Gestaendnis unter suedlicher Sonne
ernst gemeint.â
âDie Ablehnung ebenfalls.â
âAblehnungen mag ich nicht.â
âIhr Pech. Die Zeiten sind vorbei, in denen Männer betrunken gemacht und an Bord geschleppt wurden. Presspatrouillen sind illegal.â
âSie würden mir das Leben erleichtern.â
âNein.â Seine Nähe machte sie immer nervöser. âEine zwangsverpflichtete Crew, die auf hoher See verkatert aufwacht, sorgt nicht gerade für eine ruhige Fahrt.â
âIch bin nicht auf Ruhe aus.â
Sie blieb unvermittelt stehen. Seine Antwort war ein Echo ihrer Gedanken, die sie heute beschäftigt hatten. Energisch rief sie sich zur Vernunft. âRuhe ist wichtigâ, stieà sie hervor und befahl sich, weiterzugehen. âVielen Dank, aber ich habe bereits Nein gesagt. Wollen Sie sonst noch etwas?â
âIch zahle gut.â
âIch weiÃ, was Deckshilfen bekommen.â
âSie wissen nicht, was ich zahle. Warum fragen Sie nicht?â
âWeil es mich nicht interessiert.â
âVerstehen Sie sich wirklich aufs Segeln?â
Jenny schritt schneller aus, doch er lieà sich nicht abschütteln. âFrüher bin ich viel gesegelt ⦠Bevor das Leben ernst geworden ist.â
âIhr Leben wurde ernst? Inwiefern?â Besorgt sah er sie an und fasste dann nach ihrer Hand. Nein, sie trug keinen Ring. âHaben Sie einen Partner?â
âDas geht Sie nichts an.â
âAber ich möchte es trotzdem wissen.â
Sein Englisch war ausgezeichnet und sein Akzent ebenso charmant wie sein Lächeln. Lass dich bloà nicht verzaubern, ermahnte sie sich. Sie musste hart bleiben. Doch er wartete auf eine Antwort. Warum befriedigte sie seine Neugier nicht ein wenig, um ihn loszuwerden? âIch bin ein glücklicher Single.â
âSie haben gesagt, Ihr Leben sei ernst geworden. Dann können Sie kein so glücklicher Single sein. Vielleicht ist ein Törn genau das, was Sie brauchen.â
Ãrgerlich entzog sie ihm die Hand. âIch bin kein Teenager auf Abenteuersuche. Ich habe hier Verpflichtungen. Sie bieten mir also einen Trip nach Europa an? Und was habe ich davon? Ich würde für eine geringe Heuer wie eine Blöde schuften, irgendwo in der Fremde landen und nicht genug Geld verdient haben, um nach Hause zurückzukehren. Ich bin kein Rucksacktourist, Mr. Namenlos, und ich lebe hier. Ich kenne Sie nicht, vertraue Ihnen nicht und bin an dem Job nicht interessiert.â
âIch heiÃe Ramón Cavellero und bin sehr vertrauenswürdigâ, erklärte er mit einem Lächeln, das Jenny vom Gegenteil überzeugte. âUnd ich segle die Marquita. Haben Sie sie gesehen?â
Jeder in Seaport hatte das groÃe Schiff gesehen. Gleich nachdem es vor vier Tagen in den Hafen eingelaufen war, hatte die Lokalpresse ein Bild abgedruckt. Die Marquita war die herrlichste Jacht, die Jenny je erblickt hatte, und vermutlich auch die teuerste.
Wenn er der Skipper ist, dachte sie, dürfte er einen anständigen Lohn zahlen können. Schnell verdrängte sie den Gedanken, bevor er sich in ihrem Kopf festsetzte. Sie würde Seaport noch auf Jahre nicht verlassen können und musste vernünftig sein.
âHören Sie, Mr. Cavellero.â Sie blieb stehen und wandte sich zu ihm. âIhr Boot ist das schönste im Hafen. Man wird sich um den Job reiÃen. Aber was mich betrifft ⦠Meine Freundin hat sich nur einen Scherz erlaubt. Das ist alles. Vielen Dank und goodbye.â
Jenny nahm seine Hand und schüttelte sie, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen. Doch Ramón lieà ihre Rechte nicht los. Oder zog sie sie vielleicht nicht wirklich zurück?
Bevor sie sich darüber klar werden konnte, hielt plötzlich ein Wagen neben ihnen. Sie sah zur Seite und stöhnte auf. Es war Charlie. Und er schien wieder einmal alkoholisiert zu sein.
Irgendwann würde ihn die Polizei erwischen. Einerseits hoffte sie, es würde bald geschehen, doch sie wusste auch, dass er dann nur noch übler gelaunt wäre. Als er noch nicht getrunken hatte, war er ein netter Kerl gewesen. Inzwischen erlebte sie ihn allerdings praktisch nie mehr nüchtern.
Jenny wappnete sich für die Begegnung, denn er stieg aus und kam auf sie zu. Sie entzog Ramón die Hand, und er lieà sie los, stellte sich aber näher zu ihr. Charlies Körpersprache war zweifellos aggressiv.
Wer immer Ramón ist, er beschützt
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