Geständnis
befindet sich
etwa sechzig Zentimeter unter der Erdoberfläche. Das Ganze ist neun
Jahre her, deswegen ist die Stelle völlig überwuchert. Sie wird
nicht leicht zu finden sein, aber ich glaube, ich schaffe das.
Jetzt, wo ich hier bin, fällt mir alles wieder ein.“
Sie besprachen die Logistik und entschieden, dass Carlos,
Martha Handler, Day, Buck und einer der bewaffneten
Sicherheitsleute auf dem Campingplatz bleiben sollten. Die anderen
würden sich auf Freds Pick-up quetschen und den Hügel, mit einer
Videokamera bewaffnet, erklimmen.
„ Noch etwas“, fügte Boyette hinzu, „vor Jahren hieß diese
Gegend Roop's Mountain und gehörte der Familie Roop, ziemlich
unangenehmen Gesellen. Für unbefugte Eindringlinge und Jäger hatten
die nichts übrig, und sie waren berüchtigt dafür, dass sie keine
Camper duldeten.“ Eine Pause, während Boyette das Gesicht verzog
und sich die Schläfen rieb. „Auf jeden Fall gab es Unmengen von
Roops, also wird der Grund wohl noch der Familie gehören. Falls wir
irgendwem begegnen, machen wir uns besser auf Ärger
gefasst.“
„ Wo wohnen die?“, fragte Robbie einigermaßen nervös.
Boyette wedelte mit dem Stock in eine andere Richtung.
„Ziemlich weit weg. Ich glaube nicht, dass sie uns hören oder
sehen.“
„ Gehen wir“, sagte Robbie.
Was am Montagmorgen als scheinbar routinemäßiges
Pastorengespräch begonnen hatte, endete nun hier: Keith saß hinten
auf einem Pick-up und holperte über die Hänge von Roop's Mountain,
der im Grunde nur ein mittelgroßer, mit Kudzu, Giftefeu und dichten
Wäldern bewachsener Hügel war, wo er gute Chancen hatte,
bewaffneten Landbesitzern in die Quere zu kommen, die sich
vermutlich mit Meth aufputschten und nicht viel Federlesens machen
würden - und alles, um ein für alle Mal herauszufinden, ob Travis
Boyette die Wahrheit sagte oder nicht. Wenn sie Nicoles sterbliche
Überreste nicht fanden, war Boyette ein Betrüger, Keith ein
Trottel, und der Staat Texas hatte mit größter Wahrscheinlichkeit
soeben den Richtigen hingerichtet.
Wenn sie jedoch auf die Leiche stießen, hatte er keine Ahnung,
wie es weitergehen sollte. Gewissheit war nur noch ein schwammiges
Konzept, aber er war relativ sicher, dass er irgendwann am Abend zu
Hause sein würde. Was in Texas geschehen würde, konnte er sich
nicht einmal ansatzweise vorstellen, doch er war davon überzeugt,
dass er nicht dabei sein würde. Er würde sich alles im Fernsehen
ansehen, aus sicherer Entfernung. Höchstwahrscheinlich würde es
eine sensationelle Entwicklung von historischer Bedeutung
geben.
Boyette saß auf dem Vordersitz, rieb sich den Kopf und hielt
angestrengt nach vertrauten Punkten Ausschau. „Das kommt mir
irgendwie bekannt vor.“ Er deutete nach rechts, zeigte sich sicher,
dass das Grab rechts vom Weg lag. Sie hielten, stiegen aus und
schnappten sich zwei Metalldetektoren. Eine Viertelstunde lang
durchsuchten sie das dichte Unterholz nach Hinweisen und warteten,
dass die Detektoren anschlugen. Boyette humpelte herum und drosch
mit seinem Stock auf das Unkraut ein - gefolgt von Keith und unter
den aufmerksamen Blicken der anderen.
„ Hier muss irgendwo ein alter Reifen, ein Traktorreifen,
liegen“, sagte Boyette immer wieder.
Aber sie fanden keinen Reifen, und die Detektoren gaben keinen
Laut von sich. Also nahmen sie ihre Plätze auf dem Pick-up wieder
ein und arbeiteten sich Zentimeter für Zentimeter auf einem
Holzfällerpfad, der offenbar seit Jahrzehnten nicht benutzt worden
war, den Hang hinauf. Erster Versuch.
Der Weg endete, und Fred Pryor quälte sich zwanzig Meter weit
mit dem Pick-up durch die Vegetation, während Äste und
Schlingpflanzen zu seinem Unbehagen über das Fahrzeug schrammten.
Die Passagiere auf der Ladefläche gingen vor den peitschenden
Zweigen in Deckung. Fred wollte schon anhalten, als der Pfad kaum
erkennbar wieder auftauchte.
„ Weiterfahren“, sagte Boyette.
Dann gabelte sich der Weg. Fred hielt an, während Boyette die
Gabelung studierte und den Kopf schüttelte.
Der hat keinen Schimmer, sagte sich Fred. Hinten sah Robbie
Keith an und schüttelte ebenfalls den Kopf.
„ Da lang“, befahl Boyette, wobei er nach rechts deutete, und
Fred folgte seinen Anweisungen.
Der Wald wurde noch dichter, die Bäume waren jetzt jünger und
standen enger beisammen. Boyette hob eine Hand, um die Stelle
anzuzeigen, und Fred Pryor stellte den Motor ab. Der Trupp
schwärmte aus, auf der Suche nach einem alten Traktorreifen,
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