Gespräche mit Gott - Band 1
habt nach einem höchsten moralischen Gesetz das Recht – demnach geradezu die Verpflichtung –, der Aggression gegenüber einer anderen oder eurer eigenen Person Einhalt zu gebieten.
Das heißt nicht, daß das Töten als Mittel der Bestrafung oder Vergeltung oder zur Beilegung kleinlicher Differenzen angemessen ist.
Du hast in früheren Leben wegen der Zuneigung zu einer Frau Duelle ausgefochten und getötet, dies zum Schutz deiner Ehre, wie du es nanntest, wo du doch genau dadurch die Ehre verloren hast. Es ist absurd, tödliche Gewalt als Mittel zur Beilegung eines Streits anzuwenden. Viele Menschen bedienen sich noch immer jeden Tag der – tödlichen – Gewalt, um irgendwelche lächerlichen Streitigkeiten auszutragen.
Und als Gipfel der Heuchelei bringen Menschen mitunter andere Menschen sogar im Namen Gottes um – und das ist die schlimmste Blasphemie, denn solches Morden zeugt nicht von dem, wer-ihr-seid.
Demnach ist also doch etwas falsch am Töten?
W IEDERHOLEN WIR NOCH einmal: Es gibt nichts »Falsches« an irgend etwas. »Falsch« ist ein relativer Begriff, der das Gegenteil von dem bezeichnet, was ihr »richtig« nennt.
Doch was ist »richtig«? Könnt ihr diesbezüglich wahrhaft objektiv sein? Oder sind »richtig« und »falsch« lediglich Beschreibungen, die ihr Ereignissen und Umständen überstülpt, je nachdem, wie es euch gerade paßt?
Und was, erkläre mir doch bitte, bildet die Grundlage für eure Entscheidung? Eure eigene Erfahrung! Nein. In den meisten Fällen trefft ihr die Wahl, die Entscheidung eines anderen zu akzeptieren. Die Entscheidung dessen, der schon vor euch da war und es anzunehmenderweise besser weiß. Sehr wenige eurer täglichen Entscheidungen über das, was »richtig« und was »falsch« ist, werden von euch selbst auf der Grundlage eures Verständnisses getroffen.
Das gilt vor allem für wichtige Angelegenheiten. Tatsächlich läßt sich sagen, daß ihr, je wichtiger die Angelegenheit, desto weniger wahrscheinlich auf eure eigene Erfahrung hört und folglich desto bereiter seid, euch fremdes Gedankengut anzueignen.
Das erklärt, warum ihr praktisch die gesamte Kontrolle über bestimmte Lebensbereiche und bestimmte Fragen, die sich im Kontext der menschlichen Erfahrung ergeben, abgegeben habt.
Diese Bereiche und Fragen schließen oft Themen ein, die für eure Seele überaus wesentlich sind: die Natur Gottes; das Wesen der wahren Moral; die Frage nach der letztlichen Wirklichkeit; die Themen von Leben und Tod im Zusammenhang mit Krieg, Medizin, Abtreibung, Euthanasie, der Gesamtsumme und Substanz der persönlichen Werte, Strukturen und Urteile. Das meiste davon habt ihr von euch weg- und anderen zugeschoben. Ihr wollt in diesen Dingen keine eigenen Entscheidungen treffen.
»Jemand anderer soll entscheiden! Ich richte mich danach!« ruft ihr. »Jemand anderer soll mir sagen, was richtig und was falsch ist!«
Deshalb sind übrigens eure Religionen so populär. Es spielt fast keine Rolle, um welches Glaubenssystem es sich handelt, solange es stark, konsequent, klar in den an seine Anhänger gestellten Erwartungen und rigide ist. Sind diese Merkmale vorhanden, so werdet ihr auch Menschen finden, die an fast alles glauben. Die seltsamsten Verhaltensweisen und merkwürdigsten Glaubensvorstellungen können auf Gott bezogen werden – und sie wurden es auch. Das sind die Wege Gottes, sagen sie. Das ist nun mal Gottes Wort.
Und es gibt die, welche das akzeptieren – mit Freuden. Weil es sie der Notwendigkeit des Nachdenkens enthebt.
Und nun laß uns über das Töten nachdenken. Kann es je einen gerechtfertigten Grund für das Töten von irgend etwas geben? Denk darüber nach. Du wirst feststellen, daß du keine äußere Autorität brauchst, die dir hier die Richtung weist, keine höhere Quelle, die dir die Antworten liefert.
Wenn du dir darüber Gedanken machst, wenn du schaust, wie du in dieser Hinsicht fühlst, werden die Antworten für dich offensichtlich sein und wirst du dementsprechend handeln. Das nennt man Handeln aufgrund der eigenen Autorität, Handeln auf eigenen Befehl.
Richtest du dich nach der Autorität anderer und befolgst deren Befehle, so gerätst du in Schwierigkeiten. Sollten Staaten und Nationen sich des Mittels des Tötens bedienen, um ihre politischen Ziele zu erreichen? Sollten Religionen sich des Mittels des Tötens bedienen, um ihre theologischen Gebote durchzusetzen? Sollten Gesellschaften sich des Mittels des Tötens bedienen in Reaktion
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