Gespräche mit Gott - Band 3
in Wirklichkeit eine Ansammlung von Millionen verschiedener Teilchen und Wirkungen – die sich alle zugleich ereignen und so den größeren Effekt haben –, benutzt ihr auch die Zeit als Mikroskop für eure Seele.
Denk über die Parabel vom Fels nach.
Es war einmal ein Fels, voll von unzähligen Atomen, Protonen, Neutronen und subatomaren Materieteilchen. Diese Teilchen sausten nach einem bestimmten Muster ständig herum, jedes Teilchen bewegte sich von hier nach dort, aber in so rasender Geschwindigkeit, daß der Fels selbst völlig unbewegt schien. Er war einfach. Da lag er, trank das Sonnenlicht in sich hinein, schlürfte den Regen auf und bewegte sich überhaupt nicht.
»Was bewegt sich da in meinem Innern?« fragte der Fels.
»Das bist du«, sagte eine ferne Stimme.
»Ich? Aber das ist ganz unmöglich. Ich bewege mich überhaupt nicht. Jeder kann das sehen«, erwiderte der Fels.
»Ja, aus der Ferne gesehen«, sagte die Stimme. »Von dort aus sieht es tatsächlich so aus, als wärst du fest und solide, still und unbeweglich. Aber wenn ich näher komme, sehe ich, daß sich alles, was dein Was-du-Bist ausmacht, bewegt. Es bewegt sich mit unglaublicher Geschwindigkeit in einem bestimmten Muster durch Zeit und Raum, wodurch es dich als das Ding namens »Fels« erschafft. Und das macht dich gleichsam zu einem Zauberkunststück! Du bewegst dich und bewegst dich zugleich nicht.«
»Aber was ist dann die Illusion?« fragte der Fels. »Das Einssein, die unbewegte Stille des Felsens oder die Getrenntheit und Bewegung seiner Teile?«
Worauf die Stimme zur Antwort gab: »Was ist dann die Illusion? Das Einssein, die unbewegte Stille Gottes? Oder das Getrenntsein und die Bewegung seiner Teile?«
Und ich sage euch: Auf diesen Fels werde ich meine Kirche bauen. Denn dies ist der Fels der Ewigkeit. Dies ist die ewige Wahrheit, die nichts unversucht läßt. Ich habe euch mit dieser kleinen Geschichte alles erklärt. Das ist die Kosmologie.
Das Leben besteht aus einer Reihe von winzigen, unglaublich raschen Bewegungen. Diese Bewegungen beeinträchtigen nicht die Unbeweglichkeit und das Sosein von Allem-was-Ist.
Doch wie bei den Atomen im Fels erschafft die Bewegung die Stille, die Bewegungslosigkeit, direkt vor euren Augen.
Aus der Ferne gesehen gibt es keine Getrenntheit. Es kann sie nicht geben, denn Alles-was-Ist, ist Alles-was-es-Gibt, und es gibt nichts anderes. Ich bin der unbewegte Beweger.
Aus der beschränkten Perspektive, aus der ihr Alles-was-Ist betrachtet, seht ihr euch selbst als vereinzelt und getrennt, seht ihr euch nicht als ein unbewegliches, sondern als sehr viele Wesen, die sich ständig in Bewegung befinden.
Beide Beobachtungen sind zutreffend. Beide Realitäten sind real.
Und wenn ich »sterbe«, sterbe ich gar nicht, sondern wechsle nur in ein Gewahrsein vom Makrokosmos über – wo es keine Zeit und keinen Raum, kein Jetzt und Dann, kein Davor und kein Danach gibt.
G ENAU. DU HAST es begriffen.
Laß mich sehen, ob ich es wiedergeben, ob ich es beschreiben kann.
N UR ZU.
Aus einer Makroperspektive gesehen gibt es keine Getrenntheit, und aus dieser Ferne betrachtet nehmen sich all die Teilchen von Allem wie das Ganze aus.
Wenn du auf den Fels zu deinen Füßen blickst, siehst du ihn direkt vor dir als Ganzes, vollkommen und perfekt. Doch selbst in diesem Bruchteil eines Augenblicks, in dem du dir seiner gewahr bist, findet in ihm eine Menge statt – seine Teilchen bewegen sich mit unglaublicher Geschwindigkeit. Und was machen diese Teilchen? Sie machen den Fels zu dem, was er ist.
Wenn du den Fels betrachtest, siehst du diesen Vorgang nicht.
Selbst wenn du dir theoretisch dieses Geschehens bewußt bist, ereignet sich doch für dich alles jetzt. Der Fels wird nicht zum Fels; er ist ein Fels hier und jetzt.
Wenn du aber das Bewußtsein eines dieser submolekularen Teilchen in diesem Fels wärst, würdest du dich selbst als in irrer Geschwindigkeit befindlich erfahren, wärst du erst hier, dann dort. Und wenn dir eine Stimme von außerhalb des Felsens sagen würde: »Es geschieht alles zugleich«, würdest du sie einen Lügner oder Scharlatan nennen.
Doch aus der Ferne gesehen würde die Aussage, daß irgendein Teil des Felsens von irgendeinem anderen seiner Teile getrennt ist und daß diese sich zudem mit irrer Geschwindigkeit bewegen, als die Lüge erscheinen. Aus der Ferne gesehen läßt sich erkennen, was sich aus der Nähe betrachtet nicht erkennen läßt – nämlich, daß alles
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