Gestaendnis unter suedlicher Sonne
Bürde seines Amtes teilen können. Warum fing er nicht jetzt gleich an, Dinge zu delegieren? âDu bist Lehrerinâ, wandte er sich an Perpetua. âKennst du dich mit den Zuständen an unseren Schulen aus?â
âNatürlich. Ich unterrichte zwar seit zwanzig Jahren nicht mehr, weil Carlos es nicht möchte, aber in meinem Freundeskreis sind einige Lehrer. Sie haben es sehr schwer â¦â
âMorgen Vormittag habe ich einen Termin, bei dem das Problem der überfüllten Klassen gelöst werden soll. Möchtest du mit hinzukommen?â
âIch?â
âJa, ich brauche Hilfe. Carlos, wobei könntest du mich unterstützen?â
Allseits herrschte Schweigen. Möglichst unauffällig schob Jenny sich an Ramóns Seite und nahm seine Hand. Er hatte einen Riesenschritt gemacht, offenbar seine Dämonen besiegt und beschlossen, kein Einzelkämpfer mehr zu sein.
âIch ⦠ich glaube, da gibt es nichts.â
âDoch, mein Liebling.â Perpetua stellte sich neben ihn. âCarlos liebt Sport, egal welchen. Es ist nie genug Geld da gewesen, um unsere Jugend zu trainieren. Und das FuÃballstadion ist extrem baufällig.â
Fieberhaft überlegte Ramón, welche Aufgabe er ihm zuteilen könnte. âDu könntest Berichte über den Zustand der Sportstätten verfassen und mir empfehlen, was getan werden sollte. Ich kenne dieses Land nicht, du hingegen lebst hier schon lange. Somit haben wir also eine Beraterin der Krone in Sachen Bildung und einen Berater der Krone in Sachen Sport.â
âUnd eine Beraterin der Krone in Sachen neue Uniformen fürs Personalâ, erklärte SofÃa heiter. âDiesen Job übernehme ich.â
âIch könnte der Berater der Krone in Sachen Schwimmen seinâ, schlug Philippe mutig vor.
âUnd Gianetta?â, fragte Perpetua mit besorgtem Blick. âWas ist mit Jenny?â
âDas muss ich noch ergründen.â Zärtlich legte Ramón ihr den Arm um die Taille. âHinter verschlossenen Türen.â
âKannst du mir vorher noch etwas Schwimmunterricht geben?â Philippe schien immer mehr aus sich herauszugehen.
âNatürlich.â Trotz der vielen Zuschauer beugte sich Ramón einen Moment zu Jenny und küsste sie besitzergreifend und verheiÃungsvoll. âAber nur unter einer Bedingung, und die gilt für euch alle. Señor Rodriguez muss meinen Terminkalender ändern, sodass der heutige Abend mir gehört.â
Kurz vor Sonnenuntergang wurde Jenny abgeholt. In dem Abendkleid aus schimmernder Seide und mit dem funkelnden Diamantcollier sah sie wie eine Prinzessin aus. SofÃa, Perpetua und Consuela hatten sie zusammen mit zwei Zofen an den Rand des Wahnsinns getrieben. Zu guter Letzt hatte SofÃa noch ein Diamantarmband aus ihren Räumen geholt und Jenny dann mit Tränen in den Augen betrachtet.
âKindchen, du siehst bezaubernd aus. Glaubst du, dass er dir einen Heiratsantrag machen wird?â
Jenny wusste nicht, was sie antworten sollte. Ramóns Kuss hatte alles und jedes versprochen, doch kein klärendes Wort war gefallen. Sollte sie die Beraterin der Krone in Sachen Liebe werden? Als Geliebte? Oder etwa als Ehefrau? Sie traute sich nicht, irgendetwas zu denken.
Nach einem kurzen Schwimmunterricht hatte die Pflicht ihn wieder gerufen. Vorher hatte er sie nur noch rasch gebeten, um sieben Uhr fertig zu sein, da sie dann ein Wagen abholen würde.
Und jetzt geleitete Señor Rodriguez sie zu einer weiÃen Limousine, öffnete ihr lächelnd die Tür und half ihr beim Einsteigen.
âWo ist Ramón?â
âEr wartet auf Sieâ, sagte der Anwalt geheimnisvoll. âWelcher Mann würde es nicht?â
Der Chauffeur fuhr sie durch die Stadt, danach die KüstenstraÃe entlang und hielt schlieÃlich oben auf einer Landzunge an. Dort wurde sie von Manuel und Luis in Empfang genommen, die verzweifelt versuchten, keine Miene zu verziehen. Sie führten sie einen gewundenen Weg durch ein Wäldchen entlang zu einer Lichtung. Und während ein überwältigender Anblick Jenny den Atem raubte, verschwanden sie in der Dunkelheit.
Das Mittelmeer glitzerte im Mondschein, und vor ihr auf dem Plateau stand ein Tisch mit zwei Stühlen. Er war mit feinstem Silber und Porzellan gedeckt sowie einem Armleuchter geschmückt, dessen Kerzen ein warmes Licht verbreiteten. Die beiden Polsterstühle
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