Gestohlene Liebe - Naughton, E: Gestohlene Liebe
angehalten hatte, aber nun entwich sie aus ihr wie aus einem Ballon.
Er warf sich den Rucksack auf die Schulter, bevor sie merkte, dass er ihn hatte, und lief um das Auto herum. »Wir treffen uns in fünf Minuten hinten auf dem Parkplatz.«
Dann stieg er in den alten Pathfinder und entfernte sich von dem Gebäude.
Als sie im kühlen Wind stand, erinnerte Kat sich an den Moment, als er sie in Kairo schon einmal so angesehen hatte. Als wenn er sie immer noch begehrte, aber nicht wüsste, was er tun sollte. Als wenn zwischen ihnen nichts jemals wieder so sein würde wie bisher.
Denn das war es nicht gewesen. An jenem Tag, in ihrer Wohnung, hatte sich alles zwischen ihnen geändert. Sie wusste jetzt, dass das der Anfang vom Ende gewesen war.
Sie seufzte tief und wandte sich dem hinteren Parkplatz zu. Er wühlte Gefühle und Erinnerungen in ihr auf, die sie vor langer Zeit begraben hatte. Und sie war nicht sicher, ob sie stark genug war, um mit ihnen klarzukommen. Nicht jetzt. Nicht, wenn er so nah bei ihr war.
Sie hoffte, dass sie sich in ein paar Stunden nie wieder mit ihnen herumschlagen musste.
14
Sechs Jahre früher
Kairo
»Danke, dass wir uns so kurzfristig treffen konnten. Ich weiß, dass du viel zu tun hast.«
»Aber nie, wenn es um dich geht, Kat. Das weißt du doch.« Martin Slade rückte einen Stuhl für Kat zurecht und wartete, bis sie sich an den kleinen Bistrotisch in der Ecke gesetzt hatte. Draußen auf der Straße hupten Autos und drängelten sich zwischen Abgas speiende Industriefahrzeuge und durch den Verkehr preschende Eselskarren. Drinnen klapperte die überwiegend europäische Klientel inmitten des gleichmäßigen Summens aus Gesprächen und nachmittäglichem Koffein mit Tassen und Untertassen.
»Ich wünschte nur, ich könnte dir mehr sagen«, sagte Marty, während er um den Tisch ging und sich setzte.
Kat stellte ihre Handtasche auf den Boden und wartete, bis die Kellnerin bei ihnen war und ihre Bestellung aufnahm. Während Marty mit dem jungen Mädchen sprach, wanderten Kats Augen über diesen Mann, mit dem sie einst sehr vertraut gewesen war. Verrückt, aber jetzt empfand sie gar nichts mehr für ihn außer Freundschaft.
Es war ein paar Monate her, seit sie ihn das letzte Mal gesehen hatte, aber er sah gut aus, wenn auch etwas müde. Allerdings sah Marty eigentlich immer müde aus. Es gehörte genauso zu ihm wie die breiten Schultern, der robuste Körperbau und die Aura der Verschwiegenheit, die ihn umgab wie ein Eau de Cologne. Heute trug er ein weißes, durchgeknöpftes Hemd und schwarze Stoffhosen, die seinen modellierten Körper betonten. Sein dunkles Haar war länger, als sie es in Erinnerung hatte, wirkte aber immer noch stilvoll und gepflegt, da es seine dunklen Augen hervorhob, ebenso wie das, was aussah wie die Bartstoppeln eines Tages, die abzurasieren er sich nicht die Mühe gemacht hatte.
Er war ein attraktiver Mann. Einer, an dem sie interessiert gewesen war, aber in den sie sich nicht Hals über Kopf verliebt hatte. Nicht so wie in Pete.
Allein bei dem Gedanken an Pete machte ihr Herz einen Sprung. Seit ihrer ersten Nacht im Mena House waren sechs Monate vergangen. Seitdem war er in ihrem Leben ein- und ausgegangen, immer ohne Vorankündigung und ohne jede Regelmäßigkeit. Es vergingen Wochen, ohne dass sie ihn zu Gesicht bekam, Tage, ohne dass sie von ihm hörte oder wusste, wo er war und was er machte. Sie malte sich jedes Mal das Schlimmste aus, sagte sich, dass diese irrsinnige Beziehung nicht halten konnte, weil so vieles zwischen ihnen ungesagt und unerklärt blieb, aber dann tauchte er auf magische Weise an ihrer Türschwelle auf, und all ihre rationalen Überlegungen waren vergessen.
Wenn sie zusammen waren, konnte sie nichts sehen oder fühlen als ihn. Und sie wusste, dass es ihm genauso ging. Es war in seinen Augen zu lesen, jedes Mal, wenn er sie berührte, jedes Mal, wenn er sie küsste. Jedes Mal, wenn er seinen Körper tief in ihren versenkte und sie fest an sich drückte. Er sagte ihr nie, dass er sie liebe, doch für sie bedurfte es keiner Worte, um zu wissen, was in seinem Herzen vorging. Sie spürte es.
Und dieses Wissen machte alles andere so viel schwerer zu ertragen.
Sie wusste sehr wenig über sein Geschäft, darüber, was er trieb, wenn er weg war. Sie hatte ihn natürlich gefragt, immer wieder, aber er war ihrer Frage ausgewichen und hatte gesagt, er arbeite an etwas, das für die Zukunft von großer Bedeutung sei, und er wolle ihre Zeit
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