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Gesichter der Nacht

Gesichter der Nacht

Titel: Gesichter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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bei der
Tür. Butcher beobachtete ihn mit haßerfülltem Blick.
Harris hatte ein Schnappmesser aus der Tasche gezogen und machte sich
in aller Seelenruhe die Fingernägel damit sauber.
      Faulkner sagte: »Ein geniales Versteck, Hugh,
das muß man dir lassen. Aber du warst ja immer schon besser als
der Durchschnitt.« Er lächelte süßlich, beugte
sich vor. »Und jetzt sei ein feiner Kerl und sag mir, wo ich das
Schloß finde, in das dieser Schlüssel paßt.«
Sein Lächeln wurde noch süßlicher. »An deiner
Stelle würde ich keine Dummheiten machen. Butcher und Harris
warten sehnsüchtig auf eine Gelegenheit, dir die Haut in Streifen
vom Leib zu ziehen.«
      Zorn wallte in Marlowe auf. Er packte Faulkner bei der
Krawatte und riß ihn vom Bett hoch. »Du Schwein«,
sagte er kalt. »Meinst du, ich habe Angst vor dir und deinen
drittklassigen Schlägern?«
      Die Augen traten Faulkner aus den Höhlen, er
begann zu würgen, und dann merkte Marlowe, daß sich links
von ihm etwas bewegte. Er ließ Faulkner los und wirbelte herum.
Harris holte zu einem Messerstich in sein Gesicht aus. Er konnte den
Angriff gerade noch mit dem rechten Arm abwehren. Das Messer schlitzte
seinen Ärmel auf, und er empfand Schmerz. Er umklammerte das
Handgelenk des kleinen Mannes, zerrte ihn durchs Zimmer und ließ
ihn gegen die Wand segeln.
    Als Marlowe sich umdrehte, sah er sich
Butcher gegenüber, der einen schweren Totschläger hob, um auf
ihn einzudreschen. Der Hieb traf ihn an der linken Schulter und
lähmte beinahe seinen Arm. Er verpaßte Butcher einen
Handkantenschlag gegen den rechten Unterarm. Der Hüne schrie auf
vor Schmerz und ließ den Totschläger fallen, Marlowe wandte
sich in Richtung Tür. Faulkner stellte ihm ein Bein, und er fiel
der Länge nach hin, Butcher war sofort bei ihm, trat ihn –
in die Rippen und ins Gesicht. Aber Marlowe ließ sich auf die
Seite rollen und bekam den größten Teil der Tritte nicht ab.
Er rappelte sich hoch. Auch Harris war wieder auf den Beinen und
schüttelte benommen den Kopf. Er torkelte durchs Zimmer und
stellte sich neben Butcher. Ein paar Sekunden lang geschah gar nichts.
Die vier Männer standen wortlos da und stierten sich an. Und dann
zog Faulkner eine Pistole aus seiner Brusttasche.
      Marlowe trat hinter das Bett zurück und noch zwei
Schritte weiter, bis er das offene Fenster hinter sich hatte. Faulkner
schien Artikulationsschwierigkeiten zu haben. Er räusperte sich
einige Male. Dann sagte er: »Ich nehme jetzt diesen
Schlüssel an mich, Hugh, und du verrätst mir, wo das Geld
ist. Ich will dir keine Kugel in den Bauch jagen, aber wenn's sein
muß…«
      »Den Teufel werde ich tun«, sagte Marlowe
Faulkner zuckte die Achseln. Er ließ Marlowe nicht aus den Augen,
hielt die Pistole auf ihn gerichtet. »Hol dir den
Schlüssel«, sagte er zu Butcher.
      Der Hüne setzte sich in Bewegung. Marlowe
wartete, bis er fast bei ihm war. Dann packte er den billigen Stuhl und
warf ihn nach Faulkner. Im selben Moment drehte er sich um und sprang
aus dem Fenster.
      Er landete knietief im Koks, verlor das Gleichgewicht,
fiel auf die Seite und rutschte den Haufen hinunter. Er erhob sich und
blickte auf. Butcher und Faulkner standen am Fenster. Sie schauten ihn
mit großen Augen an. Dann wurden sie beiseite gedrängt, und
Harris kletterte aufs Fensterbrett. Als er zum Sprung ansetzte, drehte
Marlowe sich um und rannte über die Schienen auf ein paar Waggons
zu, die auf einem Rangiergleis abgestellt waren.
      Der Nebel wurde jetzt immer dichter. Die Sicht war
schlecht. Marlowe stolperte über die Gleise. Dann war er bei den
Waggons, blieb einen Moment stehen und schaute sich um. Harris
verfolgte ihn; sein Messer glänzte matt im Regen. Marlowe lief
weiter. Er hatte stechende Schmerzen in der Seite – da, wo
Butcher ihn getreten hatte –, und Blut tropfte von seinem linken
Arm.
    Als er hinter den Waggons war, sah er auf
einem Gleis in der Nähe einen langsam fahrenden Güterzug, der
allmählich das Tempo steigerte. Er taumelte darauf zu, spurtete
neben dem Zug her, zerrte an einer der Schiebetüren, bis sie
aufging. Er hielt sich am Griff daneben fest und hievte sich hoch.
      Als er in der Türöffnung war, tauchte Harris
auf. Er rannte wie ein Wiesel, blaß im Gesicht vor Anstrengung.
Dann streckte er die Hand nach dem Haltegriff aus, und Marlowe bot
seine letzte Kraft auf und versetzte ihm einen gewaltigen Tritt gegen
das Brustbein. Harris verschwand. Und nun rollte der Zug

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