Gespenst zu vermieten: Romantic Thriller (German Edition)
klar, warum Sie jetzt plötzlich die Verhandlungen verschleppen wollen, Herr Hartmann. Oder gibt es irgendwelche Hinderungsgründe, über die Sie am Telefon nicht reden können, das kann ich mir allerdings nicht vorstellen.“
Winfried schimpfte innerlich. Über diese Hinderungsgründe würde er mit diesem Mann weder am Telefon noch sonst wie reden. Überhaupt mit niemandem aus der Firma.
„Ich halte es ganz einfach für unklug, zu diesem Zeitpunkt ein Übernahmegebot abzugeben“, sagte Winfried. „Dadurch, dass das Hotel sich bereits auf dem Weg der Sanierung befindet, könnten die Kosten für uns enorm steigen.“
„Ach, jetzt endlich verstehe ich Sie“, klang die Stimme des Finanzplaners auf. „Aber wenn wir uns beeilen, dürfte es noch nicht zu spät sein. Sie sollten also nicht mehr länger mit dem Angebot warten, Herr Hartmann“, forderte er energisch.
„Ich möchte die Zahlen lieber noch einmal überprüfen“, versuchte Winfried eine letzte Verzögerungstaktik, doch jetzt biss er auf Granit.
„Ich denke, Sie haben lange genug Ihre wertvolle Zeit damit vertan, Zahlen aufzustellen und zu überprüfen, die doch eigentlich längst klar sind. Ich erwarte also von Ihnen, dass Sie schnellstens ein Angebot abgeben, auf dessen Grundlage ich dann eventuell weiter verhandeln kann.“
Winfried war längst aufgestanden und lief in dem Garten auf und ab. Was sollte er denn noch tun, um zu verhindern, dass er seine Mission preisgab und ausgerechnet er selbst Claire wehtun musste.
Aber auch dann, wenn er auf der Stelle kündigte, würde das keinen Unterschied mehr machen. Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare und seufzte auf. Nein, es war wohl besser, wenn überhaupt jemand auf das Hotel bot, dass er selbst es dann tat.
„Ist in Ordnung“, sagte er also brüchig. „Ich werde die Verhandlungen eröffnen.“
„Na, also, ich wusste doch, dass man sich auf Sie verlassen kann.“ Von Redersleben schaltete ohne Verabschiedung ab.
Winfried hatte gedacht, er wäre hier draußen allein, auch schon deswegen, weil er ja jeden hätte sehen müssen, der hier vorbeilief. Und doch gab es hier eine Art toten Winkel, den er nicht einsehen konnte, wo sich aber jemand aufhielt, die jetzt voller Empörung die Ohren gespitzt hatte.
Gerti war es, die da in ihrem Kräutergarten arbeitete. Sie war schon immer der Überzeugung gewesen, dass frische Kräuter vor Ort gezogen werden mussten, um das volle Aroma und den besten Geschmack zu haben, und sie pflegte die Beete regelmäßig und mit viel Energie. Es war sicherlich nicht ihre Absicht gewesen zu lauschen. Im Verlauf ihres Lebens hatte sie so vielen Gesprächen zugehört, die vertraulich waren, dass sie gelernt hatte, einfach wegzuhören. Doch es war unvermeidlich, dass sie einen Teil des Gespräches hörte, und da es hier um Winfried ging, war sie ein wenig neugierig gewesen.
Natürlich hatte sie trotz aller Wut gemerkt, dass Winfried versucht hatte, das Hotel und Claire zu schützen. Aber es schien doch eine Tatsache zu sein, dass ausgerechnet dieser Mann, der das Herz ihrer geliebten Claire im Sturm erobert hatte, sich selbst als Schwindler und Betrüger entlarvte.
Er war also nichts anderes als ein Aufkäufer, der versuchte mit miesen Tricks das Hotel für irgendeinen Konzern zu einem Ramschpreis zu ergattern. Hatte er Claire seine Gefühle nur vorgespielt? Oder empfand er wirklich etwas für sie und steckte jetzt in einer Zwickmühle?
Dieses Problem wollte Gerti gar nicht durchdenken, das würden die beiden schon untereinander selbst ausmachen müssen.
Aber Claire musste erst einmal davon erfahren, was und wer dieser Mann war. Auf der Stelle!
Gerti richtete sich auf, und sie erhaschte noch einen Blick in das doch gequälte Gesicht von Winfried. Nun ja, er schien nicht unbedingt skrupellos zu sein, aber er hatte sie alle getäuscht, sie im Unklaren gelassen über seine wirkliche Mission, und Gerti war irgendwie gespannt darauf, wie er sich da herausreden wollte.
*
„Er ist was???“ Claires Augen waren weit aufgerissen, das Gesicht schlagartig bleich, und die Lippen bebend. „Ich glaube, ich habe mich verhört, Gerti. Nein, das kann ich nicht glauben. Bist du wirklich ganz sicher?“
Die alte Frau hatte die ganze Begebenheit so erzählt, wie sie es gehört hatte. Und sie hatte auch darauf verwiesen, dass Winfried offensichtlich gegen seinen Willen so handeln musste, doch das war bei Claire schon gar nicht mehr angekommen.
Er war also hergekommen,
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