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Geständnis

Titel: Geständnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bernd
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die
Schläfen zu reiben.
    Bitte kein Anfall, dachte Reith. Nicht jetzt.
    Sie hielten an einer Kreuzung im Zentrum einer kleinen
Siedlung.
    „ Weiter geradeaus“, sagte Boyette. An einem Einkaufszentrum mit
Supermarkt, Friseur und Videoverleih vorbei. Der Parkplatz war
geschottert.
    „ Ich glaube, hier sind wir richtig“, wiederholte er.
    Keith lagen Fragen auf der Zunge, aber er sagte nichts. War
Nicole noch am Leben, als du sie hergebracht hast, Travis? Oder
hattest du sie schon getötet? Was hast du gedacht, Travis, als du
vor neun Jahren mit dem armen gefesselten, geknebelten und
geschundenen Mädchen, das nach einem endlosen Wochenende sexueller
Quälerei völlig traumatisiert war, hier durchgefahren
bist?
    Sie bogen nach links ab, auf eine weitere Straße, die zwar
asphaltiert war, aber schmaler als die andere, und fuhren
anderthalb Kilometer weiter, bis sie ein Wohnhaus
passierten.
    „ Der alte Deweese hatte da oben einen Laden“, sagte Boyette.
„Der lebt bestimmt nicht mehr. Als ich klein war, war er schon
neunzig.“
    Sie hielten an einem Stoppschild vor Deweese's Country
Market.
    „ Den Laden hab ich mal ausgeraubt“, sagte Boyette. „Da war ich
höchstens zehn. Bin durch ein Fenster geklettert. Ich konnte den
Alten nicht ausstehen. Weiter geradeaus.“
    Keith befolgte die Anweisungen und schwieg.
    „ Beim letzten Mal, als ich hier war, war das noch geschottert“,
sagte Boyette, als hinge er erfreulichen Kindheitserinnerungen
nach.
    „ Und wann war das?“, fragte Keith.
    „ Weiß ich nicht, Pastor. Als ich Nicole das letzte Mal besucht
habe.“
    Du armer Irrer, dachte Keith. Die Straße wand sich in Kurven,
die so eng waren, dass Keith gelegentlich dachte, sie fuhren wieder
in die Gegenrichtung. Die beiden Vans und der Pick-up blieben dicht
hinter ihnen.
    „ Halten Sie nach einem Bach mit einer Holzbrücke Ausschau“,
wies Boyette ihn an. „Ich glaube, hier sind wir
richtig.“
    Hundert Meter hinter der Brücke sagte er: „Jetzt
langsamer.“
    „ Wir fahren nur fünfzehn Kilometer pro Stunde,
Travis.“
    Boyette sah nach links, wo die Straße von dichtem Gestrüpp und
Unkraut gesäumt wurde. „Irgendwo da drüben ist ein Schotterweg.
Langsamer.“
    Die Fahrzeuge rollten praktisch Stoßstange an Stoßstange
dahin.
    „ Komm schon, Boyette, du perverse kleine Ratte“, sagte Robbie
im Van. „Lass uns nicht als Lügner dastehen.“
    Keith bog nach links auf eine schattige Schotterpiste ein,
über der Eichen und Ulmen ihre Äste zu einem Dach verschränkten.
Der Weg war schmal und dunkel wie ein Tunnel.
    „ Hier ist es“, erklärte Boyette, vorübergehend erleichtert.
„Die Straße folgt eine Zeit lang dem Bachlauf. Irgendwo da hinten
rechts ist ein Campingplatz, zumindest war da früher einer.“ Keith
behielt seinen Tacho im Auge. Sie führen knapp zwei Kilometer in
die nahezu vollständige Dunkelheit hinein, wobei immer wieder der
Bach aufblitzte. Es gab keinen Verkehr, für den ohnehin kein Platz
gewesen wäre, und keinen Hinweis auf menschliches Leben in der
Nähe. Der Campingplatz war nur eine Wiese, die Raum für ein paar
Zelte und Autos bot, und schien in Vergessenheit geraten zu sein.
Das Unkraut stand kniehoch. Zwei kaputte Picknicktische aus Holz
waren zur Seite gekippt.
    „ Als ich klein war, haben wir hier gezeltet“, sagte
Boyette.
    Keith tat er fast leid. Der Mann versuchte, sich an etwas
Angenehmes, etwas Normales aus seiner furchtbaren Kindheit zu
erinnern.
    „ Ich glaube, wir halten besser hier“, verkündete Boyette,
„damit ich erklären kann, wie es weitergeht.“
    Die vier Fahrzeuge blieben stehen, und alle versammelten sich
vor dem Subaru.
    Boyette benutzte seinen Stock als Zeigestab. „Da hinten führt
ein Feldweg den Hügel hinauf. Von hier aus kann man ihn nicht
erkennen, aber es gibt ihn - oder gab ihn zumindest. Das schafft
nur der Pick-up. Die anderen Autos müssen hierbleiben.“
    „ Wie weit ist es?“, erkundigte sich Robbie.
    „ Ich habe nicht auf den Tacho gesehen, aber ich würde sagen,
etwa vierhundert Meter.“
    „ Und was werden wir da finden, Boyette?“, hakte Robbie
nach.
    Boyette stützte sich auf seinen Stock und musterte das Unkraut
zu seinen Füßen. „Das Grab, Mr. Flak. Sie werden Nicole dort
finden.“
    „ Beschreiben Sie uns das Grab“, drängte Robbie.
    „ Sie ist in einer Metallkiste begraben, einer großen
Werkzeugkiste, die ich von der Baustelle mitgenommen habe, auf der
ich damals gearbeitet habe. Die Oberseite der Kiste

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