Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Geständnis

Titel: Geständnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bernd
Vom Netzwerk:
waschen. Sie rieb seine Beine ab und trocknete rasch mit einem
kleinen Handtuch nach. Während sie seine Genitalien wusch,
überlegte sie, wie viele Enkelkinder er wohl gezeugt hätte. Er
hatte die Frauen geliebt und sie ihn. Behutsam wusch sie Brust und
Arme, Hals und Gesicht, wobei sie ihn immer wieder
abtrocknete.
    Nach der Waschung kam der letzte und schwierigste Teil der
Vorbereitungen. Bevor die Familie nach Huntsville führ, war Cedric
mit einem neuen Anzug, den Roberta gekauft und geändert hatte, am
Bestattungsinstitut vorbeigefahren. Jetzt hing dieser mit einem
neuen weißen Hemd und einer schönen goldenen Krawatte an der Wand.
Sakko und Hemd würden vermutlich die größten Schwierigkeiten
bereiten, Hose und Schuhe am leichtesten anzuziehen sein. Sie hatte
sich nicht getäuscht. Da sich seine Arme nicht mehr beugen ließen,
fädelte sie den rechten Arm sorgfältig in das Hemd, bevor sie Donte
behutsam auf die linke Seite drehte. Sie legte das Hemd um seinen
Körper, brachte ihn wieder in Rückenlage, zog es mühsam über den
linken Arm und knöpfte es rasch zu. Beim Sakko, das aus einer
dunkelgrauen Wollmischung war, verfuhr sie genauso. Als sie es um
seinen Körper schlang, hielt sie einen Augenblick inne, um ihn
seitlich auf das Gesicht zu küssen. Seine Beine waren steif.
Systematisch schob sie eine schwarze Baumwoll-Boxershorts
Zentimeter für Zentimeter nach oben. Sie hatte Large gekauft, aber
das war zu groß, sie hätte Medium nehmen sollen. Für die Hose
brauchte sie eine Weile. Behutsam zupfte sie immer wieder erst an
der einen Seite, dann an der anderen und hatte große Mühe, Donte
für einen Augenblick in der Taillengegend anzuheben, um ihr Werk zu
vollenden. Als die Hose um die Taille saß, steckte sie das Hemd
hinein, zog den Reißverschluss hoch, fädelte einen Gürtel durch die
Schlaufen und schloss die Schnalle. Seine Füße waren steif, die
Knöchel ließen sich nicht beugen, und mit den Socken war es
schwieriger als erwartet. Die Schuhe waren die schwarzen
Schnürschuhe, die Donte als Teenager zum Kirchgang getragen
hatte.
    Diese Schuhe kamen aus seinem Schrank, den er als Kind mit
Marvin geteilt hatte. Nachdem sein Bruder geheiratet hatte, hatte
Donte ihn ganz übernommen, und seit nunmehr neun Jahren war er
praktisch unberührt geblieben. Roberta hatte ihn sauber gemacht,
den Staub von der Kleidung geschüttelt, Ungeziefer beseitigt und
aufgeräumt, so gut es ging. Als sie vor wenigen Stunden die Schuhe
herausgeholt hatte, hatte sie lange Zeit vor dem Schrank gestanden
und sich gefragt, was nun werden würde.
    Nach seiner Verurteilung war sie jahrelang felsenfest davon
überzeugt gewesen, dass Donte eines Tages freikommen würde. Eines
wunderbaren Tages würde ihr Albtraum enden, und er würde nach Hause
kommen. Er würde in seinem Bett schlafen, essen, was seine Mutter
für ihn kochte, auf dem Sofa ein Nickerchen halten und die Dinge in
seinem Schrank benutzen. Irgendwann würde ein Richter oder
Staatsanwalt in dem undurchdringlichen Dschungel des Rechtssystems
die Wahrheit herausfinden. Der langersehnte Anruf würde kommen, und
dann würden sie feiern. Aber alle Rechtsmittel blieben erfolglos,
kein Wunder geschah, die Jahre verstrichen, und allmählich verlor
sie, wie viele andere, die Hoffnung. Nie wieder würde er die
T-Shirts, Jeans, Pullover und Schuhe in seinem Schrank tragen, und
sie fragte sich, was sie damit tun sollte. Das konnte warten, sagte
sie sich.
    Sie schnürte seine Schuhe, zupfte seine Socken zurecht und zog
die Hosensäume herunter. Jetzt, wo er angezogen war, konnte sie
sich Zeit lassen. Cedric hatte die Krawatte zu einem perfekten
Knoten gebunden, sie musste sie Donte nur noch über den Kopf ziehen
und unter den Kragen schieben. Sie zog den Knoten fest und zupfte
an der Krawatte, bis sie saß. Hie und da rückte sie noch etwas
zurecht, strich ein paar Falten in der Hose glatt, dann trat sie
einen Schritt zurück und bewunderte ihr Werk. Was für ein gut
aussehender junger Mann. Grauer Anzug, weißes Hemd, goldene
Krawatte - sie hatte gut gewählt.
    Sie beugte sich vor und küsste ihn erneut . Steh auf, Donte, und lass uns in die Kirche gehen. Da
findest du eine Frau, mit der du zehn Kinder haben wirst. Beeil
dich, du hast schon so viel verpasst. Bitte. Zeig allen, wie toll
du in deinem schicken neuen Anzug aussiehst. Beeil dich.
    Ihr war durchaus bewusst, dass der Tod auch abstoßende Seiten
hatte, wie die Einbalsamierung und die Flüssigkeiten, mit denen
sich

Weitere Kostenlose Bücher