Gestohlene Liebe - Naughton, E: Gestohlene Liebe
machen, wie er es an ihrer Stelle getan hätte, hatte sie ihr Leben irgendwo fortgesetzt, gesund und munter und offensichtlich … unversehrt.
Er unterbrach den Kuss, schob sie eine Armlänge von sich weg und blickte auf sie hinunter. »Du lebst? Nach all der Zeit bist du … am Leben?«
Ihre Muskeln verkrampften sich unter seinen Händen. »Ich weiß, das ist schwer für dich zu begreifen, aber ich hatte meine Gründe. Ich hatte das heute Abend alles nicht so geplant. Ich hatte nicht geplant, dass du …
Sie blickte auf sein Hemd hinab und verstummte.
Geplant. Das heute Abend.
Ihre Worte hallten in seinem Kopf wider, als schlagartig die Erinnerung zurückkehrte. Und gleichzeitig schien sich die Wirklichkeit in seiner Magengrube zu einem Knoten zu formen.
»Du warst im Auktionshaus. Du warst die Frau, die ich in der Menge gesehen habe.« Die, hinter der er wie ein liebeskranker Trottel hergejagt war.
»Ich – ich hatte gehofft, du würdest mich nicht sehen.«
Sie nicht sehen? Er ließ die Arme sinken. Der Knoten in seinem Magen zog sich immer mehr zusammen. Seine Gedanken rasten. Zu Marias Mund, wie er sich in der Limousine auf seinen gepresst hatte, wie sie zu Boden gefallen waren und er im Rückspiegel in jene Augen geblickt hatte, die exakt dieselbe Form und Farbe hatten wie diejenigen, in die er gerade vor sich sah.
»Und im Wagen. Warst du das auch?«
Sie nickte langsam. »Nachdem ich die beiden gesehen hatte, wollte ich nur fünf Minuten mit dir reden. Ich schwöre dir, mehr wollte ich nicht. Aber dann ging alles drunter und drüber, und« – sie schlug die Hände über dem Kopf zusammen – »ich hatte schließlich keine Wahl mehr.«
Keine Wahl?
Plötzlich gefiel ihm ganz und gar nicht, worauf alles hinauszulaufen schien. Es klang nicht nach der Wiedervereinigung, wie er sie sich in seiner Fantasie ausgemalt hatte.
Kat deutete seine Miene wohl richtig und versteifte sich. »Bevor du voreilige Schlüsse ziehst –«
»Voreilige Schlüsse?«, fuhr er sie an. »Du lebst und warst die ganze Zeit nicht ein einziges Mal in der Lage, einen gottverdammten Telefonhörer in die Hand zu nehmen und mir mitzuteilen, dass du doch nicht durch eine Autobombe in Kairo ums Leben gekommen bist? Oder hast du es etwa bloß verschwitzt?«
Sein Kopfschmerz nutzte die Gelegenheit, ihm einen Stich mitten in die Stirn zu verpassen. Er kniff die Augen zu, presste sich die Finger auf die Schläfen und beugte sich vor, um das Pulsieren abzumildern. »Scheiße, tut das weh!«
»Oh Pete!« Sie seufzte. »Kipp nicht um! Das schaffe ich nicht noch einmal. Ich weiß nicht einmal, wie viel sie dir verabreicht haben.«
»Verabreicht? Was soll denn das heißen?«
Kurz bevor sie ihn berühren konnte, hielt sie mit einem nervösen Gesichtsausdruck inne. »Ich … ähm … « Als er den Kopf hob, um sie anzustarren, zog sie die Schultern hoch und ließ sie schließlich mit einem Seufzer wieder fallen. »Ein Beruhigungsmittel. Ich weiß nicht, wie viel du abbekommen hast, aber du warst die letzten fünf Stunden weg.«
Langsam richtete er sich auf. »Moment mal. Willst du damit sagen, dass du mich unter Drogen gesetzt hast?«
Sie machte den Mund auf, um etwas zu sagen, schloss ihn dann aber schnell wieder, ohne zu antworten.
Und da traf ihn die ganze Wahrheit auf einmal wie ein Donnerschlag. Die Auktion, die Limousine, die Dunkelheit, die Kälte und sie hier, lebendig, allein in diesem Zimmer: Sie hatte ihn gar nicht aufgesucht. Sie war aus einem ganz anderen Grund auf der Auktion gewesen, und dort war irgendetwas schiefgegangen, was sie dazu gebracht hatte, ihn hinterhältig zu überfallen. Ja, je länger er darüber nachdachte, desto offensichtlicher wurde es, dass sie ihn seit ihrem angeblichen Tod hereingelegt hatte. Vielleicht sogar schon vorher.
Und war das nicht wirklich eine verdammte Ironie des Schicksals?
In diesem Moment, mit seinen rasenden Kopfschmerzen und dem schwachen Magen, interessierte es ihn einen feuchten Kehricht, was sie von ihm wollte oder warum sie ihn hierher gebracht hatte. Alles, was er denken konnte, war, dass sie die ganze Zeit quicklebendig und er … innerlich so gut wie tot gewesen war.
»Ich bin schon raus.«
Er ging aus der Tür, durch die er eben hereingestolpert war, und schenkte dem Schock, der ihr ins Gesicht geschrieben stand, keinerlei Beachtung. Vom Zimmer hinter ihm fiel Licht in die Garage und beleuchtete den Wagen und die gegenüberliegende Werkzeugwand.
»Pete, warte!«
Ja,
Weitere Kostenlose Bücher