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Gesichter im Nebel (German Edition)

Gesichter im Nebel (German Edition)

Titel: Gesichter im Nebel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Feyerabend
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und so weiter. Das ist unser Verdienst, denn wir garantieren den Inhabern Steuerfreiheit und nur dafür werden diese Gesellschaften, man nennt sie auch Briefkastenfirmen, überhaupt ins Leben gerufen. Die Eigner lassen ihre Geschäfte also nur pro forma über Cape laufen, damit sie zuhause dem Finanzamt nichts zahlen müssen. So einfach ist das! Versteht ihr nun, was ich meine? Wir stellen nur die sogenannten Treuhänder und die Adressen sowie die gesetzlich notwendigen Verwaltungsräte, stellen auf Anforderung Rechnungen aus oder stempeln Schreiben ab, damit die wirklichen Namen der reichen Leute nirgendwo auftauchen. Natürlich ist unsere Verschwiegenheit oberstes Gebot, wie ich euch vorhin schon ans Herz legte. Das schreibt euch hinter die Ohren. Diskretion ist unser Kapital und das dürfen wir nicht verspielen. Treuhänder kann bei entsprechender Einarbeitung fast jeder von uns sein. Sicher ist jedenfalls, dass unser Postmaster dann allerhand Arbeit bekommt und wir auch mehr Telefone haben müssen.“
    „Also, ich weiß nicht“, räusperte sich nun auch Captain Prawn, „mir ist das Ganze, ehrlich gesagt, ein bisschen zu hoch. Ich habe da keinen blassen Schimmer von. Aber Neil, du wirst schon wissen, was du uns da erzählst. Ist dieser Quinton im Übrigen denn auch wirklich so zuverlässig, wie du meinst? Nicht, dass der uns dann übers Ohr haut!“
    „Also, für diesen Mann kann ich mich verbürgen. Wir kennen uns von Kind an. Er ist loyal, äußerst verschwiegen und wirtschaftlich unabhängig, hat es also nicht nötig, irgendein krummes Ding zu drehen. Ich glaube, es macht ihm einfach Spaß, er sieht es als eine Art Sport an. Und, wie er sagt, wenn die Sache gut läuft, kommt die eine oder andere Bank mit einer Zweigstelle von alleine. Das würde natürlich unseren Status untermauern. Bei den anderen Finanzplätzen ist das jedenfalls immer so gelaufen.“
    Xirian, der bisher geschwiegen hatte, meldete sich nun ebenfalls zu Wort.
    „Wenn ich das richtig beurteile, wird alles sicher einige Zeit brauchen. Ich denke, wir fangen klein an und merken dann schon, wie sich das Geschäft entwickelt.“
    „Richtig“, antwortete der Ledermacher und blies gekonnt einen Rauchring von sich. Er schwebte bläulich über den Tisch, bis er sich schließlich in Schlieren auflöste.
    „Doch nun zu etwas anderem. Uns besucht fast täglich die blonde Brighid aus Dublin. Ihr Vater studiert die Geschichte der Kelten. Ich möchte euch vorschlagen, mit diesem Mann Kontakt aufzunehmen. Ich denke, er kann uns mit seinem Wissen und seiner Autorität helfen, unsere kleine Monarchie auch historisch glaubhaft zu begründen. Sie wäre schließlich nichts anderes, als die Anknüpfung an unsere eigene, uralte Geschichte und Tradition. Der Mann weiß eine ganze Menge. Was haltet ihr davon, wenn wir dieses Mädchen zu uns bitten und mit ihr über unseren Plan sprechen, ihren Vater für die Idee zu gewinnen?“
    Es war wieder der Blinde, der in seiner stets besonnen Art das Wort ergriff.
    „Nach meiner Erkenntnis ist sie ehrlich und vertrauenswürdig. Nur eines macht mir Sorgen. Ich spüre eine Gefahr, die ihr droht. Ich weiß nur noch nicht, woher sie kommt. Sicher ist, dass dieser Franzose in der Vogelstation damit verbunden scheint. Er ist ein Teufel und ich wäre froh, wenn er die Insel endlich verlassen würde. Ich traue ihm nicht. Es umgibt ihn eine böse Aura. Ich habe sie vom ersten Augenblick an gefühlt, er roch förmlich danach. Böse Menschen haben einen eigenen Duft und bei ihm stank es fast zum Himmel. Aber ungeachtet dessen, ja, ich bin dafür, dass wir mit der jungen Frau reden.“
    Und während er die Warnung aussprach, hatte er plötzlich das unbestimmte Gefühl, dass dieser Franzose ganz nahe war. Er erschrak.
    „Kann nicht jemand mal vor der Tür nachsehen. Ich spüre, dass wir belauscht werden. Da ist ein ungebetener Zuhörer draußen, ganz bestimmt.“
    Paddy O’Donohogue war bereits aufgesprungen. Denn auch er war unruhig geworden. Es war ihm, als warnten ihn die Schatten, die er seit einiger Zeit hier im Raum zu fühlen glaubte. Er stürzte zur Tür und ging vorsichtig ums Haus.
    Alle warteten gespannt. Dann kam der Fischer zurück und wiegte bedenklich den Kopf.
    „Ich konnte nichts finden, aber mir war so, als hätte ich im Nebel jemanden rennen sehen, der vielleicht hier am Fenster gestanden hat. Es macht keinen Sinn, dem Kerl nachzulaufen. Dafür ist die Sicht bereits zu schlecht. Jedenfalls ist die Luft jetzt

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