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Geständnis

Titel: Geständnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bernd
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zu transportieren. Robbies Team
wollte Vergeltung, und falls Boyette sie tatsächlich zu Nicoles
Leiche führte, mochten sich Fred Pryor und Aaron Rey dazu hinreißen
lassen, ihn im Gebüsch in eine bessere Welt zu befördern. Keith
spürte das, und die anderen respektierten seine Anwesenheit. Es
würde nicht zu Gewalttätigkeiten kommen.
    Bryan Day war ein heikler Punkt gewesen. Robbie traute keinem
Reporter, Punkt. Wenn sie allerdings fanden, wonach sie suchten,
musste das ordnungsgemäß aufgezeichnet werden, und zwar von
jemandem, der nicht zu seinem Kreis gehörte. Day brannte natürlich
darauf, mitzukommen, aber er musste sich auf eine Liste von
Bedingungen einlassen, die es ihm praktisch untersagten, über
irgendetwas zu berichten, solange Robbie Flak ihm nicht die
Freigabe erteilte. Sollte er es doch versuchen, würden er und Buck,
der Kameramann, verprügelt oder erschossen werden oder beides. Day
und Buck war klar, dass viel auf dem Spiel stand, und sie würden
sich an die Regeln halten. Da Day Nachrichtenchef des Senders war,
konnte er sich absetzen, ohne sein Büro zu informieren.
    „ Können wir reden?“, fragte Martha. Sie waren seit einer halben
Stunde unterwegs, und der Himmel vor ihnen begann allmählich, sich
orange zu färben.
    „ Nein“, sagte Robbie.
    „ Es ist fast zwölf Stunden her, dass er hingerichtet wurde. Was
denkst du?“
    „ Ich bin völlig erledigt, Martha. Mein Gehirn streikt. Ich
denke gar nichts.“
    „ Was hast du gedacht, als du seine Leiche gesehen
hast?“
    „ Es ist eine kranke Welt, wenn wir Menschen umbringen, weil wir
glauben, wir hätten das Recht dazu. Für mich sah er sehr schön aus,
dieser attraktive junge Mann, wie er da lag und schlief, ohne
sichtbare Verletzungen, ohne Anzeichen eines Kampfes. Wie ein alter
Hund eingeschläfert von religiösen Fanatikern und Dummköpfen, die
zu faul und zu beschränkt waren, um zu merken, was sie da taten.
Weißt du, was ich mir ernsthaft überlege, Martha?“
    „ Sag's mir.“
    „ Das tu ich. Ich denke an Vermont, kühle Sommer, kein schwüles
Wetter, keine Hinrichtungen. Eine zivilisierte Gegend. Ein
Ferienhäuschen am See. Ich kann lernen, Schnee zu schaufeln. Wenn
ich alles verkaufe und meine Kanzlei schließe, hole ich vielleicht
eine Million heraus. Ich setze mich in Vermont zur Ruhe und
schreibe ein Buch.“
    „ Über was?“
    „ Keine Ahnung.“
    „ Das nimmt dir keiner ab, Robbie. Du kommst hier nie weg.
Vielleicht nimmst du dir eine Auszeit, um den Kopf frei zu
bekommen, aber über kurz oder lang wirst du einen neuen Fall
finden, über den du dich aufregen und wo du Klage einreichen kannst
- und bei einem Fall wird es nicht bleiben. Das wirst du machen,
bis du achtzig bist und mit den Füßen voran aus dem Bahnhof
getragen wirst.“
    „ Ich werde keine achtzig. Ich bin jetzt zweiundfünfzig und
fühle mich uralt.“
    „ Du wirst noch Leute verklagen, wenn du achtzig
bist.“
    „ Kann ich mir nicht vorstellen.“
    „ Aber ich. Ich weiß, wofür dein Herz schlägt.“
    „ Im Augenblick leide ich an gebrochenem Herzen und würde am
liebsten aufgeben. Jeder windige Anwalt hätte Donte retten
können.“
    „ Und was hätte dieser windige Anwalt anders gemacht als
du?“
    Robbie streckte ihr die Handflächen entgegen. „Nicht jetzt,
Martha. Bitte.“
    Im Wagen hinter ihnen sprach Boyette die ersten Worte. „Haben
Sie sich die Hinrichtung wirklich angesehen?“
    Keith nippte an seinem Kaffee. „Ja, habe ich. Es war nicht
geplant, es hat sich im letzten Augenblick ergeben. Ich wollte das
eigentlich nicht miterleben.“
    „ Wäre es Ihnen lieber, Sie hätten es nicht getan?“
    „ Gute Frage, Travis.“
    „ Danke.“
    „ Einerseits hätte ich lieber nicht gesehen, wie ein Mensch
getötet wird, schon gar nicht einer, der seine Unschuld
beteuert.“
    „ Er ist unschuldig. War unschuldig.“
    „ Ich wollte mit ihm beten, aber er wollte nicht. Er sagte, er
glaube nicht mehr an Gott. Als Geistlicher finde ich es schwierig,
mit jemandem zusammen zu sein, der angesichts des Todes nicht an
Gott, Christus oder einen Himmel glaubt. Wenn ich an den
Krankenbetten meiner Gemeindemitglieder stehe und sie beim Sterben
begleite, finde ich es immer tröstlich, zu wissen, dass ihre Seelen
im Jenseits in der Herrlichkeit weiterleben werden. Bei Donte war
das nicht so.“
    „ Bei mir auch nicht.“
    „ Andererseits habe ich in der Todeskammer etwas gesehen, was
jeder sehen sollte. Warum diese Heimlichtuerei?“
    „ Also

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