Gestohlene Liebe - Naughton, E: Gestohlene Liebe
schien stillzustehen, während diese Erkenntnis zu ihm durchdrang.
Sein Herz machte einen Satz. Während sein ganzer Körper erschauderte, fuhr sie fort, ihn zu küssen.
In all seinen fieberhaften Fantasien, wieder bei Kat zu sein – über deren Verlust er niemals hinweggekommen war, sosehr er es auch versucht hatte –, hatte er sie immer sehen können, er hatte sie spüren und sogar bis zu einem gewissen Grad schmecken können. Doch niemals, nicht ein einziges Mal, hatte er sie in diesem immer und immer wiederkehrenden Traum riechen können.
Jetzt konnte er es.
Auch sie war heiß. Wie flüssige Hitze an seiner Haut, wo sie sich immer tiefer in ihm vergrub.
Träume konnte man nicht riechen, und so sicher wie das Amen in der Kirche waren sie nicht warm.
Verwirrt und gefangen in einem Zustand zwischen Traum und Wirklichkeit, packte er ihre Arme, stieß sie zurück und blinzelte, um in ein Gesicht zu blicken, das er nicht erwartet hatte, jemals in seinem Leben wiederzusehen.
»Kat?« Krächzend brachte er das Wort hervor und wagte nicht, sich zu rühren, als diese großen Augen von der Farbe geschmolzener Schokolade über sein Gesicht wanderten.
»Ja«, flüsterte sie. »Ich bin’s wirklich.«
Unmöglich.
Er fuhr hoch, hatte keine Ahnung, was hier los war. Alles, was er mit Sicherheit wusste, war, dass seine kranken Sexfantasien bisher nie in einen derartigen Irrsinn abgedriftet waren. Mit großer Mühe erhob er sich vom Boden und wurde beinahe wieder umgehauen von einer Welle der Übelkeit, die ihn zwang, abermals nach der Türklinke zu greifen, um nicht von Neuem in die Knie zu gehen.
Ehe er sich orientieren konnte, stand sie schon neben ihm. »Ich weiß, wie das für dich aussehen muss, aber wenn du mir nur eine Minute gibst, kann ich dir alles erklären.« Sie klang verzweifelt. Ein wenig ängstlich. Und völlig neben sich.
Verdammter Mist! Damit waren sie schon zu zweit. »Was zum … « Das Pochen traf seinen Schädel wieder mit der Wucht eines Presslufthammers, und er presste sich die Finger auf die Schläfen. »Das ist nicht real«, murmelte er zu sich selbst, während er seinen Kopf heftig schüttelte. »Das kann nicht real sein. Ich habe einen Kater. Einen ausgewachsenen Kater. Oder einen Hirntumor. Eins von beidem.« Er kniff fest die Augen zusammen. »Kernspin. Genau. Ich brauche eine Kernspinuntersuchung.«
Sie streckte die Hand nach ihm aus. »Lass mich –«
Er zuckte zusammen und schreckte vor ihr zurück. Er fürchtete, nicht mehr geradeaus denken zu können, wenn sie ihn noch mal berührte. Und gerade jetzt musste er seinen blöden Kopf klar kriegen, um rauszubekommen, was in Gottes Namen hier los war.
Sie zog ihre Hand weg, als hätte sie sich an ihm verbrannt, griff an eine Art Anhänger um ihren Hals und umschloss ihn mit ihren Fingern. »Das Mindeste, was du tun könntest, wäre, dir anzuhören, was ich zu sagen habe, Pete. Glaub mir, ich hätte dich da nicht reingezogen, wenn es irgendeinen anderen Ausweg gegeben hätte.«
Er hörte ihre Worte kaum, nahm aber deren scharfen Tonfall wahr. Obwohl das Einzige, worauf er sich in diesem Moment konzentrieren konnte, das Amulett war, das sich in ihrer Faust verbarg.
Er schob ihre Hand fort und betastete die silberne Medaille zwischen ihren Brüsten.
Judas Thaddäus, der Schutzheilige hoffnungsloser Fälle. Kat hatte das Amulett immer getragen. Es niemals abgenommen. Und die urplötzliche Erinnerung daran, wie dieser Talisman auf seine Brust fiel, wenn sie sich geliebt hatten, war so lebendig und real wie das warme und greifbare Gewicht, das jetzt in seiner Hand lag.
Seine Augen schnellten zu ihrem Gesicht hoch.
Sie war real. Das hier passierte wirklich, und – Himmel noch mal! – sie lebte.
Seine Welt wurde aus den Angeln gehoben. Sein Instinkt übernahm die Kontrolle über seinen Körper, und mit einer Bewegung, die so abrupt war, dass sie nach Luft schnappte, packte er Kat hart, zog sie dicht an seine Brust und küsste sie mit aller Inbrunst.
»Kit-Kat«, murmelte er an ihren Lippen.
Aber ebenso rasch, wie sich Freude und Euphorie in ihm aufgebäumt hatten, waren sie auch wieder verpufft.
Sie war am Leben. War es die ganze Zeit gewesen und hatte nicht versucht, Kontakt zu ihm aufzunehmen. Nicht ein einziges Mal in sechs Jahren. Während er sich selbst die Schuld gegeben, wie ein Kleinkind über ihren Tod geheult oder sich nichts sehnlicher gewünscht hatte, als mit ihr tauschen zu können. Nein, statt ihn ausfindig zu
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