Gespenstische Warnung

würde, selbst wenn ich ihn mit dem Revolver in
der Hand zwingen mußte, ins Haus hineinzugehen. Meine Gedanken kehrten zu ihrem
Lieblingsthema — Frauen — zurück, während ich nach Brentwood hinausfuhr.
Beverly war noch frisch in meinem Gedächtnis. Dann dachte ich an das
kurvenreiche Starlet Jackie Slater, das mein Haus als Versteck benutzte, um
nicht umgebracht zu werden. Die Bedeutung des Wortes erinnerte mich an Linda
Galen. Sam Sorel mußte über eine Menge verborgener Talente verfügen, dachte
ich, um mit drei so verschiedenen Frauen verheiratet gewesen zu sein. Linda —
die attraktive, frauliche Brünette. Beverly — die intelligente und vitale
Rothaarige. Jackie — das törichte, silberblonde Starlet mit den phantastischen
Rundungen. Und vergiß die vierte nicht, sagte mein
Gedächtnis mürrisch. Sicher, er hat sie bis jetzt noch nicht geheiratet, aber
du kannst Gift darauf nehmen, daß sie ihm in den letzten beiden Jahren mehr war
als eine Ehefrau. Sonia Mayer — die kühle Blonde, in die ich mich verschossen
hatte, als ich sie das erstemal zu Gesicht bekam. Das
Mädchen, das so verrückt nach Sorel war, daß sie sogar bereit war, mit mir zu
schlafen, wenn ich ihm nur irgendwie helfen würde.
    Warum wirst du also kein Komiker, der
an Klaustrophobie leidet, Holman? fragte ich mich selbst. Dann hast du
vielleicht auch solchen großen Erfolg bei Frauen. Es gab darauf nur eine
Antwort — mir fielen keine komischen Späße ein. Es gibt Zeiten, in denen sogar
ich mich frage, ob ich eigentlich normal bin.
    Ich parkte den Wagen vor dem Haus,
ging die Zufahrt bis zur Vorveranda hinauf und drückte auf den Klingelknopf. Es
dauerte höchstens zwei Sekunden, bis sich die Tür öffnete. Ein Bursche, den ich
nie zuvor gesehen hatte, stand da und betrachtete mich sehr aufmerksam. Er war
um die Dreißig herum, mittelgroß und eher mager. Sein braunes Haar hatte einen
ordentlichen, konservativen Scheitel, und sein Gesicht wirkte farblos. Aber es
gab einiges an ihm, das ich sehr eindrucksvoll fand. Zum Beispiel die kalten
dunklen Augen, die mich so eingehend unter den halbgesenkten Lidern anstarrten,
und dann die Art und Weise, wie seine Hand die ganze Zeit über in der
Innenseite seiner Jacke steckte.
    »Wollen Sie was?« Seine Stimme war
leise und zischte leicht.
    »Ich möchte Mr. Hugill sprechen«,
sagte ich. »Mein Name ist Holman.«
    »Wenn Sie Holman sind, dann sind Sie
zu früh dran«, sagte er. » Holmans Besuch ist auf elf
Uhr festgelegt. Wenn Sie es wirklich sind, dann kommen Sie später zurück. Wenn
Sie nicht Holman sind, dann kommen Sie zurück, wann Sie wollen, und ich werde
Ihnen spaßeshalber den Schädel einschlagen.«
    »Was ist denn, Eddie?« sagte eine
selbstsichere Altstimme irgendwo aus dem Hintergrund.
    »Nichts weiter, Miss Mayer«, sagte er,
ohne die Augen von mir abzuwenden. »Ein Bursche namens Holman — behauptet er —
, aber er wird erst um elf Uhr erwartet.« Sonias Gesicht tauchte hinter seiner
linken Schulter auf. »Es stimmt schon«, sagte sie. »Das ist Mr. Holman, und ich
möchte mit ihm reden.«
    Eddies Lippen preßten sich
mißbilligend zusammen, dann zuckte er kaum merklich die Schultern und trat
beiseite. Ich ging einen Schritt an ihm vorüber und erstarrte, als ich spürte,
wie sich ein Pistolenlauf in mein Kreuz bohrte. Seine freie Hand fuhr
fachmännisch über mich hin und nahm die Achtunddreißiger aus dem Holster.
    »Das kriegen Sie zurück, wenn Sie
weggehen, Freund«, zischte er. »Mr. Hugill hätte es nicht gern, wenn ich
zuließe, daß Sie in seinem Haus Artillerie herumschleppen.« Dagegen konnte ich
nichts unternehmen, und so folgte ich Sonia in das unordentliche Wohnzimmer.
Sie schloß sorgfältig die Tür und lächelte dann.
    »Eddie ist nicht gerade ein
vertrauensseliger Typ.«
    »Wessen Einfall ist denn Eddie?«
knurrte ich.
    »Rogers Einfall. Er sagte, vielleicht
seien Sie damit beschäftigt, herauszufinden, wer Linda Galen umgebracht hat,
was prächtig wäre. Aber wer würde in der Zwischenzeit im Hause Hugill darauf
achten, daß die Morddrohung für Sam nicht Wirklichkeit würde?«
    Im Augenblick war ich damit
beschäftigt, bei ihrem schieren Anblick nach Luft zu schnappen. Sie trug ein
schwarzes, ärmelloses Kleid mit einem neckischen V-Ausschnitt, der fast bis zur
tiefsten Tiefe der Kluft zwischen ihren Brüsten reichte. Der glitzernde
horizontale Silberstreifen um ihre Hüften stand in funkelndem Kontrast zum
übrigen Schwarz. Die winzige Kupferglocke