Gestohlene Liebe - Naughton, E: Gestohlene Liebe
klar. Nie im Leben. Damit war es ein für alle Mal vorbei.
Er lief auf die wuchtige Tür am anderen Ende des Raums zu. Schritte hallten hinter ihm, während er an dem Schloss herumhantierte, doch er drehte sich nicht um, sah sie nicht an. Versuchte mit aller Kraft, nicht an sie zu denken.
Als er es schließlich schaffte, die Tür zu öffnen, wehte ihm Schnee ins Gesicht. Er hob die Hand, um den beißenden Wind abzuhalten, und machte versuchsweise ein paar Schritte in den Schnee hinaus.
Wo war er eigentlich? Weit und breit waren keine Lichter irgendeiner Stadt zu sehen. Mit seinen eleganten Schuhen sank er in den zwanzig Zentimeter tiefen Pulverschnee ein. Er stolperte.
Die Dunkelheit und die Schneeflocken, die ihm unaufhörlich über das Gesicht fegten, machten es ihm unmöglich, irgendetwas zu erkennen, doch die rationale Hälfte seines Gehirns sagte ihm: Wo immer er sich befand – wo eine Garage war, musste auch ein Haus sein. Und in Häusern gab es Telefone.
»Pete! Bitte komm wieder rein! Du holst dir den Tod da draußen!«
So blau, wie er sich fühlte, hielt er es kaum für möglich zu frieren. Und auf gar keinen Fall würde er wieder zu ihr hineingehen.
Okay, das war hirnrissig.
Kat fröstelte in der kalten Luft, schlang sich die Arme um die Taille und versuchte zu atmen.
Wie lange war Pete schon weg? Zwei Minuten? Drei? Sie konnte ihn nicht mehr sehen, hatte nicht den leisesten Schimmer, in welche Richtung er gegangen war. Er hatte verdammt noch mal nichts als einen Smoking an. Bei den eisigen Temperaturen würde er es da draußen nicht lange aushalten, und er wusste nicht, wo er war oder wohin er gehen sollte. Und ganz nebenbei hatte er keine Chance, in diesem undurchdringlichen Blizzard irgendetwas zu sehen.
Früher oder später würde er das einsehen, oder? Von diesem Anwesen waren es Meilen bis zum nächsten Haus. Die Nordseite grenzte an einen Wald und die drei anderen an Felder und Weideland. Der gesunde Menschenverstand würde ihn schließlich wieder zurück in die Wärme der Garage treiben, nicht? Obwohl sie hier war.
Sie biss auf ihrem Daumennagel herum und hatte nicht die geringste Ahnung, was Pete dann sagen oder tun würde. Ihre Vernunft sagte ihr, dass das gut so war. Sie hatte endlich den goldenen Pharao. Pete wusste, dass sie lebte. Wenn ihm jetzt irgendetwas zustoßen sollte, nun ja, dann wäre er zumindest ein wenig darauf vorbereitet. Er war nicht mehr ihr Problem. Wenn sie darüber nachdachte, war er es nie gewesen.
Aber ihr verräterisches Herz rief ihr zu, dass das eine schlechte Nachricht sei. Er könnte da draußen in der Kälte draufgehen oder, noch schlimmer, entkommen und dann von Busir gefunden werden. So oder so hatte sie, indem sie ihn heute Abend hierher gebracht hatte, sein Todesurteil unterzeichnet.
Das war ja ein toller Gedanke! Alles, was sie die letzten sechs Jahre getan hatte, war keinen Schuss Pulver wert, wenn er zu stolz war, ihr fünf Minuten seiner verflixten Zeit zu opfern.
Sie schüttelte den Gedanken ab und sagte sich, dass er zurückkommen würde. Wenn er erst herausfand, dass sie hier völlig abgeschieden waren, und ihm klar würde, dass niemand außer ihr da war, um ihm zu helfen, würde ihm nichts anderes übrig bleiben.
Das hoffte sie zumindest.
Sie spielte mit dem Medaillon auf ihrer Brust. Und dachte törichterweise an diesen Kuss.
Das Wort heiß kam ihr in den Sinn. Wie die Küsse, mit denen er sie in Kairo berauscht hatte, aber drängender. Unmittelbarer. Ihre Wangen erhitzten sich bei der bloßen Erinnerung. Und immer noch genauso naiv wie damals, war sie ihm heute wieder verfallen. Hatte sich ihm geöffnet wie eine Blüte. Sich in seinen Körper sinken lassen. Nicht einmal daran gedacht, dagegen anzukämpfen.
Zwei Mal!
Idiotin.
Hatte sie ihre Lektion über ihn denn nicht gelernt? Kat starrte noch einmal in den Schnee hinaus und kam endlich zur Vernunft. Sie konnte die Tür nicht noch länger auflassen. Die Temperatur im Gebäude würde von Minute zu Minute weiter in den Keller rutschen.
Sie schaltete das Außenlicht ein, damit Pete das Haus im Schneesturm finden konnte, und machte die Tür zu. Sie ging zurück in die Wohnung und drehte den Heizkessel höher, holte sich Decken aus dem Schrank und legte sie auf das Gitter, um sie zu wärmen. Sie ging in die Küche, die nur die Größe einer Kammer hatte, nahm den Teekessel und füllte ihn mit Wasser.
Dadurch, dass sie etwas zu tun hatte, fühlte sie sich geringfügig besser. Während
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