Gestaendnis unter suedlicher Sonne
â⦠wie glauben Sie, wird er reagieren, wenn man ihm erklärt, er solle dieses Chaos bereinigen?â
âEs wird kein Chaos geben, wenn er nach Hause zurückkehrt. Und er wird kommen. Genauso wie Sie es getan haben. Er wird begreifen, dass er keine Wahl hat.â
âWas ist mit dem kleinen Jungen?â
âPhilippe wird bei Pflegeeltern untergebracht. Auch in dem Punkt gibt es keine Wahl.â
âNoch ein Kind, das für die Krone nutzlos istâ, sagte SofÃa kaum hörbar. âWenn ich du wäre, Ramón, würde ich weiter die Segel setzen.â
1. KAPITEL
âVergiss deine Muffins, Jenny, und leb endlich wieder!â
Gianetta Bertin, kurz Jenny genannt, blickte ihre beste Freundin Cathy vernichtend an, bevor sie sich erneut der Arbeit zuwandte. Sie musste dringend Muffins backen, denn es waren fast keine mehr vorhanden. Wie jeden Tag herrschte im âCoffee ânâ Cakesâ im australischen Seaport reger Betrieb.
âIch habe keine Zeit für eine Gardinenpredigt.â
âDu musst sie haben.â Cathy setzte sich auf die Arbeitsplatte. âDu darfst nicht für immer in diesem Loch bleiben.â
âEs gibt schlimmere Löcher. Und jetzt verschwinde von da. Wenn Charlie kommt, feuert er mich. Dann habe ich überhaupt kein Loch mehr.â
âDas wird er nicht. Du bist die beste Köchin weit und breit. Ohne dich würde das Café nicht laufen. Charlie behandelt dich wie Dreck, nur weil du dich nicht wehrst. Ich weiÃ, dass du in seiner Schuld stehst. Aber du kannst dir einen anderen Job suchen und ihm das Geld anders zurückzahlen.â
âWie zum Beispiel?â Jenny beförderte das Blech mit Muffins in den Ofen und schob sich eine dunkle Locke hinters Ohr. Obwohl sie eine Kochmütze trug, waren ihre Haare zu widerspenstig, um sie völlig zu zähmen. Mit Sicherheit hatte sie jetzt Mehl am Ohr. Doch war es nicht egal, wie sie aussah?
âSchau dich anâ, sagte die Freundin, als hätte sie ihre Gedanken erraten. âDu bist eine bildhübsche, intelligente Frau von neunundzwanzig, auf die die ganze Welt wartet. Und trotzdem bist du hier, versteckst deine tolle Figur unter der blöden weiÃen Kleidung, hast Mehl auf der Nase ⦠Nein, wisch es nicht weg. Du machst es bloà schlimmer.â
âWer bemerkt es schon? Darf ich jetzt weiterarbeiten? DrauÃen sind Gäste.â
âJa, das stimmtâ, bestätigte Cathy warmherzig, während sie durch die Durchreiche blickte. âRund zwanzig Leute. Sie alle kommen wegen deiner Muffins her und verschwinden dann wieder hinaus ins Leben. Auch du solltest daran teilnehmen. Siehst du den umwerfenden Typ dort drüben? Du verpasst so viel, indem du tagein, tagaus hier festhängst.â
Jenny schaute ebenfalls nach nebenan und wusste sofort, wen die Freundin meinte. Der Mann war schätzungsweise Mitte dreiÃig und höchst attraktiv. Er trug ein ausgeblichenes schwarzes T-Shirt, verwaschene Jeans und Bootsschuhe. Auf der Rückenlehne des freien Stuhls neben ihm hing ein nasser Südwester.
Er muss ein Skipper sein, dachte sie unwillkürlich. Sie arbeitete seit Jahren hier und kannte sich mit der Kundschaft aus. Die Fischer bewahrten das âCoffee ânâ Cakesâ vor der Pleite. Dann waren da die alten Seebären, die kleine Motorboote besaÃen und zumeist darauf schliefen. An den Wochenenden verirrten sich oft Freizeitsegler in Designerkleidung hierher. Sie verlieÃen das Café aber schnell wieder, wenn sie feststellten, dass man keinen Champagner servierte.
Und schlieÃlich gab es die Skipper. Das südlich von Sydney gelegene Seaport hatte einen Tiefwasserhafen und war mit seinem groÃen Trockendock ein Magnet für noble Hochseejachten. Der Mann mit den breiten Schultern wirkte, als würde er von einem solchen Schiff kommen.
Sein Südwester war zwar ziemlich ramponiert, doch zweifellos ein Designerprodukt. Er hatte schwarze Haare, die an den Spitzen von der Sonne ausgebleicht waren, und seine Haut war herrlich gebräunt. Er sah aus, als würde er seine Tage auf dem Wasser verbringen.
Ja, er musste ein Berufssegler sein. Wie sie aus Erfahrung wusste, waren die Eigner von Hochseejachten im Allgemeinen Ende vierzig oder älter. Sie hielten sich nie sehr lange an Bord auf und überlieÃen die Seefahrt bezahlten Kräften.
Er macht einen äuÃerst fähigen Eindruck,
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