Gestohlene Liebe - Naughton, E: Gestohlene Liebe
vorausgesetzt, dass er wirklich einer war – fürchtete, in der Öffentlichkeit mit ihr gesehen zu werden?
Die Leitung brach ab, ehe sie fragen konnte.
Ein Schauer dunkler Vorahnung lief ihr über den Körper, als sie den Hörer auflegte und wieder zum Auto ging. »In drei Stunden«, sagte sie, nachdem sie eingestiegen war. »Fairmount Park.«
Pete sah sie bestimmt eine Minute lang an, als wollte er fragen, was sie noch besprochen hatten. Dann ließ er endlich den Motor an und bog ohne eine weitere Bemerkung auf die Straße.
Was würde in Philadelphia passieren? Würde dieser David ihnen helfen können? Und würde Pete mit ihr kommen oder sie verlassen?
»Bleib hier«, sagte Pete, während er den Wagen bei der Autovermietung im Schatten eines großen Baums in einer Ecke abstellte und den Motor ausmachte. »Ich bin gleich wieder da.«
Kat tat nur, was ihr gesagt wurde, weil es das Einfachste war, und war erleichtert, als er zehn Minuten später wieder aus dem Büro kam und einen Schlüssel in der Hand schwenkte.
Er öffnete die hintere Tür. »Schnapp dir alles, was du dabei hast! Der Wagen steht auf dem Parkplatz hinter dem Gebäude. Ich werde mich irgendwo in einer Seitenstraße dieser Karre entledigen. Wir treffen uns gleich da hinten.« Er griff nach der Lebensmitteltüte auf dem Rücksitz.
»Und ich dachte schon, diese Karre wäre dir ans Herz gewachsen«, sagte sie beim Aussteigen. »Wo hast du überhaupt gelernt, Autos kurzzuschließen?«
Er hielt ihr die Autotür auf. Er zögerte so lange, dass sie schon dachte, er würde nicht mehr antworten, und sagte dann überraschend, »ich hatte einen Freund auf der Highschool, der mir das eine oder andere beigebracht hat.«
»Hatten deine Eltern denn nichts dagegen?«
»Meine Eltern waren tot.«
Seine Aussage klang so sachlich, dass Kat stutzte. Und sie machte ihr klar, dass sie sich nie viel über die Familie unterhalten hatten. Jedenfalls nicht über seine.
Er fasste sie am Arm, um ihr aus dem Fahrzeug zu helfen. »Es ist keine große Geschichte. Meine Großmutter war zu sehr mit ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit und ihren Vereinen beschäftigt, um uns viel Aufmerksamkeit zu schenken. Und was meinen Großvater betrifft, war Kinder aufzuziehen das Letzte, was er für seinen Ruhestand im Sinn hatte. Die meiste Zeit verbrachte er auf dem Golfplatz.«
»Was ist mit deinen Eltern passiert?«, fragte sie und war sich bewusst, dass sie schockiert klang.
»Autounfall. Sie kamen auf dem Heimweg von einer politischen Wohltätigkeitsveranstaltung ums Leben, als ich vierzehn war. Lauren war neun.«
»Lauren?«
»Meine Schwester.«
Er hatte eine Schwester? Wie kam es, dass sie das bisher nie erfahren hatte?
Und dann wurde es ihr schlagartig klar. Sie hatte es nicht erfahren, weil sie in all den Monaten, in denen sie zusammen waren, entweder miteinander im Bett gewesen waren oder darüber gesprochen hatten, miteinander zu schlafen.
Ein Kloß bildete sich in ihrem Hals. »Deine Eltern waren politisch engagiert?«
»Nein. Ein Freund von Dad. Mein Vater leitete eine Galerie für Nachwuchskünstler in St. Petersburg. Hauptsächlich Ölgemälde. Ein paar Aquarelle. Nichts Spektakuläres. Als er tot war, wuchsen wir bei seinen Eltern auf.«
Das erklärte seine Kunstbegeisterung. »Was ist aus seiner Galerie geworden?«
»Sie wurde geschlossen. Meine Großeltern hatten eigentlich nie etwas dafür übriggehabt. Kaum jemandem fiel auf, dass sie nicht mehr da war.«
Es steckte sicherlich noch mehr dahinter. Aber im Stillen glaubte Kat zu verstehen. Der kümmerliche Erfolg seines Vaters und sein letztendlich fehlendes Erbe waren offensichtlich an Pete hängen geblieben.
»Das ist … « Kat suchte nach einem Wort, das ihr Gefühl über seine Vergangenheit beschrieb. Unwillkürlich stellte sie sich ihn als rebellierenden Teenager vor, der seine Eltern vermisste, sich mit den falschen Leuten herumtrieb und Autos kurzschloss, um die Aufmerksamkeit seiner nachlässigen Großeltern zu erringen. Als ihr kein Wort einfiel, das gepasst hätte, entschied sie sich für eines, das sie immer wieder in Bezug auf ihre eigene Kindheit gehört hatte. »Traurig.«
Er zuckte die Achseln. »Kommt drauf an, wen man fragt. Wenn für mich und Lauren alles anders gelaufen wäre, wären wir heute nicht das, was wir sind.«
Hatte er damit nicht recht?
Endlich fiel bei ihr der Groschen in Bezug auf seine Schwester, und sie sah ihn mit großen Augen an. »Lauren Kauffman? Wie Lauren
Weitere Kostenlose Bücher