Geständnisse eines graumelierten Herren
und Studio im Hof aufgeben, damit Detlef sich ausbreiten kann. Das Messingbett und ihr Schreibtisch werden im Zu-Haus über die Schwelle getragen. Oben hat jeder seinen Raum zum Schlafen und Arbeiten, den Partner nebenan, unten haben sie ihre große Stube.
Mittags oder abends, vielleicht mittags und abends werden sie zusammen essen. An den geraden Tagen im Hof, wo Renate kocht, an den ungeraden bei Lukas und Daniela im Zu-Haus. Im Stall wird Lukas eine Werkstatt einrichten, zur weiteren Unabhängigkeit; von möglichem Ausbau der Tenne, vielleicht für ein drittes Paar, hat er klare Vorstellungen, die den Kreisbaumeister sicher freuen werden, und — viele Freunde in der Nähe zu haben, ist gut auf dem Land.
Angetan von solchen Aussichten macht es sich Daniela noch bequemer. „Als du uns das Zu-Haus gezeigt hast, dachte ich sofort: Hier möcht ich wohnen! Mit dir natürlich und im Garten eigenes Gemüse. Mehr brauchen wir doch nicht.“
Er schüttelt den Kopf. „Nachdem ich alles erfolgreich zerstört habe, brauchen wir keine zwei Autos mehr und keine Frau Schmidhuber, im Notfall nicht einmal Strom oder Wasser, und überhaupt kein Auto. Aber Hühner! Renate soll wieder Schafe kaufen, vielleicht noch zwei Ziegen, und Detlef ein Pferd, damit wir wenigstens einen Herrenreiter haben, den wir vor den Karren spannen können!“
Im Zu-Haus werden sie nach ihrem Instinkt leben — der Mensch braucht wieder Witterung, nicht Bevormundung durch Medien und Ministerien. Sie werden die Sommerzeit ignorieren, als bösartigen Eingriff in den Rhythmus; sie werden nützlich sein, indem sie Harmonie in die Umwelt strahlen, der Kundschaft mit Planeten und Männchen das Dasein entwichtigen; sie werden die Seele weiterentwickeln, nicht das Bankkonto. Hier ist für sie der Weg. Daniela schwelgt. „Vielleicht ist es unsere letzte Inkarnation?“
Da kann er sie esoterisch beruhigen. „Die Welt kommt in die zyklische Reinigung. Sie muß den Fortschritt rückgängig machen. Das möchte ich miterleben! Zu Beginn der Sintflut baden wir noch einmal in heißem, weichem Dachwasser. Wenn wir dann tot sind, sehen wir weiter...“
keltische olympiade — so nannte Lukas die von ihm angeregten Wettkämpfe in jenen urtümlichen Sportarten, die in Schottland bei Highland Games und in der Alpenregion auf ländlichen Festen zur Erbauung an der Manneskraft des ansässigen Stammes in Kilt und Lederhose ausgetragen werden. Die keltische Verwandtschaft sollte nicht nur in der Gegenüberstellung sichtbar werden, sie sollte sich handgreiflich erweisen. Beide Mannschaften sollten sowohl in den eigenen als auch in den Disziplinen der andern antreten, und dies im Einzel- wie im Mannschaftskampf. Von jeder Seite waren drei Disziplinen vorgesehen.
Weight over Bar — ein 5,6 schottische Pfund schweres Gewicht mit einem Arm, aus dem Stand, über eine vier Meter hoch liegende Latte reißen.
The Hammer — eine 16 schottische Pfund schwere Eisenkugel am Stiel, die ähnlich wie der Hammer am Stahlseil, geworfen wird, wobei die Schotten des besseren Haltes während der Rotation wegen Schuhe mit martialischen Dornen an den Spitzen in den Boden rammen.
Tossing the Caber — die spektakulärste Disziplin, ein 150 schottische Pfund schwerer Baumstamm von dreifacher Manneslänge, wird wie eine Fahnenstange mit Untergriff getragen und aus dem Lauf, nach ruckartigem Anhalten und bei Ausstößen eines Urschreis in Laufrichtung zum Überschlag gebracht.
Ihnen sollten aus der Föhnregion gegenüberstehen:
Armdrücken — zwei Mann am Tisch einander gegenübersitzend, fassen sich bei aufgestütztem Ellbogen an der Hand und versuchen auf das Kommando: Drückt’s o !, den Unterarm des andern aus der Vertikalen in die Horizontale zu zwingen.
Fingerhakeln — die bekannteste alpenländische Kraftspezialität, eine Wirtshaussportart auch sie. Zwei Mann am Tisch einander gegenüber, haken den Mittelfinger in eine Schlaufe. Auf das Kommando: Ziagt’s o! versucht jeder, unter Abstützen am Tisch mit Hand und Fuß, den Gegner über die Tischplatte zu ziehen.
Steinheben — das Heben des legendären Steins vom Steyrer Hans, einem 508 Pfund schweren Brocken, der, in einem Eisengestell geführt, genaue Messung der Lupfhöhe ermöglicht. Denn die entscheidet.
Und die gemeinsame Sportart Tauziehen , in Schottland Tug of War genannt.
Das Rahmenprogramm würden eine Pipeband und eine Blasmusik zusammen mit Tanzgruppen beider Stämme bestreiten. Das britische und das hiesige
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