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Geständnis

Titel: Geständnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bernd
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Plötzlich
schien es ihm viel wichtiger, soziale Ungerechtigkeiten anzupacken,
als seiner Herde jeden Sonntag ein wohliges Gefühl zu vermitteln.
Er würde heikle Themen ansprechen, allerdings immer aus
christlicher und nicht aus politischer Perspektive, und wenn das
jemandem nicht gefiel, konnte er es nicht ändern. Er hatte es satt,
immer auf der sicheren Seite zu bleiben.
    „ Würde Jesus einer Hinrichtung beiwohnen, ohne zu versuchen,
sie aufzuhalten?“, fragte er. „Würde Jesus Gesetze gutheißen, die
es uns gestatten, diejenigen zu töten, die selbst getötet haben?“
Die Antwort auf beide Fragen laute Nein, und eine ganze Stunde lang
erklärte Keith in der längsten Predigt seines Berufslebens die
Gründe dafür.
    Bevor es am Sonntagabend dunkel wurde, ging Roberta Drumm mit
ihren drei Kindern, deren Ehepartnern und ihren fünf Enkeln die
paar Hundert Meter zum Washington Park. Denselben Gang hatten sie
auch am Vortag angetreten, aus demselben Grund. Sie trafen sich mit
den jungen Leuten, die sich dort versammelt hatten, und
unterhielten sich in Einzelgesprächen mit ihnen über Dontes Tod und
darüber, was er für sie bedeutete. Die Rapmusik wurde abgestellt.
Die Menge wurde leise und respektvoll. Irgendwann versammelten sich
mehrere Dutzend Menschen um Roberta, die sie inständig bat, sich
zivilisiert zu verhalten.
    „ Bitte entehrt das Andenken an meinen Sohn nicht durch noch
mehr Blutvergießen“, sagte sie mit starker Stimme. „Ich will nicht,
dass man sich an den Namen Donte Drumm als Auslöser für
Rassenkrawalle hier in Slone erinnert. Nichts von dem, was ihr auf
den Straßen tut, hilft unseren Leuten. Gewalt erzeugt mehr Gewalt,
und am Ende verlieren wir. Bitte geht nach Hause und nehmt eure
Mütter in die Arme.“
    Für seine Leute war Donte Drumm bereits legendär. Die Courage
seiner Mutter bewegte sie heimzugehen.
     

Chapter
37
     
    Die Highschool von Slone blieb am Montagmorgen geschlossen.
Obwohl die Spannung nachzulassen schien, waren Schulbehörde und
Polizei nach wie vor nervös. Eine weitere Welle von Schlägereien
und Rauchbomben konnte im Handumdrehen auf die Straßen übergreifen
und den unsicheren Waffenstillstand gefährden. Die weißen Schüler
waren bereit, wieder in den Unterricht zu gehen, zu ihrer normalen
Routine zurückzukehren. Die meisten waren schockiert, ja entsetzt
über die Geschehnisse der letzten Tage. Drumms Hinrichtung konnten
sie ebenso wenig fassen wie ihre schwarzen Freunde, und sie
brannten darauf, sich damit auseinanderzusetzen, darüber zu
sprechen und zu versuchen, darüber hinwegzukommen. Überall in der
Stadt erzählte man sich, dass sich die weißen Footballspieler dem
Sit-in beim Spiel gegen Longview angeschlossen hatten, und dieser
schlichte Akt der Solidarität wurde als eindringliche Bitte um
Entschuldigung gesehen. Ein furchtbarer Irrtum war geschehen, aber
daran waren andere schuld. Die Schüler wollten sich versöhnen und
gemeinsam mit der Sache fertigwerden. Die meisten schwarzen Schüler
hielten ebenfalls nichts von fortgesetzter Gewalt. Ihr Alltag und
ihre Veranstaltungen waren dieselben wie die ihrer weißen Freunde,
und auch sie wünschten sich die Rückkehr zur Normalität.
    Erneut kam der Schulbeirat mit dem Bürgermeister und der
Polizei zusammen. Wiederholt wurde der Begriff „Pulverfass“
verwendet, um die Atmosphäre in Slone zu beschreiben. Auf beiden
Seiten gab es genügend Hitzköpfe, die Ärger machen konnten. Immer
noch gingen anonyme Telefonanrufe ein. Es wurde mit Gewalt gedroht,
falls die Schule wieder ihre Tore öffnete. Schließlich wurde
entschieden, es wäre am sichersten, bis nach der Beerdigung von
Donte Drumm zu warten.
    Um neun Uhr morgens versammelte sich die Footballmannschaft in
der Umkleide am Feld mit den Trainern. Außenstehende waren nicht
zugelassen. Die achtundzwanzig schwarzen Spieler waren anwesend,
wie auch ihre weißen Mannschaftskameraden, alle einundvierzig. Das
Treffen fand auf Anregung von Cedric und Marvin Drumm statt, die
beide bei den Warriors gespielt hatten, allerdings nie auf dem
Niveau ihres Bruders. Seite an Seite richteten sie das Wort an die
Mannschaft. Sie bedankten sich bei den weißen Spielern dafür, dass
sie den Mut gefunden hatten, sich dem Protest der Mannschaft von
Longview anzuschließen. Liebevoll und sehr emotional sprachen sie
von ihrem Bruder und sagten, Donte hätte diese Spaltung nicht
gutgeheißen. Die Footballmannschaft sei der Stolz der Stadt, und
wenn die Spieler es

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