Gestern, heute - jetzt
gesagt?“, fragte Gabrielle.
„Nichts.“
„Typisch.“ Gabrielle verdrehte die Augen. „Also gut, wer von uns beiden ruft sie an?“
„Du bist die frisch verheiratete Ehefrau“, versetzte Simone. „Es ist deine Pflicht zu wissen, wo sich dein Ehemann befindet – zu jeder Zeit. Wahrscheinlich fragt Luc sich schon, warum du ihn nicht anrufst und herausfindest, was los ist.“
„Du hast recht“, erwiderte Gabrielle und blieb stehen. „Absolut recht. Darf ich dein Telefon benutzen?“
„Natürlich.“
Das Gespräch war kurz und knapp. Es bestand aus einem „Wo bist du?“ von Gabrielle, gefolgt von einem überraschten Schweigen, dann einem amüsierten Kichern und den Worten „Ist das dein Ernst?“ Ganz offensichtlich meinte Luc es ernst, denn Gabrielle lachte erneut, schärfte ihm ein, spätestens in einer Stunde da zu sein, und legte auf.
„Gut gemacht“, lobte Simone. „Ganz die Ehefrau. Also, wo sind die beiden?“
„Ungefähr zehn Kilometer von hier entfernt. Sie haben ein paar Probleme mit dem Wagen.“ Gabrielle kicherte erneut. „Einer der Weinbergarbeiter ist mit einem Traktor unterwegs zu ihnen.“
Simone ging auf den Ankleidetisch zu und begann rasch, ihr Haar aufzustecken. Vor neun Jahren hatte sie ein schlichtes weißes Kleid zum Ball getragen. Das Kleid besaß sie zwar noch, aber ihre Rundungen waren mittlerweile zu üppig dafür. Außerdem war sie über die Farbe Weiß hinaus.
Das Kleid, das sie an diesem Abend trug, leuchtete in einem schimmernden Dunkelrot und umschmeichelte sanft ihre Kurven. Es handelte sich um eine schulterfreie Kreation, zu der sie passende Schuhe trug. Sie plante, ihr Haar mit Diamantnadeln hochzustecken – hauptsächlich damit Rafael das Vergnügen zuteil wurde, es später zu lösen.
Auch an Ohren und Handgelenk glitzerten die Duvalier-Diamanten, doch Hals und Finger hatte sie nackt gelassen. Ehe die Nacht vorbei war, würden Rafaels Lippen auf ihrem Hals liegen, und das war alles, was sie brauchte.
Nun ja, fast alles, was sie brauchte. Es gab da immer noch diese drei kleinen Worte, die sie aus seinem Mund hören wollte.
„Hast du einen Plan?“, erkundigte sich Gabrielle, während sie Simone beim Frisieren zuschaute.
„Nicht wirklich.“ Alles, was Simone auffahren konnte, war ihre Liebe, und die signalisierte sie ihm nun schon seit Wochen. Also gut, sie hatte es nie direkt ausgesprochen, aber das lag daran, dass Rafael nicht bereit dafür gewesen war. Sie konnte nur hoffen, dass er heute Abend so weit war. „Ich führe ihn zu dem Bugatti. Wecke ein paar Erinnerungen … Meinst du, es ist falsch, einem Mann einen Heiratsantrag zu machen?“
„Du willst Rafael heute einen Heiratsantrag machen?“
„Ich weiß es nicht. Ich denke noch darüber nach. Aber es wäre eine Möglichkeit, oder?“
„Nun …“ Gabrielle klang irgendwie hin- und hergerissen.
„Weil ich dieses Buch habe.“ Simone zog einen schmalen Lederband aus der Schublade ihres Frisiertischs. „Ich schätze, wenn ich es tue, brauche ich eine gewisse Anleitung. Ich wollte ihn mit einem Sommertag vergleichen.“
Gabrielle fuhr sich mit der Hand übers Gesicht – vermutlich um ihr Lächeln zu verbergen. „Meinst du das ernst?“
„Nun, ich habe es zumindest ernsthaft in Erwägung gezogen. Oder was hältst du davon, wenn ich ihm sage, dass ich ihn liebe und ihm dann all die Arten aufzähle, auf die ich es tue?“
„Ich weiß, wie tief deine Liebe für meinen Bruder ist, Simone. Wenn du das machst, bist du die ganze Nacht dran.“
„Nicht, wenn ich dem Gedicht folge“, bemerkte Simone und blätterte durch das Buch.
„Du könntest immer noch abwarten“, schlug Gabrielle vor.
„Ich weiß.“ Simone blätterte weiter, ohne wirklich auf das Buch zu schauen. „Es ist nur … Ich habe ein wundervolles Leben, das weiß ich. Ein Kind, das in mir heranwächst und einen Mann, den ich liebe, an meiner Seite. Ich sollte zufrieden sein. Alle Puzzleteile passen perfekt zusammen, bis auf ein einziges Teil, das fehlt. Das Teil, das ausdrückt, dass Rafael mich liebt. Ich suche die ganze Zeit danach, aber ich scheine es nicht finden zu können.“
„Warte“, riet Gabrielle sanft. „Das ist alles, was du tun musst. Einfach abwarten. Vertrau darauf, dass Rafael seine Dämonen besiegt und zu dir findet. Er ist schon beinahe so weit. Es sind nicht mehr viele Dämonen übrig. Nach Caverness zu kommen und sich seinen Kindheitserinnerungen zu stellen, war einer der letzten. Das hat
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