Gestern, heute - jetzt
er für dich getan“, erklärte Gabrielle, nahm Simone eine diamantene Haarnadel aus der Hand und steckte sie in ihren dunklen Locken fest. „Also, wenn ich du wäre, dann würde ich ihm diese Nacht schenken, ihn in den Armen halten und lieben und dann schauen, wohin es dich führt. Es könnte gut sein, dass er das letzte Puzzleteil für dich bereithält.“
Rafael und Luc gelang es, den Bugatti eine halbe Stunde vor Beginn des Balls unter den Lindenbäumen zu platzieren. Luc fluchte vor sich hin und drohte, alle Bugattis anzuzünden, sollte seine Frau ihn dafür schelten, den ganzen Tag verschwunden gewesen zu sein und nun zu spät zum Ball zu kommen.
Rafe zog eine Grimasse, fischte nach seinem Handy und rief seine Schwester an.
„Wir sind da, wir sind zu spät, und es ist alles meine Schuld“, erklärte er, sobald sie sich gemeldet hatte. „Also, sei nett zu deinem Mann, wenn er kommt, denn sonst fackelt er meinen neuen Bugatti ab.“
„Wo steht denn dein neuer Wagen?“, fragte sie neugierig.
„Etwa auf halber Strecke der Lindenallee. Warum?“
„Läuft er?“, wollte sie als Nächstes wissen. „Kannst du ihn fahren?“
„Mehr schlecht als recht. Kurze Strecken gehen einigermaßen.“ Die ersten zwanzig der zweihundert Kilometer langen Strecke waren doch problemlos gelaufen, oder?
„Wo sind die Schlüssel?“
Rafael beugte sich hinunter und schaute in den Wagen. Keine Schlüssel. Er suchte in seinen Taschen. Nichts. Luc war das Monster zuletzt gefahren, bis es den Geist aufgegeben hatte.
„Luc hat die Schlüssel“, erwiderte er.
„Oh, gut“, sagte sie.
„Lass nicht zu, dass er meinen Wagen anzündet.“
„Vertrau mir“, entgegnete sie lediglich und legte auf.
Danach eilte Rafael blitzschnell zum Château, duschte, rasierte und bemühte sich, allen Duvalier-Frauen so lange aus dem Weg zu gehen, bis er wenigstens halbwegs präsentabel war. Simone zu meiden war leichter als erwartet, denn sie befand sich gar nicht auf ihrem Zimmer, auch wenn noch ein Hauch ihres Parfums in der Luft hing. Sich innerhalb von fünfzehn Minuten zu waschen und anzuziehen war kein Problem. Den kleinen ledergebundenen Lyrikband zu finden, den Etienne ihm geschenkt hatte, stellte sich allerdings als unmöglich heraus. Immerhin besaß er noch den Frosch, den er im Morgengrauen eingefangen hatte. Frösche waren doch eine praktische Sache.
Er hatte das kleine Tierchen in einen umgedrehten Terrakottablumentopf draußen vor ihrem Zimmer gesetzt und nahm an, dass es dort während des Tages gut aufgehoben war. Vorsichtig hob er jetzt den Blumentopf an. Nichts. Er blickte in den Topf. Kein Frosch. Rafe hatte zwar keine Ahnung, wohin der kleine Kerl entschwunden war, aber er besaß einen Plan B. Glücklicherweise stellte Cartier Frösche aus Platin her und fasste sie in Smaragde und Diamanten ein, um sie dann von einer filigranen Kette baumeln zu lassen.
Diesen Frosch fand er in der Schublade mit seinen Socken und steckte ihn in die Tasche seines Jacketts. Was brauchte er sonst noch an diesem Abend?
Mut. Den auf jeden Fall.
Zuversicht, auch das.
Vertrauen.
Vertrauen war der Knackpunkt. Konnte er sein Herz der Duvalier-Prinzessin anvertrauen, wie er es bereits schon einmal getan hatte?
Mit jedem sonnenerfüllten Tag und mit jeder leidenschaftlichen Nacht, die er mit Simone verbracht hatte, wurde die Antwort klarer.
Ja.
Rafe fand die Erbin des Hauses Duvalier in der Küche, wo sie letzte Getränke- und Essenvorbereitungen für den Ball beaufsichtigte. Als sie aufschaute und ihn sah, lächelte sie ihn liebevoll an. An diesem Abend sah sie ganz aus wie eine Prinzessin – eine lebendige, wunderschöne Frau, deren Strahlen alle anderen in den Schatten stellte. Die Schwangerschaft stand ihr genauso gut wie Caverness. Rafael wusste, dass er das Richtige getan hatte, indem er sie nach Hause gebracht hatte.
Natürlich wäre sie bei ihm in Maracey geblieben. Sie wäre bei ihm geblieben und hätte Etiennes Staatsmänner mit ihrem politischen Machtpoker zugunsten von Rafe in helle Panik versetzt, doch im Moment musste sie in Caverness sein, weshalb sie erst einmal hier bleiben würden.
Rafe schenkte seiner Erbin ein laszives Lächeln, während Teller und Gläser um sie herum klimperten. Irgendjemand ließ eine Gabel fallen. Ein anderer seufzte. Simone lächelte verschmitzt und trat auf ihn zu.
„Du hast keine Ahnung, was du anrichtest, wenn du so lächelst, nicht wahr?“, sagte sie, als sie bei ihm ankam.
Darauf
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