Geständnis
nicht?“
„ Der Verteidigungsfonds. Sie ...“
„ Eingerichtet vor ein paar Jahren, eingetragener Verein,
Spenden voll steuerlich absetzbar. Geleitet gemeinschaftlich von
meiner Kanzlei und Andrea Bolton, der jüngeren Schwester von Donte
Drumm. Eingegangen ist bis heute wie viel, Bonnie?“
„ Fünfündneunzigtausend Dollar.“
„ Fünfundneunzigtausend Dollar. Und wie viel ist davon
übrig?“
„ Null.“
„ Das dachte ich mir. Soll ich kurz überschlagen, wohin das Geld
gegangen ist?“
„ Wohin ist es denn gegangen?“
„ Prozesskosten, Anwaltskosten, Gutachterhonorare, Fahrtkosten
für die Familie für die Besuche bei Donte. Es ist auch nicht gerade
ein sehr lukrativer Verein. Sämtliche Gelder kommen über das
Internet. Ehrlich gesagt, hatten wir weder Zeit noch genügend
Leute, um aktiv Spenden einzutreiben.“
„ Wer sind die Spender?“
„ Überwiegend Briten und Europäer. Die durchschnittliche Spende
liegt bei zwanzig Dollar.“
„ Achtzehn fünfzig“, korrigierte Bonnie.
„ Es ist schwer, Spenden für einen verurteilten Mörder
zusammenzubekommen, ganz gleich wie seine Geschichte
aussieht.“
„ Und wie viel stammt aus Ihrer eigenen Tasche?“, fragte
Martha.
Diesmal kam keine prompte Antwort. Bonnie zuckte geschlagen
die Achseln. „Ich weiß nicht“, sagte Robbie. „Schätzungsweise
fünfzigtausend, vielleicht hunderttausend. Vielleicht hätte ich
auch mehr geben sollen.“
Mehrere Telefone klingelten gleichzeitig. Sammie rief aus dem
Büro an und hatte eine Frage an den Boss. Kristi Hinze sprach mit
einem Kollegen. Aaron hörte beim Fahren jemandem zu.
Die Party begann früh, mit Süßkartoffelkeksen frisch aus
Reevas Ofen. Reeva liebte Süßkartoffelkekse. Sie backte sie gern,
und sie aß sie gern. Scheinbar ungläubig nahm sie zur Kenntnis,
dass Sean Fordyce, wie er gestand, noch nie einen probiert hatte.
Als er eintraf, mitsamt Hairstylistin, Maskenbildnerin, Sekretärin
und PR-Managerin, die um ihn herumschwirrten, war das Haus von
Reeva und Wallis Pike bereits voller Nachbarn und Freunde. Der
schwere Duft von gebratenem Speck drang aus der Eingangstür. Zwei
große Pick-ups parkten rückwärts in der Auffahrt, und auch die
Crewmitglieder taten sich an den Keksen gütlich.
Fordyce, in Long Island zu Hause, aber gebürtiger Ire, war
angesichts der Menschenmassen leicht irritiert, setzte dann jedoch
sein Kameragesicht auf und schrieb Autogramme. Er war der Star,
dies waren seine Fans. Sie kauften seine Bücher, sahen seine
Sendungen und bescherten ihm seine Quoten. Er posierte für ein paar
Fotos und aß einen Keks mit Speck, der ihm zu schmecken schien. Mit
dem teigigen Gesicht und der Pummelfigur war er nicht gerade der
Prototyp eines Fernsehstars, aber das spielte längst keine Rolle
mehr. Durch dunkle Anzüge und auffällige Brillen gab er sich einen
intellektuellen Anstrich, der in krassem Widerspruch zu seinem
Handeln stand.
Gedreht wurde in Reevas Zimmer, dem großen Anbau, der hinten
am Haus klebte wie eine Krebsgeschwulst. Reeva und Wallis thronten
auf dem Sofa, im Hintergrund großformatige Porträts von Nicole.
Wallis trug eine Krawatte und sah aus, als wäre er gerade gegen
seinen Willen aus dem Schlafzimmer gezerrt worden, was auch der
Fall war. Reeva hatte sich sorgfältig zurechtgemacht, mit frischer
Dauerwelle und neuer Tönung, und trug ihr schönstes schwarzes
Kleid. Fordyce saß neben ihnen auf einem Sessel, umringt von
Assistentinnen, die ihn mit Haarspray einnebelten und ihm die Stirn
puderten. Die Techniker richteten die Scheinwerfer ein, machten den
Soundcheck und rückten die Monitore zurecht. Die Nachbarn mussten
sich dicht gedrängt hinter den Kameras aufstellen und wurden
angewiesen, keinen Mucks von sich zu geben.
Der Produzent sagte: „Ruhe! Wir drehen.“
Fordyce war voll im Bild, während er seine Zuschauer zu einer
neuen Folge begrüßte. Er erklärte, wo er sich befand, wen er
interviewen würde und worum es ging - Verbrechen, Geständnis,
Strafe. „Wenn alles nach Plan läuft“, sagte er ernst, „wird Mr.
Drumm übermorgen hingerichtet.“
Er stellte Mutter und Stiefvater des Opfers vor und bekundete
sein Beileid. Er dankte den beiden, dass sie ihr Haus geöffnet
hätten, sodass die Welt durch die Kameras ihr Leid teilen könne.
Dann kam er auf Nicole zu sprechen. „Erzählen Sie uns von ihr“, bat
er in fast flehentlichem Ton.
Wallis machte nicht den Versuch, etwas zu sagen, und das würde
das ganze Interview über so
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