Gespenst zu vermieten: Romantic Thriller (German Edition)
interessiert mich nicht. Ihre Gefühle wollen Sie bitte für sich behalten“, erklärte sie eiskalt.
„Ja, das habe ich befürchtet. Nur kann ich das eine nicht vom anderen trennen, denn ich habe heute noch versucht, meinen Vorgesetzten davon abzuhalten, ein Angebot auf dieses Hotel abzugeben. Versteh doch, Claire, bitte – ich will das nicht tun. Und ich hätte es dir längst gesagt, wenn ich nicht Angst davor gehabt hätte, dass du genau so reagierst. Ja, es stimmt, ich bin unter falschen Voraussetzungen hierhergekommen. Aber das war schon vorbei im ersten Moment, da ich dich sah.“
Sie musterte ihn wie ein seltenes Insekt, mit klinischer Neugier, völlig ohne Gefühl.
„Und jetzt soll ich glauben, dass Sie plötzlich Gewissensbisse bekommen haben? Also bitte, Herr Hartmann, machen Sie sich doch nicht lächerlich. Selbst ich weiß, dass im harten Geschäftsleben keine Gefühle zählen. Lassen Sie bitte jede weitere Anspielung auf das, was Sie vielleicht glaubten, empfunden zu haben. Das ist genauso flüchtig wie der Hauch eines Parfüms. Nun, wie hoch veranschlagen Sie den Kaufpreis? Und gehen Sie ruhig gleich ans Limit, ich habe weder Lust noch Zeit zu Verhandlungen.“
Wollte sie ihn wirklich nicht verstehen? Sah sie denn nicht den Schmerz in seinen Augen? Fühlte sie denn nicht, wie auch sein Herz um Vergebung schrie, wie er förmlich danach flehte, dass sie ihm nur ein kleines Zeichen der Ermunterung gab?
Nein, Claire hatte sich verwandelt. Um an ihrem Schmerz nicht zu zerbrechen, hatte sie einen undurchdringlichen Schutzschirm um sich herum aufgebaut, den er mit all seiner Liebe nicht zu durchbrechen vermochte. Sie wollte nicht spüren, dass er sie liebte, sie wollte nie wieder etwas fühlen – sie wollte verletzen, um nicht weiter verletzt zu werden.
Das sah Winfried ein, und er musste selbst an sich halten, um sich zu beherrschen.
Sie wollte geschäftlich bleiben? Nun gut, dann würde er es auch tun.
Er richtete sich sehr gerade auf, griff dann nach seinen Unterlagen, warf einen Blick darauf, als ob er die Zahlen nicht sowieso auswendig wusste, und dann nannte er Claire eine großzügige Summe, wesentlich mehr, als ursprünglich mit dem Konzern vereinbart.
Sie starrte ihn einen Augenblick verblüfft an. „Das ist ein wirklich großzügiges Angebot, Herr Hartmann, und ich weiß es zu schätzen. Aber Sie können Ihrem Vorstand eines ausrichten: Eher lasse ich hier alles zugrunde gehen, wenn ich es denn nicht schaffen sollte, das Hotel allein wieder auf die Beine zu stellen, als dass ich es zulasse, dass Sie und Ihresgleichen sich hier festsetzen. Und wenn Sie verdoppeln, sage ich immer noch Nein. Und jetzt wäre ich Ihnen sehr verbunden, wenn Sie heute noch abreisen. Sie werden verstehen, dass unter diesen Umständen Ihr Aufenthalt hier beendet ist.“
Abrupt drehte sie sich um und riss die Tür auf. Wieder kämpfte sie mit den Tränen, aber das wollte sie ihn auf keinen Fall sehen lassen. Natürlich war ihr nicht entgangen, dass auch er litt. Aber sie redete sich selbst erfolgreich ein, dass er diese Gefühle nur spielte, um sie zu manipulieren. Da war es besser, jetzt einen raschen Schnitt zu machen. Wenn er weg war, würde sie schon darüber hinwegkommen.
„Claire, bitte, willst du mir nicht eine Chance geben ...“
Die Tür fiel ins Schloss, Claire wollte kein Wort mehr von Winfried hören.
*
Gerti war zu den Kindern gegangen und hatte auch ihnen von Winfried erzählt. Doch im Gegensatz zu ihrer Mutter waren sie nach der ersten Empörung durchaus in der Lage, weiter zuzuhören und die prekäre Lage des Mannes ein bisschen zu verstehen. Was aber nichts daran änderte, dass auch sie sich betrogen und getäuscht fühlten.
Claire hatte den Flur gerade verlassen, als die beiden angestürmt kamen und ohne anzuklopfen in Winfrieds Zimmer rannten.
Er hatte gerade seinen Koffer geöffnet, um seine Sachen zu packen, als mit Schwung die Tür aufgestoßen wurde.
„Ist das wirklich wahr?“, fragte Ann-Kathrin ohne Einleitung.
Winfried drehte sich nicht einmal um, er kämpfte innerlich mit dem Verlust, und die erneuten Vorwürfe der Kinder waren eigentlich das Letzte, was er noch brauchen konnte. Aber er musste sich ihnen stellen, sie würden auf keinen Fall einfach wieder gehen.
„Tut mir leid, es ist wahr, ja“, sagte er also leise.
„Na, dann erzähl mal“, forderte das Mädchen. Er hatte den Kindern erst gestern das freundschaftliche Du angeboten, und dass diese beiden jetzt
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