Gesicht im Schatten: Idylle - Stalking - Mord
eigentliche
Todesursache war. Den unterschriebenen Totenschein habe ich bereits dem
Polizisten überreicht, für mich gibt es hier also nichts mehr zu tun, außer zu
hoffen, dass der Rest der Nacht ruhig verläuft. Ich mache mich vom Acker.“
Sprach’s, ging zu dem Notarztwagen und fuhr davon. Stefan blieb nur noch, ihm
ein kurzes „Dankeschön und bis demnächst“ hinterher zurufen.
Stefan
ging zu dem Transit, um sich einen weißen Schutzanzug anzuziehen. Er entdeckte
die Digitalkamera, mit der Fotos von der Toten gemacht worden waren, als man
die Frau fand.
Auf einem
der Fotos war die Frau von oben in ihrer gesamten Länge zu sehen. Es zeigte ein
relativ junges Gesicht, im Tod erstarrt, die gespreizten Beine lenkten den
Blick auf ihren blonden Haarflaum dazwischen; die Strumpfhose war bis zur Mitte
heruntergezogen, der Rock, ein mit Schottenkaro bedruckter rotschwarzer
Wollrock, war hochgeschoben. Außerdem trug sie am Oberkörper nur einen
zerrissenen BH. Pullover oder Bluse fehlten. Die Position der Frau ließ kaum
einen Zweifel an der sexuellen Natur des Verbrechens. Das Foto zeigte die
Leiche in situ . Stefan ging an die Fundstelle heran. Einen noch
frischen Fundort zu betrachten, brachte in der Regel mehr Erkenntnisse als sich
ein Bild aufgrund der Fotos zu machen. Die Fotos waren wichtig für die späteren
Ermittlungen. Er blieb vor der Toten stehen, um sich mit ihr vertraut zu
machen. Die genaue Fundstelle und herumliegende Beweismittel waren von großer
Bedeutung, zumal die Polizei keinen Ausweis oder ähnliches gefunden hatte, um
zu erfahren wer die Tote war. Er nahm sein Diktaphon aus der Jacke, sprach
stichwortartig auf, was ihm über die Tote mitgeteilt worden war. Markus hatte
das Alter der Frau mit ca. Mitte 30 angegeben; ein linker Schuh lag im Graben,
der rechte befand sich an ihrem Fuß. Er sprach in sein Diktaphon „Schuhe
überprüfen, wegen der Bodenanhaftung“. Stefan ging zu der Polizeikommissarin.
„Stefan Wirtz, Kripo Köln.“
„Stefanie Becker, Erftstadt.“
„Ist Ihnen oder Ihrem Kollege beim Absperren des
Fundortes eine Bluse oder ein Pullover der Frau aufgefallen?“
„Nein, wir haben keine Kleidungsstücke gefunden.“
„Danke“, murmelte Stefan, ganz in seine Gedanken
vertieft.
In seinen Notizblock schrieb er
Bluse oder Pullover mit einem großen Fragezeichen dahinter. Er erkannte, dass
das Gras stark niedergedrückt war, vermutlich durch Autoreifen. Neben den
Reifenspuren war das Herbstlaub aufgewühlt. Man konnte erkennen, dass viele der
Blätter mit ihrer dunkleren feuchten Seite nach oben gekehrt waren und keine
einheitliche hellbraune Fläche mehr ergaben. Diese aufgewühlten Blätter könnten
auf ein Gerangel hindeuten, was die Vermutung nahe legte, dass die Frau und ihr
Peiniger aus dem Auto ausgestiegen waren und dass der Frau die tödlichen
Verletzungen hier vor Ort zugefügt worden waren. Aber für voreilige Schlüsse
war es jetzt noch zu früh. Stefan ging zum Transit und rührte Gipsmasse für
einen Abdruck an. Er schüttete ganz langsam die Gipsmasse in die Reifenspur und
wartete etwa drei Minuten, bis er den Gipsabdruck heraushob. Er brachte den
Abdruck in den Transit, wo er ihn in einen Plastikbeutel steckte. Die Aufgabe,
diesen Reifenabdruck zusammen mit der Bodenprobe zu untersuchen, müsste morgen
erledigt werden. Die Bodenproben sowie die am Körper der Toten gefundenen
Faserspuren würden dem LKA in Düsseldorf übergeben. Markus hatte, nachdem die
Tote wegen der Faserspuren vollständig abgeklebt worden war, und die nähere
Umgebung der Leiche untersucht worden war, den Polizeikollegen grünes Licht
gegeben, die Leiche in die Gerichtsmedizin nach Köln in die
Josef-Stelzmann-Straße 5 zu bringen, pikanterweise wohnte in der Josef-Stelzmann-Straße
auch Susannes Nichte Sabine. Wieder etwas, was ihm einen Stich ins Herz
versetzte. Die weiträumige Untersuchung des Fundortes konnte auch ohne die Tote
durchgeführt werden.
„Hast du
noch etwas gefunden, was uns weiterbringen könnte, die Identität der Toten zu
herauszubekommen“?, fragte Stefan.
„Ich bin
noch nicht mit dem Unterholz fertig, es gibt auch noch eine Menge zu säubern,
zu verpacken und zu beschriften. Ob all die Fundsachen der Toten oder dem Täter
gehören, kann ich noch nicht erkennen. Ein Würgehalsband für große Hunde hat
neben der Toten gelegen, aber es muss noch untersucht werden, ob sie damit
erwürgt worden ist und ob es Fingerabdrücke gibt. Die Kette ist
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