Gespenstische Warnung
ich Sie beiseite
schubsen?«
»Oh, kommen Sie um Himmels willen
rein.« Sie fuchtelte wild mit den Armen. »Seien Sie mein Gast, Mr. Holman.
Fühlen Sie sich ganz wie zu Hause — essen Sie vom Fußboden — verschütten Sie
Ihre Drinks über die Decken, mir ist alles gleich.«
»Seit einer vollen Minute bin ich
schon hier und Sie sind immer noch angezogen.« Ich blickte sie zweifelnd an.
»Verliere ich vielleicht mein Sex-Appeal?«
»Sie sind heute abend eine reine
Wucht«, sagte sie zwischen den zusammengepreßten Zähnen hindurch. »Wenn es auf
dieser Welt irgendeine Gerechtigkeit gibt, dann werden Sie sich demnächst
einmal auf mich stürzen. Dann trete ich im letzten Augenblick zur Seite und
sehe zu, wie Sie aus dem Fenster fliegen!«
Die Rothaarige wandte sich abrupt ab,
und ich folgte ihrem steifen, unnachgiebigen Rücken ins Wohnzimmer. Sobald sie
die Couch erreicht hatte, fuhr sie herum und sah mich mit entschlossenem
Ausdruck in den Augen an. »Machen Sie sich gar nicht erst die Mühe, sich
hinzusetzen, Rick«, sagte sie energisch. »So lange bleiben Sie nicht hier. Also
machen Sie’s kurz.«
Sie trug ein weißes Kreppkleid, das
auf einer Seite bis zum Saum herunter geknöpft war, der ungefähr zwölf
Zentimeter oberhalb der Knie endete. Die weißen Spitzenstrümpfe brachten ihre
wohlgeformten Beine zur Geltung, und die Schuhe mit den breiten Spitzen paßten farblich genau dazu. Irgendwie war die Aufmachung
ihrer Größe und schlanken Figur angemessen; das viele Weiß betonte die
kontrastierenden Flächen ihres intelligenten Gesichts und schien das tizianrote
Haar in Flammen zu setzen.
»Sie sehen heute abend sehr elegant
aus, Beverly«, sagte ich.
Unwillkürlich lächelte sie schwach. »Na
— so was hätte ich von Ihnen nicht erwartet. Ein Kompliment für eine
unersättliche alte kleine Nymphomanin wie mich?«
»Wenn Sie eine Nymphomanin sind«,
sagte ich, »dann bin ich ein Pfadfinder.«
»Sie hätten mich in dem Punkt direkt
täuschen können, der Entschlossenheit nach, mit der Sie gestern nacht
wegmarschiert sind.« Ihr Lächeln wurde deutlicher. »Es war weniger die
Ablehnung, die mich getroffen hat, als die Umstände. Wenn ein Mädchen
splitterfasernackt dasteht und abgelehnt wird, so erschüttert das sein
Selbstbewußtsein. Man fragt sich, was man denn, wenn das schon nicht ausreicht,
sonst noch zu bieten haben könnte.«
»Sie haben das Ganze von vornherein
verpfuscht«, sagte ich ernsthaft. »So wie Sie geredet haben, klang es, als
wollten Sie hier nur eine Seelsorgestation auf Gegenseitigkeit einrichten.
Romantisch war das Ganze nicht!«
»Ich werde das nächstemal daran denken, Rick.« Ihr Lächeln schwand langsam. »Aber Sie sind doch wohl kaum
hierhergekommen, um mich in der sanften Kunst der Männerverführung zu
unterrichten?«
»Ich hielt es für meine letzte Chance,
die Lügen von der Wahrheit zu trennen.« Ich schob mich an ihr vorbei und ließ
mich auf die Couch plumpsen. »Wir brauchen nichts zu überstürzen, ich habe die
ganze Nacht Zeit.«
»Sie sind unmöglich«, stöhnte sie und
ließ sich dann in möglichst weitem Abstand von mir ebenfalls auf die Couch
nieder.
Ich erzählte ihr Jackie Slaters
Geschichte — wie Hugill sie von seinem Büro in der Wallace-Produktion
angerufen, ihr mit einer Rolle in seinem neuen Film vor der Nase
herumgefuchtelt, mit ihr zu Abend gegessen und anschließend mit ihr geschlafen
hatte. Wie fasziniert er über die Details ihres Ehelebens mit Sam Sorel gewesen
war, bis zu dem Zeitpunkt, als sie ihm von Sorels plötzlicher Attacke auf sie
erzählt hatte. Das war zwei Tage danach. Daß sie ihn daraufhin nicht mehr zu
Gesicht bekommen habe, und wie wirkungsvoll das brutale Ende der Affäre gewesen
sei.
»Und?« Ihre Stimme klang völlig
ausdruckslos.
»Er machte sich auch an Linda Galen
heran, aber er kam um den sie bewachenden Drachen, Andrea Marco, nicht herum
und gab die Sache schließlich auf«, sagte ich. »Ich glaube, selbst für einen
Burschen wie Hugill war es zu schwierig, sich zwischen ihre seltsame Beziehung
zu drängen.«
»Es geht eine Art makabrer Faszination
von Ihren schmutzigen Anekdoten aus, Rick.« Sie verhüllte ein Gähnen, nachdem
sie sicher gewesen war, daß ich es gesehen hatte. »Aber warum erzählen Sie mir
das alles?«
»Ein Mann namens Shelley bot Ihnen —
ganz unvermittelt — einen Job bei Reynor -Plastik an.
Er lud Sie sogar zu einer Party ein, auf der Sie Hugill kennenlernten. Danach
verschwanden sowohl
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