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Gestern war auch schon ein Tag - Erzählungen

Gestern war auch schon ein Tag - Erzählungen

Titel: Gestern war auch schon ein Tag - Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mairisch
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man ist so lange jung, bis man alt ist, das sagt mein Vater am alleröftesten. Es ist so lange hell, bis es dunkel wird. Das ist das ganze oberkluge Prinzip. Man kann Frau Heinsohn damit verrückt machen, wenn man es lange genug spielt. Ich habe das am Anfang nur gespielt, die ganzen ersten zwei Wochen, man hat so lange Hunger, bis man satt ist, ich schlaf so lange, bis ich wach bin. Wenn Frau Heinsohn mit mir reden wollte, hat ihre Stimme dann manchmal schon gezittert, ich weiß warum, weil ich auf jede Frage nur so geantwortet hab nämlich. Und sie hat mich gefragt, warum ich nicht kooperiere, weil ich nur hier rauskomme, wenn ich kooperiere, aus Haus Hirte Heim für gestörte Kinder. Ich habe gesagt: »Man kooperiert so lange, bis man was anderes macht.« Da hat Frau Heinsohn geschrien, das habe ich noch nie erlebt und Frau Heinsohn vielleicht auch nicht, sie hat ganz erschrocken geguckt, sie hat nur einmal hell und kurz geschrien, wie ein kurzer lauter Furz. Das war ihr peinlich. Ich habe gesagt: »Frau Heinsohn, Sie schreien, logischerweise, Sie haben die Situation nicht unter Kontrolle. Stoppsatz, Frau Heinsohn, aus der Situation aussteigen.« Das war Humor, übrigens.
     
    Ich hab dem kleinen Jungen gesagt, er soll in den Supermarkt gehen und ein Feuerzeug klauen und wenn er erwischt wird oder was sagt, dann töte ich ihn, ich warte hier draußen. Und der kleine Junge kam mit einem Feuerzeug wieder raus und wir sind in das Gebüsch hinter dem Parkplatz, da war keiner, und dann habe ich den kleinen Jungen versucht anzuzünden an verschiedenen Stellen, im Gesicht und an der Hose, seine Jacke hat gekokelt, die war aus Plastik, das stinkt und brennt in der Nase, der kleine Junge hat nicht richtig gebrannt, nur die Haare, da hat der kleine Junge noch mal geschrien und so mit den Armen gerudert, und ich habe seinen Kopf gegen den Baum geknallt, weil ich hatte ja gesagt, dass ich ihm die Zunge abmache, aber ich hatte gar kein Messer, und der kleine Junge hat geblutet, so richtig, an der Stirn.
     
    Ich werde es morgen sagen auf der Weihnachtsfeier, das, was noch keiner weiß. Dann kooperiere ich, wenn keiner damit rechnet. Jeder muss ein Gedicht aufsagen morgen, dafür haben alle extra eins gelernt, wochenlang, Von drauß, vom Walde komm ich her, ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr, und dafür kriegt man ein Geschenk, wenn man es ganz aufsagt. Ich wette, das ist ein Scheißgeschenk, in Haus Hirte Heim für gestörte Kinder gibt es immer Scheißgeschenke. Da kann ich drauf verzichten, das Scheißgeschenk können sie behalten, mal ehrlich, da mache ich lieber einen guten Witz und erzähle, was noch keiner weiß, und nicht das dumme Gedicht, wenn schon mal alle zuhören. Einmal haben wir den ganzen Tag draußen im Garten den Rasen gemäht und alles in Säcke gestopft und die Beete umgegraben, weil wir dann ein Geschenk gekriegt haben, einen gelben Hüpfball, vielen Dank. Was macht man mit einem Hüpfball, ich war der Einzige, der was damit gemacht hat, Bastelschere reingesteckt, und nicht mal das hat richtig Spaß gemacht, hat nicht geknallt, ist nur die Luft so rausgeschnauft und ich musste ins Wutzimmer, das ist ein eckiger Raum, ganz leer, mit Matten auf dem
    Boden, da kommt man rein, wenn man nicht aussteigen kann aus der Wutsituation.
     
    Weil, ich hatte schon die ganze Zeit überlegt, was ich noch machen will, weil vielleicht geht das nicht noch mal, man muss es gleich machen, was man will, weil was man gemacht hat, das kann einem dann keiner mehr wegnehmen. Und ich wollte mal sehen, ob der kleine Junge auch einen Pimmel hat, und er musste seine Hose ausziehen, dann hab ich den in den Mund genommen. Sonst nichts. Ich hab dem kleinen Jungen gesagt, dass er sich anziehen soll und seinen Mund halten soll und keinem was sagen, sonst bring ich seine Mutter um, weil ich weiß, wo er wohnt. Das stimmte gar nicht, ich hab ihn ja einfach so getroffen, ich hab ihn ja noch nie gesehen sonst, und er soll sich verpissen, ich will ihn nicht mehr sehen. »Du hast verspielt bei mir, das Küken kräht nicht lauter als der Hahn, hau ab, du Wasserkopf, sonst töte ich dich«, hab ich gesagt, und der hatte Angst wie ein echter Schwachpisser, logischerweise, ich kann Schwachpisser ja nicht leiden, deshalb hab ich ihn noch in die Brust getreten, »Heulsuse«, hab ich gesagt. Ich war viel stärker als der kleine Junge, Frau Heinsohn findet das feige, das hat sie gesagt, als wir im Sprechzimmer geredet haben, feige, wie ein

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