nicht genug Arbeit aufbrummen.“
„Das tut
mir sehr Leid für dich. Lass uns doch mal wieder einen Herrenabend machen. So
einen richtigen Zug durch die Gemeinde habe ich schon lange nicht mehr gemacht.
Und hinterher schlafe ich bei dir, sonst gibt es nur wieder Ärger mit Heike,
die hasst es, wenn ich so viel trinke. Was hältst du davon?“
„Ja, gute
Idee“, brummte Stefan etwas kurz angebunden. Er ging noch einmal zu dem
Transit, um seinen Schutzanzug dort auszuziehen und ihn zu entsorgen.
Es war
mittlerweile kurz nach 3 Uhr als Stefan mit nassen Füßen und völlig
durchgefroren sein Auto bestieg um nach Hause zu fahren. Mit etwas Glück konnte
er noch zwei bis drei Stunden schlafen.
5
Durch
die 36-Stunden-Schicht am Wochenende brauchte ich montags erst gegen Mittag
wieder in der Klink zu sein. Wovon in erster Linie Amelie profitierte.
Es war Montagmorgen und ich konnte ausführlich die
Zeitung lesen. Den politischen Teil überflog ich nur. Gerhard Schröder hatte
durch vorgezogene Neuwahlen seiner Partei einen Bärendienst erwiesen und die
Wähler hatten sich für die zwei großen Parteien so knapp entschieden, dass es
zu einer großen Koalition kam an deren Spitze Angela Merkel zur Kanzlerin
gewählt wurde. Viele Menschen rieben sich immer noch verwundert die Augen, eine
Kanzlerin?! Ob das mal gut gehen würde? Im Rest des politischen Teils wiederholten
sich letztendlich nur die Schlagzeilen. Gab es nicht ständig auf dieser Welt
einen Krieg, der bei uns die Blätter füllte? Der Sportteil brachte nicht viel
Neues, auch wenn es danach aussah, als wäre der HSV stark genug, den Bayern
Paroli zu bieten, so glaubte ich nicht wirklich an einen deutschen Meister aus
Hamburg. Am Ende würden doch nur wieder die Bayern den Titel holen – wie
langweilig!
Der Lokalteil aus Köln
und dem Erftkreis war da schon interessanter. In der Kölner Innenstadt würden
in Kürze die Weihnachtsmärkte eröffnet werden, was mir einen Schreck durch die
Glieder jagte. War es schon wieder so weit, wie schnell doch das Jahr vergangen
war.
Und auf der ersten Seite des
Erftkreis-Lokalteils prangte in dick schwarzen Lettern:
Wer kennt diese Frau
In der
Nacht zum Sonntag wurde an der B265 zwischen der Mülldeponie und der Abfahrt
Brühl eine tote Frau gefunden. Die Frau ist Mitte 30, 168 cm groß und hat
mittellange blonde Haare. Der Todeszeitpunkt liegt zwischen 23.00 und 1.00 Uhr
in der Nacht. Wer hat in dieser Zeit Beobachtungen gemacht, die zur Aufklärung
dieses Verbrechens führen. Sachdienliche Hinweise bitte an jede
Polizeidienststelle oder an Kriminalhauptkommissar Stefan Wirtz Kripo Köln.
Telefon 0221 – 321-0
Moment mal, ich wusste gar nicht
welchem Gedanken ich zuerst folgen sollte. Dem Gedanken an die tote Frau oder
an Stefan. Über die Tote wusste ich rein gar nichts, hatte sie noch nie
gesehen. Um die Identität mussten sich also andere Leute kümmern. Aber Stefan
kannte ich doch sehr gut. Ich spürte einen leichten dumpfen Schmerz in der
Herzgegend. Mich plagte das schlechte Gewissen, dass ich mein Versprechen, mich
bei ihm zu melden, bisher nicht eingehalten hatte. Ich würde es nachholen.
Mit einem
leichten Unbehagen wegen der Toten räumte ich den Küchentisch ab und machte
mich fertig um mit Amelie an den See zu gehen.
Es
reichte aus zu sagen „komm Amelie“, da sprang sie auch schon auf und rannte wie
wild zur Wohnungstür. Ich schnappte mir Schlüssel und Hundeleine und behielt
sie bis zum Grubenweg noch an der Leine.
Mir ging
noch immer nicht aus dem Kopf, dass hier in dem doch eher kleinen Erftstadt
offensichtlich ein Mord passiert war. Absolut unvorstellbar. In Köln passierte
so etwas schon mal eher. War in Erftstadt überhaupt schon mal ein Mord
passiert? Mittlerweile waren wir am Grubenweg angelangt und ich ließ Amelie von
der Leine. Während ich noch über die Tote von der B265 nachdachte, schoss mir
plötzlich ein anderer Gedanke durch den Kopf. Was war eigentlich aus dem großen
undefinierbaren Bündel geworden, das Amelie und ich am
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