Geständnis
schafften, ihre Wunden zu heilen, dann gebe es
Hoffnung für alle. Sie forderten Einigkeit.
„ Ich möchte euch alle bitten, zu Dontes Beerdigung zu kommen“,
sagte Cedric. „Das ist für uns als Familie ebenso wichtig wie für
unsere ganze Gemeinschaft.“
Denny Weeks, der Sohn eines Polizeibeamten aus Slone und der
erste Spieler, der Helm und Trikot abgelegt und sich zu den
Spielern aus Longview gesetzt hatte, bat um das Wort. Er stellte
sich vor die Mannschaft und schilderte zunächst, wie entsetzlich
die Hinrichtung und die Ereignisse danach für ihn gewesen waren.
Wie die meisten Weißen, die er kannte, sei er die ganze Zeit von
Dontes Schuld überzeugt gewesen und habe geglaubt, dieser bekomme
seine gerechte Strafe. Er habe sich geirrt, so furchtbar geirrt,
dass er sein Leben lang an dieser Schuld zu tragen habe. Er
entschuldigte sich für das, was er geglaubt hatte, dafür, dass er
die Hinrichtung befürwortet hatte. Seine Gefühle drohten ihn zu
überwältigen, und er endete, nach Fassung ringend, mit den Worten,
er hoffe, Cedric und Marvin, die übrige Familie und seine schwarzen
Mannschaftskameraden könnten ihm verzeihen. Andere Bekenntnisse
folgten, und die Zusammenkunft wurde zu einem langen und
fruchtbaren Ringen um Versöhnung. Es war eine ganz normale
Mannschaft, mit der üblichen kleinlichen Missgunst und erbitterten
Rivalität, aber die meisten Jungen spielten seit der Mittelstufe
zusammen und kannten einander gut. Wenn sie ihrer Bitterkeit freien
Lauf ließen, war das zum Schaden aller.
Die offiziellen Stellen auf Ebene des Bundesstaates waren
immer noch mit der Klärung der verwirrenden Fragen beschäftigt, die
sich aus dem Patt gegen Longview ergaben. Allgemein wurde davon
ausgegangen, dass das Spiel für beide Mannschaften als Niederlage
gewertet, die Saison jedoch normal weiterlaufen würde. Der Trainer
sagte, es gehe um alles oder nichts - wenn die Mannschaft nicht
wieder zueinanderfinde, würden sie zum letzten Spiel gar nicht mehr
antreten. Nachdem Cedric und Marvin vor ihnen standen, blieb den
Spielern keine Wahl. Den Brüdern von Donte Drumm konnten sie nichts
abschlagen. Nach zwei Stunden schüttelten sie einander die Hand und
beschlossen, sich am Nachmittag zu einer langen Trainingseinheit zu
treffen.
Der Geist der Versöhnung hatte die Kanzlei Flak nicht erreicht
und würde es vermutlich auch nicht. Nach einem ruhigen Sonntag
strotzte Robbie nur so vor Energie und drängte seine Truppe
angesichts der Unmengen von Arbeit, die sie erwartete, zu einem
Angriff an mehreren Fronten. Oberste Priorität hatte der
Zivilprozess. Robbie war entschlossen, noch am selben Tag sowohl
beim einzelstaatlichen Gericht als auch beim Bundesgericht Klage
einzureichen. Die Klage beim texanischen Gericht war eine
Breitseite gegen die Stadt Slone, ihre Polizei, das County und
seinen Bezirksstaatsanwalt, den Staat Texas und seine Richter, die
Gefängnisbeamten und gegen die Richter des Texas Court of Criminal
Appeals. Obwohl die Angehörigen der Justiz Haftungsimmunität
genossen, wollte Robbie sie verklagen. Er würde auch den Gouverneur
verklagen, der absolute Immunität genoss. Ein großer Teil seiner
Klage würde zerlegt und schließlich abgewiesen werden, aber das war
Robbie egal. Er wollte Rache und genoss es, die Verantwortlichen
bloßzustellen und sie zu zwingen, Anwälte zu engagieren. Er liebte
Prozesse, bei denen es richtig zur Sache ging, vor allem, wenn er
austeilte und die Presse zusah. Seine Mandanten, die Drumms, waren
- wie er selbst - überzeugte Gegner von Gewalt auf der Straße, aber
vor Gericht hielt Robbie Gewalt für ein probates Mittel. Der
Prozess würde sich jahrelang hinziehen und seine ganze Energie
fordern, doch am Ende würden sie gewinnen.
Bei dem Verfahren vor dem Bundesgericht handelte es sich um
Klagen wegen Verletzung der Bürgerrechte, die Beklagten waren
weitgehend identisch. In diesem Fall würde er sich jedoch nicht mit
den Richtern und dem Gouverneur aufhalten, sondern gegen die Stadt
Slone, ihre Polizei und Paul Roffee vorgehen. Im Licht der
mittlerweile bekannt gewordenen Tatsachen rechnete er mit einem
lukrativen Vergleich, allerdings würde er dafür einen langen Atem
brauchen. Stadt und County und vor allem deren
Versicherungsgesellschaften würden niemals das Risiko eingehen,
dass ihre schmutzige Wäsche in solch einem aufsehenerregenden Fall
vor einem Geschworenengericht gewaschen wurde. Die hoch bezahlten
Anwälte der Versicherungsgesellschaften würden
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