Gestohlene Liebe - Naughton, E: Gestohlene Liebe
Pete quittierte das Stück Papier und schob seinen Stuhl zurück. »Bist du so weit?«
»Ja.« Froh über die Ablenkung, griff sie nach ihrer Handtasche, hängte sich den Riemen über die Schulter und ging auf den Ausgang zu.
Draußen war die Luft mild, und eine sanfte Brise wehte vom Wasser her. Neben ihr steckte Pete die Hände in die Hosentaschen und rollte mit der Schulter. »Willst du ein Stück zu Fuß gehen?«
Sie war erleichterter, als sie zugeben wollte. Zu Fuß gehen bedeutete, noch ein bisschen Zeit mit ihm zu verbringen, ehe sie sich Gute Nacht sagen würden. »Ja, gerne.«
Sie streiften durch die Straßen Kairos und redeten über Sport, Politik und darüber, wie es war, als Amerikaner im Ausland zu leben und zu arbeiten. Und schließlich waren sie am Ufer des Nils angelangt, wo sich die Lichter der Bürotürme schimmernd im Wasser spiegelten, die einen scharfen Kontrast zu den Lehmhäusern und von Eseln gezogenen Karren bildeten.
Kairo war keine freundliche Stadt. Sie überreizte die Sinne mit ihrem Lärm und Chaos, der Umweltverschmutzung und ihren sechzehn Millionen Einwohnern. Aber Kat liebte sie. Sicher, hier gab es von allem zu viel – zu viel Fortschritt, zu viel Geschichte, zu viele Gefahren, die einem auflauerten, wenn man nicht aufpasste –, doch es war ein magischer Ort. Wenn auch noch nie so sehr wie in dieser Nacht.
Es war fast eine Stunde später, als sie schließlich an ihrer Wohnung ankamen. Das Gebäude lag in einer älteren Wohngegend, die aber gut in Schuss und ausreichend beleuchtet war.
»Hier wohne ich«, sagte sie, während sie in der Nähe des Eingangs und der fünf Stufen, die zur Haustür führten, langsamer wurden.
»Nette Gegend.« Sie stellte fest, dass er alles auf sich wirken ließ – die anderen Häuser, die modernen Autos auf der Straße, die Alarmanlage, die gleich hinter der Glastür ihres Gebäudes blinkte – und dass er es guthieß. Dem Mann entging wirklich gar nichts.
»Ja. Einer aus unserem Team lebt schon lange in Kairo und hat eine Wohnung hier. Er hat uns Bescheid gesagt, als im Haus eine frei wurde. Ehrlich gesagt, glaube ich, weil er etwas für Shannon übrighat und sie in seiner Nähe haben wollte, aber ich beschwere mich nicht. Auf jeden Fall besser, als in einer Lehmhütte oder einem Zelt zu hausen.«
Er lächelte und blickte auf sie herab. Und der Funke sprang wieder zwischen ihnen hin und her. Und versetzte ihr einen Stoß, von dem sie hoffte, dass er ihn ebenso intensiv spürte wie sie.
Sie schluckte und beobachtete, wie seine Augen die Silhouette ihres Halses hinabglitten, bis zu der Stelle ihrer Haut, die ihr offener Kragen freigab, und noch ein Stückchen tiefer auf das Medaillon des heiligen Judas Thaddäus, das bis kurz über ihre Brüste fiel.
Ihr Puls hämmerte unter seinem sinnlichen Blick. Und Hals über Kopf fällte sie eine Entscheidung, die sie bisher nicht einmal in Erwägung gezogen hatte. »Kommst du noch mit rauf? Ich glaube, Shannon ist heute mit irgendwelchen Freunden unterwegs. Vor morgen früh wird sie nicht zurück sein.«
Seine glühenden Augen hoben sich, um auf ihren Lippen zu verweilen, wanderten dann noch etwas höher, bis sie sich auf ihre hefteten und sie das Gefühl hatte, er blickte tief in ihre Seele.
»Das würde ich gerne«, sagte er sanft. »Aber ich kann nicht. Ich flieg heute Nacht noch nach Rom.«
Ihr rutschte das Herz in die Hosen. »Nach Rom?«
Er nickte langsam.
»Wann kommst du zurück?«
»Weiß ich noch nicht genau.«
»Oh.«
Sie blickte auf ihre Hände hinunter, merkte, dass sie zitterten, und presste sie aneinander. Vielleicht hatte sie sein Verhalten falsch interpretiert. War sie wirklich so blöd?
Seine Hand schloss sich über ihre beiden, noch ehe sie seine Bewegung überhaupt wahrgenommen hatte. »Danke für das netteste Abendessen, das ich seit einer Ewigkeit hatte. Ich bin froh, dass ich dir begegnet bin, Katherine Meyer.«
Ein leichtes Zittern war in seiner Berührung zu spüren, und sie versuchte, nichts hineinzudenken, konnte es aber auch nicht ignorieren. Sie riskierte einen Blick in seine Augen. Und wusste, sie hatte nicht ganz falschgelegen. Bedauern und Enttäuschung spiegelten sich in ihren Tiefen wider.
Und so seltsam es auch war, wenn man bedachte, dass sie ihn mehr wollte, als sie jemals irgendetwas in ihrem Leben begehrt hatte, brachte ein merkwürdiges Gefühl der Erleichterung ihre Nervenenden zum Pulsieren.
Etwas Undefinierbares drängte sie zu ihm hin. Etwas,
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