Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gesichter der Nacht

Gesichter der Nacht

Titel: Gesichter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
alles selbst.«
      Masters schüttelte den Kopf. »Nein, nicht
alles. Aber ich möchte alles wissen.« Er hielt wieder das
Streichholz an seine Pfeife und fuhr fort: »Es ist jetzt
über fünf Jahre her, seit das Ding bei Iron Amalgamated in
Birmingham gedreht worden ist. Egal, wer's gemacht hat, die Leute haben
jedenfalls mehr als Zwanzigtausend Pfund kassiert, die Löhne
für den folgenden Tag. Aber sie haben den Nachtwächter nicht
brutal genug zusammengeschlagen. Er hat Alarm gegeben, und der Wagen
ist durch die ganze Stadt gejagt worden. In einer Seitenstraße
ist er gegen ein parkendes Auto gefahren, und als der Streifenwagen
kam, saßen Sie hinterm Steuer, halb bewußtlos. Man hat Sie
aus dem Wrack gezogen, und Sie hatten eine schwarze Tasche in der Hand.
Die wollten Sie um keinen Preis loslassen. Der eine Mann von der
Streife ist ans Ende der Straße gelaufen, um die anderen
Polizeiwagen herzuwinken, und als er zurückkam, lag sein Partner
k.o. geschlagen auf dem Boden, und Sie waren weg – mit der Tasche
natürlich.«
      Marlowe wölbte die Augenbrauen und gähnte.
»Das langweilt mich allmählich. Ist so, als würde man
sich einen Film zum zweitenmal anschauen.«
      Masters lächelte freundlich. »Sekunde. Es
wird gleich spannender. Sie sind am nächsten Tag in London
verhaftet worden – in einem Bahnhof, Paddington Station. Wie
Sie's geschafft haben, aus Birmingham wegzukommen, ist und bleibt mir
ein Rätsel, aber das Entscheidende ist, daß das Geld fort
war.« Er drückte den Pfeifenstiel gegen seinen rechten
Nasenflügel und sagte: »Wo ist es geblieben? Das ist die
Frage.«
      Marlowe zuckte die Achseln. »Was ich zu sagen
hatte, habe ich beim Prozeß gesagt. Man hat mir bewiesen,
daß ich den Wagen gefahren habe. Man hat mir sieben Jahre
aufgebrummt, und jetzt bin ich wieder draußen. Also?«
    Masters nickte. »Trotzdem ist die
Frage nicht geklärt, wo das Geld geblieben ist. Sie haben uns nie
verraten, was Sie damit gemacht haben.«
      »Richtig«, sagte Marlowe. Er senkte die
Stimme. »Aber das soll jetzt anders werden. Sie müssen mir
nur versprechen, daß Sie's nicht weitersagen. Ich habe das ganze
Geld einem Wohlfahrtsinstitut vermacht, das mir sehr am Herzen liegt,
einer Stiftung für notleidende Polizisten.«
      »Rasend komisch«, sagte Masters.
»Ich bleibe trotzdem bei meiner Version. Faulkner hat das Ding in
Birmingham gedreht, obwohl wir ihm das nicht beweisen konnten, weil Sie
den Mund gehalten haben.«
    Marlowe zuckte die Achseln. »Und wohin führt Sie das?«
      »Zu folgendem«, sagte Masters.
»Faulkner hat das Ding gedreht, aber das Geld ist ihm durch die
Lappen gegangen.« Marlowe wollte etwas einwenden, doch der Mann
von der Kripo ließ ihn nicht zu Wort kommen. »Es ist
witzlos, wenn Sie das bestreiten, Marlowe. Ich habe meine Beziehungen,
und ich weiß, daß sich Faulkner auf dem laufenden über
Sie gehalten hat, als Sie gesessen haben. Ich sehe es so: Als Sie an
diesem Abend in Birmingham gegen das parkende Auto gefahren sind,
saßen Faulkner, Butcher und Harris mit im Wagen. Sie, Marlowe,
haben die Besinnung verloren. Und die drei sind in blinder Panik
losgerannt. Vielleicht haben sie das Geld vergessen. Vielleicht haben
sie es auch absichtlich zurückgelassen, damit die Polizei dachte,
Sie hätten die Sache allein durchgezogen. Durch irgendein Wunder
haben Sie sich absetzen können – ich habe Sie ja am
nächsten Tag in der Paddington Station verhaftet –, aber das
Geld war verschwunden.«
      Marlowe starrte mit gefurchter Stirn aus dem Fenster.
»Und was ist, wenn das alles stimmt? Wenn es genauso war, wie Sie
sagen? Dann bringt Sie das auch keinen Schritt weiter.« Er lachte
verächtlich. »Selbst wenn Sie mich mit dem ganzen Geld in
der Tasche erwischen würden, könnten Sie nichts machen. Ich
habe meine Zeit abgesessen.«
    Masters stieß einen tiefen Seufzer
aus. »Ich habe Sie immer für schlau gehalten, Marlowe. Das
hat Sie aus dem Haufen von Schwachköpfen herausgehoben, die sich
seinerzeit an Faulkners Rockschöße gehängt
haben.« Er schüttelte den Kopf. »Glauben Sie im Ernst,
daß Sie das Geld locker ausgeben können? Den Teufel werden
Sie tun. Ich bin dahinter her, denn für mich ist das ein nicht
abgeschlossener Fall. Faulkner ist dahinter her – und Butcher und
Harris und jeder kleine Ganove, der die Geschichte kennt. Sie werden
nie zur Ruhe kommen.«
      Marlowe wandte sich Masters zu und packte ihn beim
rechten Arm. Sein Gesicht war wie

Weitere Kostenlose Bücher