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Gespenst aus der Zukunft

Gespenst aus der Zukunft

Titel: Gespenst aus der Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivan Howard (Hrsg.)
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war. Zumindest nahm Edgar das an.
    Die Selenzelle blinkte warnend, und Engar begann mit dem Abzapfen. Dann sah er den kleinen Mann an. »Was soll ich sagen, wenn sie wissen wollen, wer unseren Abzug von Uranus verlangt?« fragte er.
    »Nolos.«
    »Es wäre vielleicht gut, wenn ich sagen könnte, daß du eine Mehrheitsgruppe auf Uranus vertrittst.«
    Nolos begann zu fauchen. »Natürlich kann ich nicht die Spinnen vertreten, die am warmen Fleck leben. Du kannst sagen, daß ich den Kalten Gürtel von Uranus vertrete.«
    »Wie viele Bewohner etwa?«
    »Alle fünf.«
    »Hast du fünf gesagt?«
    »Fünf.«
    Engar seufzte. Es gab so wenig Gemeinsames zwischen ihnen, daß es einfach hoffnungslos war. Fünf gegen fünf Milliarden! »Ich gebe deine Botschaft an meinen Direktor weiter«, sagte Engar schließlich.
    Nolos schien etwas besänftigt. »Ich komme in genau drei Tagen zurück«, erklärte er und fügte hinzu: »Bis dahin kann sich das dümmste Geschöpf aller zehn Planeten entschieden haben.«
    Das Abzapfen hatte begonnen. Engar beobachtete einen Moment lang, wie die pfirsichfarbene Flüssigkeit aus dem Hahn am unteren Ende der Säule tropfte. Dann sah er verwirrt zu Nolos hinüber. Woher wußte Nolos, daß es zehn Planeten gab? Man schrieb das Jahr 2402, und Stygia war erst vor knappen fünfzig Jahren entdeckt worden; Engar war überzeugt davon, daß das Geschöpf keinerlei Verbindungen mit Menschen gehabt hatte, bis er selbst mit der ersten Materialladung hierhergekommen war, um die Station auf Uranus zu errichten.
    Der Terraner erinnerte sich, welche Kopfschmerzen es ihm bereitet hatte, das ganze Zeug richtig zu verstauen. Er war mit dem Plastikhelm über dem Kopf in der Methanatmosphäre von Uranus umhergelaufen und hatte beständig gefürchtet, daß die Heizung seines Anzugs ausfallen könnte – denn die Temperatur auf Uranus betrug nahezu minus vierhundert Grad Fahrenheit. Es war so kalt, daß das gesamte Ammoniak der Atmosphäre vor langer Zeit gefroren war. Wenn die Energiezufuhr der Anzugheizung ausfiel, war es am besten, auf die Station loszurennen.
    Ein Arbeiter hatte das rote Aufblitzen der Warnleuchte gesehen, aber er hatte noch eine Schaufel voll Ammoniak hochgehoben und war erst dann auf den Kuppelbau zugegangen. Er hatte es nicht geschafft. Es waren kaum fünfzehn Meter, aber als die anderen ihn erreichten, war er steif wie eine Steinstatue – nur nicht so schwer.
    Das war das Gute an Uranus: Obwohl der Planet fünfmal so groß wie die Erde war, hatte er eine viel geringere Dichte, und die Schwerkraft an der Oberfläche war etwa so groß wie auf der Erde.
    Engar erinnerte sich, daß sie den Toten in die äußere Ladeluke eines Versorgungskreuzers gelegt hatten, der wieder auf die Erde zurückflog. Er persönlich hatte gefunden, daß es ein weiter Weg bis zur Beerdigung war, aber man mußte die Gefühle anderer Leute berücksichtigen; und der Mann hatte eine Familie. Außerdem hatten die Schiffe auf der Rückreise ohnehin keine Fracht.
    Er hatte dem flammenden Bogen der Raketen nachgesehen – lodernde gelbrote Streifen in der seegrünen Atmosphäre – und er hatte sich damals gefragt, wie viele Männer noch auf diese Weise zur Erde geschafft werden müßten. Er saß auf einem Klappstuhl im Innern des Kuppelbaus, das Berichtband auf dem Schoß. Und da war der kleine grüne Mann aus dem Nichts erschienen. Er stand einfach innerhalb der Kunststofftür, mit leuchtenden goldenen Augen, und Engar überlegte flüchtig, wie er durch die Kälte gekommen sein mochte.
    Der Pfauenfederschwanz breitete sich weit aus, und das Geschöpf fragte: »Was macht ihr hier?«
    Es hatte Engar einen Moment lang verwirrt, denn nach den Berichten der Forschungsschiffe befanden sich keine Lebewesen auf Uranus – bis auf die großen Spinnen, die an der einzigen warmen Stelle des Planeten hausten. Und diese Stelle war mehr als fünfzigtausend Meilen entfernt in der Nähe des Pols, wo sie immer von der Sonne beschienen wurde.
    Engar betrachtete den kleinen Mann aufmerksam. Er bemerkte die seegrüne Farbe seiner Haut, das Rosa seiner Augenbrauen, das vogelartige Pfeifen beim Sprechen und ganz zuletzt, daß der kleine Mann in einer terranischen Sprache redete. Er bemerkte auch, daß der Kleine ihm eine Frage gestellt hatte.
    »Die Erde ist gezwungen, auf andere Planeten zu gehen, um die meisten der seltenen Elemente zu gewinnen«, sagte Engar. »Zufällig gibt es auf Uranus von einigen davon besonders reiche Vorkommen.«
    »Von

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