Gespenstische Warnung
Sie es mit Sicherheit wissen wollen, dann seien Sie vor elf Uhr
hier.«
»Na gut«, fauchte sie. »Wie ist die
Adresse?«
Ich gab sie ihr und hängte dann ein.
Als ich auf die Bar zuging, um mir mein Glas frisch einzuschenken, schienen die
Wände um mich herum voller Raubvögel zu sein, die hoffnungsfreudig warteten.
10. Kapitel
U ngefähr eine halbe Stunde später kam
Hugill zuversichtlich ins Zimmer geschlendert, ein zufrieden-verächtliches
Lächeln unter dem gesträubten Schnurrbart. Mit umständlicher Geste blickte er
auf seine Uhr, bevor er die Bar erreichte.
»Sie sind immer noch eine halbe Stunde
zu früh für unsere Verabredung«, bellte er. »Aber das ist nicht wichtig; es
wird sowieso nicht lange dauern. Es ist nur die Frage einer simplen Entscheidung.«
»Wie haben Sie es geschafft, an Harv
Graham, den Manager des Motels, heranzukommen?« fragte ich lässig.
Das warf ihn für ein paar Sekunden
zurück, dann zuckte er die Schultern. »Ich rief ihn an und erklärte ihm, wenn
er oder Jackie über mich mit Ihnen reden würde, so wüßte ich dafür zu sorgen,
daß er nicht nur aus dem Motel rausgeschmissen, sondern auch in der gesamten
Branche auf die schwarze Liste gesetzt würde.« Seine grauen Augen waren
wachsam. »Ich dachte, er sei davon beeindruckt gewesen.«
»War er auch«, pflichtete ich bei.
»Aber als ich Jackie erzählte, Sie seien derjenige, der Linda Galen umgebracht
habe, und sie stünde als nächstes Opfer auf Ihrer Liste, hörte sie auf
beeindruckt zu sein und wurde statt dessen nervös.«
Er lachte kurz auf. »Ich muß zugeben,
gelegentlich haben Sie gute Einfälle, Holman. jedoch—«, sein Gesicht wurde
wieder hart, »-finde ich, wir sollten jetzt zu unserer eigentlichen
Unterhaltung übergehen.«
»Wie zum Beispiel dazu, was ich tun
soll, um Sie abzuhalten, diesen Bericht von Trushmans Detektiv der Polizei zu übergeben?«
»Genau!«
Er begann sich gemächlich ein Glas zu
füllen. Ich zündete mir eine Zigarette an, um eine Pause zu überbrücken, in der
ich eigentlich hätte anfangen sollen, vor Sorge zu schwitzen, wie von mir erwartet
wurde. Es war interessant, Mutmaßungen darüber anzustellen, ob schon seine
Mutter ein Ungeheuer gewesen war oder ob sie nur eines hervorgebracht hatte.
»Eddie!« rief er in scharfem Ton. Ich
betrachtete ihn gelassen und fragte mich, ob er diesen Nervenkrieg wohl genoß.
Eines war sicher, es bedurfte einer Menge Nerven, ihn so offensichtlich zu
führen!
Der dünne Mann mit der Waffe erschien
an der Tür wie durch ein Zauberwort herbeizitiert. Er nickte seinem Boss zu und
warf einen begierigen Blick zu mir herüber. »Suchen Sie Sonia, Eddie.« Hugill
lächelte freundlich. »Behalten Sie sie im Auge. Mr. Holman und ich wollen nicht
unerwartet unterbrochen werden. Oder, Rick?«
»Nur heraus mit der Sprache«, knurrte
ich. »Was ist also der Preis? Und vergessen Sie nicht, ich bin nicht so reich
wie Sie, ich habe also nicht soviel zu verlieren.«
Eddie verschwand lautlos, während
Hugill sein Glas leer trank.
»Ich möchte, daß Sie dabei behilflich
sind, der Polizei klarzumachen, wer der Mörder der Galen ist«, sagte er schließlich.
»Und wer ist es?« erkundigte ich mich.
»Sorel, wer sonst? Die Sache ist ganz
einfach, Holman. Sie brauchen lediglich zu sagen, Sie hätten, der Spur der
Drohbriefe folgend, die Sorel erhalten hat, Mrs. Galen gestern abend besucht.
Dann, als Sie eben Ihren Wagen in der Nähe des Appartementhauses geparkt
hatten, sahen Sie Sorel hinten aus dem Lieferanteneingang schleichen, zu seinem
Wagen rennen und davonfahren.«
»Santana wird ein paar recht peinliche
Fragen stellen«, sagte ich. »Wie zum Beispiel, warum ich ihm das nicht gleich
gestern gesagt habe?«
»Darauf gibt es eine sehr einfache
Antwort«, bellte er. »Sie befanden sich in einem inneren Konflikt, weil Sorel
Ihr Auftraggeber ist. Sie mußten sich erst mit Ihrem Gewissen
auseinandersetzen, aber endlich kamen Sie zu dem Schluß, daß Sie ein
aufrechter, tugendhafter Staatsbürger zu sein hätten. Vielleicht läßt er Ihnen
daraufhin sogar einen Orden zukommen.«
»Vermutlich werden Sie nie an Sonia
herankommen, solange Sam im Weg ist«, sagte ich im Ton der Unterhaltung.
Sein Gesicht verdüsterte sich. »Wir
wollen Sonia aus all dem herauslassen. Ich warte auf Ihre Antwort, Holman.«
»Ich weiß über den vertraulichen
Bericht Bescheid, den Sie durch die Trushman -Agentur für
Sonia erhalten haben«, sagte ich. »Und wie Sie es geschafft
Weitere Kostenlose Bücher