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Gestern fängt das Leben an

Gestern fängt das Leben an

Titel: Gestern fängt das Leben an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Winn Scotch
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alle Wünsche erfüllen, ihren Sohn heiraten, und ich will mich auch nie wieder über irgendwas beklagen!!!
    Lieber Gott, ich weiß, dass ich in letzter Zeit ganz schön viel verlangt habe. Ich habe Deine Geduld überstrapaziert.
Aber bitte tu mir trotzdem noch diesen einen Gefallen! Lass das Baby im Bauch seiner Mutter. Ich tue alles, was Du willst   …
    Bist Du da, lieber Gott? Sag mir einfach nur, wie hoch der Preis ist. Du kannst alles von mir haben. Aber lass Megan aus dem Spiel! Das ist eine Sache zwischen Dir und mir, sie hat nichts damit zu tun. Wenn Du mich hierhin zurückgeschickt hast, um mir zu zeigen, wo es langgeht, dann habe ich es jetzt verstanden. Bitte lass dieses Kind am Leben!!!
    Die Tür zum Warteraum schwingt auf, und ein bereits kahl werdender Arzt im Praktikum schiebt sich die O P-Maske aus dem Gesicht. Zwischen den wartenden Patienten bahnt er sich einen Weg zu mir.
    «Sie haben Megan Callahan begleitet, richtig?»
    Ich nicke, räuspere mich nervös und warte auf die Strafe, die man mir auferlegen wird. Denn mein Bauch sagt mir, dass nichts von alledem passiert wäre, wenn ich nicht zurückgekommen wäre,
wenn ich nicht so verdammt viel verlangt hätte
.
    Megan hätte niemals vor dem verdammten
Tiffany -
Haus auf mich gewartet und wäre auch nie von einem Taxifahrer überfahren worden, wenn ich alles beim Alten belassen hätte. Wir wären an diesem Abend nicht verabredet gewesen, der Taxifahrer hätte auf eisglatter Straße nicht die Kontrolle über seinen Wagen verloren, und Megans Baby würde weiter in ihr wachsen und gedeihen wie vorgesehen.
    Einen flüchtigen Moment lang fällt mir wieder ein, dass dieses Kind in der Zukunft gar nicht vorgesehen war. Dieses Kind war in meinem alten Leben nichts weiter als ein Hoffnungsschimmer für Megan und Tyler gewesen. Aberdas spielt jetzt überhaupt keine Rolle mehr, weil
dies
die Realität ist. Und die Grausamkeiten
dieser
Realität sind eindeutig mir zuzuschreiben.
    Ich sehe mich suchend nach Tyler um, kann ihn aber nirgends entdecken.
    «Sie ist stabil», sagt der junge Arzt jetzt. «Es hat sie ziemlich heftig am Kopf erwischt, aber sie ist bei Bewusstsein und ansprechbar.»
    «Und das Kind?», frage ich voller Angst, kaum in der Lage, die Worte auszusprechen.
    Er nickt. «Wir haben einen Herzschlag», erklärt er, und ich spüre, wie mir im gleichen Moment die Gesichtszüge entgleisen und mir die Tränen kommen.
    «Aber wir sind noch nicht ganz über den Berg», fährt er vorsichtig fort. «Wir behalten sie noch ein paar Tage zur Beobachtung hier.» Er wendet sich zum Gehen, dann sagt er über die Schulter: «Wenn Sie möchten, können Sie zu ihr.»
    Reflexartig folge ich ihm.
    In Megans Zimmer ist es, abgesehen von dem Piepen der beiden Herzmonitore, vollkommen still. Die Geräte scheinen miteinander in Dialog zu stehen.
    Megan schläft, und ich will mich gerade wieder vorsichtig hinausschleichen, als sie die Augen aufschlägt.
    Lächelnd sieht sie mich an. «Bleib hier», sagt sie. «Ich bin wach.»
    «Ach, Süße! Ich   …» Ein Ansturm von Gefühlen schnürt mir die Kehle zu. Stumm trete ich an ihr Bett und nehme ihre Hand.
    «Mir geht es gut», sagt sie und erwidert den Druck meiner Hand. «Nur ein paar blaue Flecken.»
    «Das Baby   …», sage ich.
    «Sieh dir das an.» Sie nickt zu dem Monitor direkt neben ihrem Bett. «Schau dir doch nur das Herz von meinem Baby an! Dieses Kind wächst und gedeiht. Es ist ihm nichts passiert.» Megs Augen strahlen.
    «Ja, ich hoffe es.» Es klingt ungewollt zögerlich und zweifelnd.
    «Ich weiß es.» Sie lässt meine Hand nicht los. «Ich weiß es ganz sicher.»
    «Woher?», will ich wissen, obwohl ich wahrscheinlich besser nicht fragen sollte. Schließlich hat es in der Zukunft bei keiner ihrer Schwangerschaften funktioniert.
    Meg schüttelt seufzend den Kopf. «Es muss. Es muss einfach.» Ihre Stimme wird rau. «Als ich die Fehlgeburt hatte, da   … Ich weiß einfach nicht, was ich machen würde, wenn ich keine Kinder kriegen kann. Ehrlich. Ich weiß nicht, was ich tun würde.» Tränen laufen ihr übers Gesicht.
    Ihre Worte zerreißen mich innerlich. Und sie stoßen etwas in meinem Inneren an, das mir beim letzten Mal entgangen war. Vielleicht, weil ich in ihrem Leben nicht mehr präsent genug war, um die Feinheiten zu registrieren. Der Nebel, in dem Megan nach der ersten Fehlgeburt versank, und ihre fieberhafte Obsession ließen sie sich immer mehr zurückziehen, weg von Tyler und von uns

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